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Archive des Aktivismus: Schweizer Trotzkist*innen im Kalten Krieg
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Lucas Federer, Gleb J. Albert

Aktivismus, Archive, Trotzki – eine Einleitung

Warum sind wir in Archive hinabgestiegen und haben uns mit der Geschichte von Trotzkist*innen in der Schweiz im Kalten Krieg beschäftigt? Überlegungen zu einem keinesfalls marginalen Thema.

Archive sind im Normalfall eine ordentliche, aufgeräumte Angelegenheit. In den eigentlichen Archivräumen, wo die Bestände lagern, herrscht meistens eine nüchterne, fast schon asketische Atmosphäre. In den Regalen, die sich aneinanderreihen, stehen dicht an dicht die Archivschachteln, in ihrer eigenen Logik sortiert, meistens grau oder braun, mit Kürzeln und Zahlen eines Ordnungssystems versehen. Dies wirkt auf den ersten Blick unspektakulär und es fällt schwer zu glauben, dass sich darin Geschichten verbergen können.

Im Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich (AfZ) und im Schweizerischen Sozialarchiv haben wir nach solchen verborgenen Geschichten gesucht. Wir wollten politischen Aktivismus und die Spuren, die er hinterlässt, untersuchen. Konkret suchten wir nach Spuren von Trotzkist*innen in der deutschsprachigen Schweiz im Kalten Krieg. Sowohl die Organisationen, die sie aufbauten, als auch die Trotzkist*innen selbst haben über die Jahrzehnte ihrer politischen Betätigung viel Papier hinterlassen.

Im AfZ liegen zwei wichtige Nachlässe ehemaliger Trotzkisten. Derjenige von Heinrich Buchbinder, zentrale Figur im Aufbau trotzkistischer Organisationen nach dem Zweiten Weltkrieg, Publizist und späterer SP-Politiker, umfasst ganze 39 Laufmeter. Der von Hans Stierlin ist mit fünf Laufmetern bedeutend kürzer, durch die Doppelfunktion Stierlins als politischer Aktivist und gleichzeitig erfolgreicher Unternehmer und Chef der Sibir AG aber ebenfalls von grossem Interesse. In den beiden Nachlässen sowie in vielen weiteren Archivbeständen, insbesondere im Schweizerischen Sozialarchiv, liegen also Dokumente, Korrespondenzen, Protokolle, Notizen, Entwürfe, Artikel, Briefe, Reden, Einladungen und Publikationen in den erwähnten braunen oder grauen Schachteln. Fein säuberlich geordnet, nach Thema, Jahr, Verfasser*in.

Für den vorliegenden Band haben wir unzählige dieser Archivschachteln geöffnet. Sie wurden durchforstet und ihr Inhalt untersucht. Und sobald die Schachteln geöffnet waren, ist ihre äusserliche Ordnung in sich zusammengefallen.

In der aufgeräumten Atmosphäre des Archivs wurde dann auf einmal sichtbar: In diesen Behältern liegt, hochkomplex verschachtelt, die Geschichte einer politischen Bewegung. Darin finden sich Spuren der politischen Betätigung, des Aktivismus, des Erfolgs und des Scheiterns. Zeugnisse kollektiver Erfolge und persönlicher Niederlagen, Spuren von internationalen Verflechtungen, politischen Netzwerken und überraschenden Zusammenhängen. Diese Schachteln sind das Resultat von bewegten Leben. Ihr Inhalt lässt sich immer nur provisorisch in eine nummerierte Reihenfolge einsortieren.

Abb. 1: Bestände im Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich (AfZ). Die grauen Schachteln reihen sich in den Regalen aneinander.

Es ist nicht einfach, den Versuchungen zu widerstehen, von denen Arlette Farge in ihrem Buchessay zum »Geschmack des Archivs« warnt.1 Wie in den von ihr beschriebenen Gerichtsarchiven des 18. Jahrhunderts täuscht auch in den Archiven des Trotzkismus des Öfteren die Fülle des Materials über die Schwierigkeiten hinweg, aus den Dokumenten heraus Ereignisse und Strukturen herauszuarbeiten und ihnen einen Sinn zu geben. Zugleich führen die über die Dokumente verstreuten kleinen Geschichten und Nebenstränge in die Verlockung des anekdotischen Erzählens – eine Verlockung, der es zu widerstehen gilt, weil sie den Blick auf Zusammenhänge und Strukturen verstellen kann. Auch gilt es stets, die Perspektive der Urheber*innen dieser Materialien zu berücksichtigen, die nicht immer diejenige der Person ist, welche die Materialien aufbewahrt, sondern etwa diejenige der staatlichen Überwachungsorgane sein kann. Und schlussendlich sprechen Dokumente nicht aus sich selbst – sie können nur dann von Historiker*innen zum Stoff für Analysen und Erzählungen gemacht werden, wenn man mit spezifischen Fragen an sie herantritt. Deshalb haben wir den Papieren nicht einfach blind vertraut, sondern die Dokumente auch immer wieder ergänzt und herausgefordert. Zum Beispiel mithilfe ehemaliger Aktivist*innen, ihren Erinnerungen und Erzählungen. Auch sie sind ein Stück weit Archive des Aktivismus. Sie erzählen ebenso vom Leben und Wirken der Trotzkist*innen in der Schweiz.

Diese Trotzkist*innen waren für die sozialen Bewegungen und linken Projekte in der Schweiz der 1950er und 1960er Jahre wichtig. Sie waren mit dem linken Flügel der Sozialdemokratischen Partei (SP) und den Gewerkschaften vernetzt und schafften es mehrfach, politische Themen auch in breiteren gesellschaftlichen Kreisen ins Gespräch zu bringen. Die massgeblich von den Trotzkist*innen initiierten Bemühungen, die atomare Bewaffnung der Schweizer Armee zu verhindern, war Ausgangspunkt intensiver und hart geführter Debatten innerhalb der politischen Landschaft der Schweiz und konnte auf eine gewisse Unterstützung von Studierenden und Jugendlichen zählen – viele Jahre vor 1968.

Die politischen Kontakte der Trotzkist*innen mit dem algerischen Widerstand führten während des Algerienkriegs 1954–1962 zu einer gewerkschaftlich verankerten, intensiven Solidaritätskampagne mit der unter dem Krieg leidenden algerischen Bevölkerung. Diese politischen Kampagnen fanden meistens eingebettet im internationalen Kontext statt. Im Falle Algeriens gab es Kontakte zu französischen Aktivist*innen und zur algerischen Unabhängigkeitsbewegung. In der stark von den blockfreien Staaten geprägten internationalen Bewegung gegen atomare Aufrüstung um 1960 waren die Trotzkist*innen wiederum häufig die bevorzugten Ansprechpartner*innen in den westlichen Ländern.

Die hier bislang nur angedeutete Vielfalt der Themen des Engagements sowie die Reichweite des Wirkens der Trotzkist*innen und ihrer Organisationen haben fundamental etwas mit dieser spezifischen politischen Strömung zu tun: dem Trotzkismus.

In den Archivschachteln finden sich Spuren der politischen Betätigung, des Aktivismus, des Erfolgs und des Scheiterns. Zeugnisse kollektiver Erfolge und persönlicher Niederlagen, Spuren von internationalen Verflechtungen, politischen Netzwerken und überraschenden Zusammenhängen.

Trotzkismus zwischen Kriegsende und 1968: Eine besondere Nische

Der Trotzkismus ist eine bemerkenswerte Erscheinung in der Geschichte kommunistischer Strömungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.2 Im Gegensatz etwa zum (post-)stalinistischen Sowjetkommunismus oder den Kommunismen maoistischer Prägung konnte er nie aus der Position einer Staatsmacht heraus agieren, spielte jedoch als Richtung innerhalb der radikalen Linken in vielen Ländern eine zentrale Rolle. Sein Namensgeber, der russische Revolutionär und bolschewikische Politiker Leo Trotzki, überwarf sich nach dem Tod Lenins 1924 mit Stalin, wobei die Einschätzung der Weltlage zu den zentralen Differenzen gehörte: Während Stalin an die Möglichkeit des Sozialismus in der Sowjetunion unabhängig von der revolutionären Entwicklung im Ausland glaubte, sah Trotzki das Schicksal des Landes eng verknüpft mit der internationalen Revolution.3

Die trotzkistische Bewegung in der Sowjetunion wurde rasch ins Abseits gedrängt, ihre Anhänger*innen im Grossen Terror massenhaft ermordet.4 Im Ausland jedoch konnte der 1929 exilierte Trotzki bis zu seiner Ermordung 1940 eine rege politische Tätigkeit entfalten und internationale Anhänger*innen mobilisieren, mit denen er 1938 die IV. Internationale gründete – im Selbstverständnis ihrer Protagonist*innen eine Alternative zur 1919 unter anderem von Lenin und Trotzki als kommunistische »Weltpartei« gegründeten Kommunistischen beziehungsweise III. Internationale (Komintern), die aber in den späten 1920er Jahren vollends der politischen Linie Stalins untergeordnet und zu einer Handlangerin der sowjetischen Aussenpolitik degradiert wurde.5 Trotzkistische Gruppen spielten im Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Europa eine weniger prominente, jedoch nicht zu unterschätzende Rolle.6 In der Nachkriegszeit entwickelten sie sich dann wiederum in verschiedenen Ländern zu einer wichtigen Kraft innerhalb der Linken und übernahmen beispielsweise in Grossbritannien oder Frankreich zeitweise die Führungsrolle.7

In der politischen Landschaft links der Sozialdemokratie nach dem Zweiten Weltkrieg hatte der Trotzkismus einige Alleinstellungsmerkmale, die ihn von anderen radikal linken Bewegungen absetzten und ihm Vorteile verschafften. So bot der Trotzkismus denjenigen Aktivist*innen ein Identifikationsangebot, die sich in die Traditionslinie der Oktoberrevolution stellen wollten und sich somit weder in der Sozialdemokratie noch im Anarchismus aufgehoben sahen – sich aber zugleich dagegen sträubten, die Seite der (post-)stalinistischen Sowjetunion einzunehmen. Gerade für einen antistalinistischen Widerstand bei gleichzeitigem Festhalten an kommunistischen Idealen und am Erbe von 1917 stellte die trotzkistische Bewegung der Zwischenkriegszeit genügend Anschauungsbeispiele und Vorbildfiguren. Kaum eine andere radikal linke politische Strömung wurde dermassen systematisch vom stalinistischen Apparat bis aufs Blut verfolgt – in der Sowjetunion wie im Ausland. Nicht nur Trotzki selbst wurde 1940 Opfer dieser Verfolgung, sondern auch zahlreiche Trotzkist*innen, die vom sowjetischen Geheimdienst in den 1930er Jahren im Ausland – etwa in Spanien und in Frankreich – ermordet wurden.8

Doch nicht nur der Antistalinismus machte den Trotzkismus attraktiv – es war auch die Freiheit von der Verantwortung für die aktuelle Politik eines Staates. Die Trotzkist*innen, die seit den 1920er Jahren Stalins Politik lautstark angeprangert hatten – und in deren Umfeld der Begriff »Stalinismus« zum ersten Mal gefallen war –,9 mussten keine Verantwortung übernehmen, weder für Kollektivierung, Massenhunger und Grossen Terror noch für die imperiale Sowjetpolitik in Osteuropa nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die Trotzkist*innen konnten auch jenseits der Geschichte des Stalinismus, so der Historiker Peter Brandt, »[i]m Unterschied zu den etablierten kommunistischen Parteien, insbesondere denen an der Macht, verglichen auch mit den sozialdemokratisch-sozialistischen Parteien, [...] ihren Banner unbefleckt halten.«10 Umso überzeugender konnten sie sich angesichts der imperialistischen Aktionen der poststalinistischen Sowjetunion, so in Ungarn 1956 und 1968 in der Tschechoslowakei, auf die Seite der Angegriffenen und Unterdrückten stellen – und damit wiederum die Sympathien derjenigen Linken gewinnen, die sich angesichts dieser Ereignisse entsetzt von der Sowjetunion abwandten.

Abb. 2: Porträt von Leo Trotzki, vermutlich aus dem Jahr 1935.

Auch als sich der poststalinistische Weltkommunismus in mehrere Lager aufteilte – zuerst 1948 durch den Bruch der Sowjetunion mit Jugoslawien, dann 1959 mit China, schliesslich 1968 mit Albanien – und im Westen entsprechend affiliierte politische Strömungen entstanden, konnten die Trotzkist*innen gewissermassen über den Dingen stehen. Für sie hiess es schon lange vor 1968 »Weder Moskau noch Washington«, und auch, so müsste man trotz des kurzen Flirts mit Tito ergänzen,11 weder Peking noch Belgrad noch Tirana.

Dies machte sie inmitten der antikommunistischen Verfolgung zumindest ansatzweise weniger angreifbar – die Aufforderung »Moskau – einfach« zog bei ihnen nicht –12 und darüber hinaus zu einem verhältnismässig annehmbaren Gesprächspartner für gemässigtere linke Kräfte in ihren jeweiligen Ländern. Obwohl sich die Trotzkist*innen auch von der reformistischen Sozialdemokratie entschieden abgrenzten, liessen sich Kontakte zu Exponent*innen der linken Flügel der sozialdemokratischen Parteien leichter und für die Letzteren unverfänglicher knüpfen als zu den moskau- oder pekingtreuen, den Ruch des Landesverrats tragenden Kräften. Auch der politische Zwischenbereich des zwischen Sozialdemokratie und Parteikommunismus angesiedelten Linkssozialismus war für die Trotzkist*innen ein fruchtbares Feld für Kontakte und Kooperationen.13 Zahlreiche Spuren solcher Kontakte finden sich sowohl in Heinrich Buchbinders Lebenslauf als auch in seinem Nachlass.

Was dem Trotzkismus ebenfalls zugute kam, war sein langgehegtes Bekenntnis zur internationalen Solidarität und zum revolutionären Denken in globalen Kategorien. Hervorgegangen aus dem »Urkonflikt« zwischen Trotzki (»Weltrevolution«) und Stalin (»Sozialismus in einem Land«), gehörte die Wahrnehmung des politischen Kampfes als notwendigerweise weltumspannend und international zu seinen Grundprämissen.14 Der Trotzkismus bezog innerhalb der radikalen Linken seine Hauptlegitimation daraus, dass er zuallererst »internationalistisch« dachte – und sich auch entsprechend organisierte und handelte. Die internationale Solidarität und die damit einhergehende transnationale Vernetzung der trotzkistischen Gruppen hatte für die Aktivist*innen nicht nur eine Erweiterung des politischen Kampffeldes zur Folge, sondern war auch eine Quelle der Motivation angesichts eigener politischer Erfolglosigkeit, wie Brandt anhand der bundesdeutschen Trotzkist*innen festhält: Bei ausbleibendem Erfolg im eigenen Land konnte man sich über die Erfolge einer ausländischen Partnerorganisation freuen und gewissermassen daran teilhaben.15

Abb. 3: Unabdingbar für den internationalistischen Aktivismus in der Nachkriegszeit: Der Reisepass von Heinrich Buchbinder, vermutlich 1959 ausgestellt.

Aber auch die Konfliktlinien des internationalen Trotzkismus und seiner nationalen Strömungen verliefen oftmals entlang weltpolitischer Angelegenheiten – etwa um die »richtige« Einschätzung der (post-) stalinistischen Sowjetunion,16 oder um die Befürwortung oder Ablehnung von Titos Alleingang in Jugoslawien.17 Auch die Bewegungen und Konflikte im globalen Süden spielten für Nachkriegstrotzkist*innen eine entscheidende Rolle – als Potential für mögliche innertrotzkistische Verwerfungen, aber auch als Betätigungsfeld für internationale Solidarität.

Wenn Brandt auch betont, dass die Fokussierung auf den globalen Süden nur eine »zeitweise« Erscheinung in der Geschichte des Trotzkismus nach 1945 gewesen sei,18 war diese Aufmerksamkeitsverlagerung im Kontext der zeitgenössischen Linken von grosser Wichtigkeit, da die trotzkistische Bewegung damit der »Dritte-Welt-Solidarität« der Neuen Linken in vielfacher Weise vorgriff. Vielerorts, so auch in der Schweiz, brachten sie durch ihre Solidaritätskampagnen Anliegen des globalen Südens in den Fokus der Öffentlichkeit, die nicht nur von der bürgerlichen Politik, sondern auch von den etablierten Arbeiter*innenparteien ignoriert wurden.

Ein weiterer Faktor, der dem Trotzkismus eine günstige Position im Nachgang des Zweiten Weltkrieges verschaffte, war seine Fähigkeit, diverse Bevölkerungsschichten anzusprechen. Zum einen blieb das »Proletariat« sein konstanter Bezugspunkt – und dies auch nach der Entdeckung anderer »revolutionärer Subjekte« durch die neuen sozialen Bewegungen rund um 1968. Damit wurden die trotzkistischen Organisationen zu einem Ort des Engagements für diejenigen, die sich weiterhin für eine Arbeiter*innenklasse im kommunistischen Sinne engagierten, dies jedoch unabhängig von Moskau tun wollten – nicht zuletzt auch für Arbeiter*innen selbst.

Zugleich konnte der Trotzkismus auch mit intellektuellem Potential aufwarten. Trotzki selbst hat sich vor allem in seinem letzten Lebensjahrzehnt als scharfsichtiger politischer Analytiker nicht bloss der sowjetischen, sondern auch der europäischen Verhältnisse einen Namen gemacht, und vermochte auch auf liberale Philosophen wie John Dewey, Künstler*innen wie André Breton oder Frida Kahlo und Literaten wie (zeitweise) Heinrich Mann Anziehungskraft auszuüben. Eine politische Bewegung mit einer solchen Gründerfigur musste für diejenigen westeuropäischen Linken besonders reizvoll erscheinen, die wenig von Guerilla-Kitsch und umso mehr von anspruchsvoller politischer Analyse hielten.

Auch sein Charakter als explizit dissidente Bewegung liess den Trotzkismus auf kritische Intellektuelle anziehend wirken. Der Trotzkismus wurde aus einem Bedürfnis nach Diskussion und abweichender Meinung geboren – nämlich aus dem Unverständnis Trotzkis und seiner Anhänger*innen über den Kurs der sowjetischen Führung ab 1923, das mit der Forderung nach Freiheit der (innerparteilichen) Diskussion einherging.

Die Vorstellung, dass sich (zumindest nach Anerkennung einer gemeinsamen, nicht hintergehbaren ideologischen Grundlage) das beste Argument in freier Diskussion durchsetzt, nachdem alle, auch abweichende Argumente, frei entfaltet werden dürfen, wirkte ungleich attraktiver als der Kader- und Kadavergehorsam des (post-)stalinistischen Kommunismus.

Damit war allerdings im Trotzkismus eine Eigenschaft angelegt, die populärkulturell an ihm haften bleiben sollte – die ewigen Zerwürfnisse und Spaltungen. Der Monty-Python-Witz aus Life of Brian über die »Judäische Volksfront« und die »Volksfront von Judäa« war mit grosser Sicherheit auf die in Grossbritannien vom Trotzkismus dominierte radikale Linke gemünzt. Die Geschichte des Trotzkismus hat zahlreiche miteinander konkurrierende Internationalen hervorgebracht,19 und die nationalen Sektionen mussten entsprechend nach jeder Spaltung immer wieder ihre Loyalitäten neu ausrichten – wovon auch ein grosser Teil der internationalen Korrespondenz in Heinrich Buchbinders Nachlass zeugt.

Dass die Trotzkist*innen ihre internen Differenzen nicht einfach aushalten konnten, ohne sich organisatorisch zu spalten, liegt in einer weiteren Eigenschaft begründet, die ihnen in der Nachkriegszeit zum Vorteil wie zum Nachteil gereichte: ihrer Treue zum Organisationsmodell der Kaderpartei. Die Präferenz des Modells der Vollzeitrevolutionärin/des Vollzeitrevolutionärs gegenüber einer Massenmitgliedschaft nach sozialdemokratischem Vorbild war einer der Hauptgründe, die die Bolschewiki 1903 zur Formierung eines eigenen Flügels der russischen Sozialdemokratie bewogen hatten. Die Bolschewiki wiederum waren das Vorbild und Bezugsobjekt der trotzkistischen Bewegung. Sie sah sich als ihre direkte Nachfolgerin – mit ein Grund, warum »Trotzkist*in« sich nie als Selbstbezeichnung durchsetzte, sondern man sich als »Bolschewiki-Leninisten« und Ähnliches titulierte (abgesehen davon, dass »Trotzkismus« vom Stalin-Regime zunächst als abwertende Bezeichnung und spätestens ab den 1930er Jahren als lebensgefährliches Stigma eingesetzt wurde).20

Die trotzkistischen Kadergruppen waren in der Nachkriegssituation – und umso mehr ab den späten 1960er Jahren im Kontrast zu den neuen sozialen Bewegungen – attraktiv für diejenigen, die es mit der Revolution im klassischen Sinne ernst meinten und die bunten, losen Gruppen der neuen sozialen Bewegungen nicht in der Lage sahen, eine solche zu vollbringen – zugleich aber auch nicht im anderen Extrem, in den von Kadavergehorsam und Fremdsteuerung geprägten, mit der Sowjetunion oder China affiliierten Parteien und Gruppen aufgehen wollten. Die trotzkistischen Gruppen präsentierten sich als intellektuell wache, reflektierte, offene Körperschaften, die jedoch zugleich verbindliche Prinzipien und klare Hierarchien pflegten. Doch zwischen der proklamierten Diskussionsfreiheit und dem Kaderprinzip lag ein unauflösbarer Widerspruch – man konnte diskutieren, doch wenn man eine Meinung vertrat, über die kein Konsens hergestellt werden konnte, verlangte das Kaderprinzip den Austritt oder die Spaltung als organisatorische Konsequenz.

Abb. 4: Die Agenda von Heinrich Buchbinder aus dem Jahr 1968: Politischer Aktivismus bedurfte einer guten Organisation.

Der Trotzkismus in der Schweiz

Spaltungen der trotzkistischen Organisationen waren in der Schweiz im ganzen 20. Jahrhundert untypisch selten. Dabei gibt es in der Schweiz eine durchaus lebhafte Geschichte der trotzkistischen Organisierung. Diese reicht bis in die frühen 1930er Jahre zurück. Die an Leo Trotzki orientierte Linke Opposition innerhalb der Kommunistischen Partei der Schweiz (KPS) kam 1933 aufgrund der sich rasant verändernden internationalen Situation zum Schluss, dass ihre bis dahin lockere Organisationsform den Herausforderungen nicht mehr genüge, und gründete die Marxistische Aktion der Schweiz (MAS).21

Die MAS blieb in den darauffolgenden Jahren allerdings zahlenmässig schwach und konnte sich nicht wie erhofft zu einer ernsthaften Alternative neben der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz (SPS) und der KPS entwickeln. Bereits 1939 zerfiel die Organisation grösstenteils durch interne Auseinandersetzungen und – in diesem Falle treffen die Klischees zu – Abspaltungen. Im Verlaufe des Zweiten Weltkriegs fanden dann jedoch einige ehemalige Mitglieder, vor allem aus Basel, wieder zusammen und begannen mit den »Informationsbriefen für revolutionäre Politik« eine antimilitaristische Publikationstätigkeit, für die mehrere Exponenten 1942 wegen ihrer Kritik an der Armee zu mehrmonatigen Haftstrafen verurteilt wurden. Damit war das kurze Wiedererblühen der MAS erneut zu einem Ende gekommen.22 Ab 1945 formierte sich die MAS ein drittes Mal. Bewusst wurde sie nun als geheime Organisation aufgebaut. Wenn sie auftrat, dann unter dem Namen Internationale Kommunisten der Schweiz (IKS). Dies war dem seit den späten 1930er Jahren verfügten Verbot der Schweizer Sektion der IV. Internationale und den gemachten Erfahrungen mit der staatlichen Repression geschuldet.

Am 1. Mai 1945 tauchte in Zürich überraschend eine Zeitschrift unter dem Namen Proletarische Aktion auf. Konzipiert und herausgegeben wurde diese von zwei Mitgliedern der PdA-nahen Freien Jugend, die sich durch die Entwicklungen der sowjetischen Aussenpolitik gegen Ende des Zweiten Weltkriegs abgestossen fühlten. Die MAS wurde von dieser Zeitung überrumpelt, hatte sie doch vor, diese Nische der linken, stalinkritischen Opposition selbst auszufüllen. Das Auftauchen dieser Zeitung drängte die MAS nun dazu, ihre eigentlich geplante Phase der internen Festigung aufzugeben und das Zeitungsprojekt zu unterstützen. Der offene Bruch der beiden Herausgeber mit dem Stalinismus erkannte die MAS als ein wichtiges politisches Momentum, das es auszunutzen galt.

Rund um die Proletarische Aktion bildete sich in den folgenden Monaten eine eigentliche Organisation. Die MAS beteiligte sich dabei massgeblich und fing an, den Zeitungs- und Organisationsnamen »Proletarische Aktion« (PA) zu beanspruchen und fortan zu benutzen. Die offizielle Gründungsversammlung der PA fand am 16. November 1946 statt. Fünf der sieben Gründungsmitglieder waren ebenfalls Mitglieder der MAS. Die MAS hatte damit die PA zu ihrem verlängerten, legalen Arm gemacht. Die Leitung der PA und der MAS waren in den folgenden Jahren praktisch deckungsgleich. Während die MAS offiziell die Schweizer Sektion der IV. Internationale war und in internationalen Zusammenhängen in Erscheinung trat, war die PA für die politische Arbeit in der Schweiz zuständig.23

Die PA entwickelte in den Jahren nach ihrer Gründung eine gewisse Anziehungskraft in linksoppositionellen Kreisen. Dieser Aufschwung ging einher mit dem Wiedererstarken der politischen Arbeiter*innenbewegung in der Schweiz nach dem Zweiten Weltkrieg. Bis zur kurzen wirtschaftlichen Rezession ab 1948 war es in allen Regionen der Schweiz zu einer erhöhten Streikaktivität und dutzenden Arbeitsniederlegungen gekommen. Ab 1944 betrat mit der Partei der Arbeit (PdA) zudem eine Nachfolgeorganisation der verbotenen KPS das politische Parkett.24 Die Hoffnungen, dass es sich bei dieser Partei um eine offenere, weniger bürokratisierte und weniger von Moskau abhängige Organisation handeln könnte, als dies die KPS vor dem Krieg dargestellt hatte, verflüchtigte sich jedoch schnell. Dies wiederum wirkte sich positiv auf die Entwicklung der Mitgliederzahlen der PA aus. Verschiedene Personen, die nach kurzer Betätigung desillusioniert aus der PdA austraten, wurden ab 1946 Mitglieder der PA.

Spaltungen der trotzkistischen Organisationen waren in der Schweiz im ganzen 20. Jahrhundert untypisch selten.

Der Aufschwung der Organisation währte allerdings nur kurz. Bereits ab 1948 stagnierte das Wachstum der PA und in den frühen 1950er Jahren konzentrierten sich die Schweizer Trotzkist*innen vermehrt auf Reformkämpfe. Ab 1951 versuchten sie, unter dem Namen Sozialistische Arbeiterkonferenz (SAK) linke Gewerkschafter*innen und oppositionelle Sozialist*innen zu organisieren. Ab 1953 verfestigten sich diese Strukturen und es entstand der Sozialistische Arbeiterbund (SAB), der sich als »Vereinigung freier und unabhängiger Sozialisten« verstand. Der SAB sollte nach Meinung seiner Initiant*innen eine Alternative zu SP und PdA werden und erzielte tatsächlich einige beachtliche Erfolge in kantonalen Initiativen für Mindestlöhne in Zürich und Basel. Allerdings konnten diese Lichtblicke nicht in ein Wachstum der Organisation umgesetzt werden und so blieb auch der SAB eine Randerscheinung. Ende der 1950er Jahre gingen wiederum entscheidende Impulse zum Aufbau von Solidaritätsstrukturen mit Algerien, wo der Kolonialkrieg mit Frankreich seinem Höhepunkt entgegenging, und zur Gründung der »Schweizerischen Bewegung gegen die atomare Aufrüstung« von Mitgliedern des SAB aus. Rund um die Ereignisse in Ungarn 1956 gelang es, einige Mitglieder der PdA zu gewinnen, die sich von ihrer Partei distanziert hatten.25

Die 1960er Jahre waren dann aber wiederum vom Niedergang des organisierten Trotzkismus in der Schweiz gekennzeichnet. Der SAB existierte auf dem Papier zwar noch bis 1969, allerdings schrumpfte seine Mitgliederbasis auf einen sehr kleinen Personenkreis zusammen, der noch bis 1969 regelmässig Das Arbeiterwort herausgab, aber ansonsten keine grossen Aktivitäten mehr durchführen konnte.

Abb. 5: Die trotzkistische Bewegung in der Schweiz fand auch schon vor 1968 gewissen Anklang bei Schüler*innen und Studierenden. Speziell der Anti-Atomwaffen-Protest wirkte mobilisierend, wie hier an der 1. Mai-Demonstration 1962.

Im Jahr 1968 kulminierte in der Schweiz, wie in vielen anderen europäischen Ländern, der Unmut über den gesellschaftlichen Konservatismus und starre politische Strukturen. Die Protestbewegung, die vor allem unter Schüler*innen und Studierenden erheblichen Rückhalt genoss, erschütterte nicht nur die Gesellschaft, sondern führte auch innerhalb der radikalen Linken zu einigen Spannungen und umfassenden Umgruppierungen. Neben der sich auflehnenden Jugend war dabei die Niederschlagung des »Prager Frühlings« durch Truppen des Warschauer Paktes zentral, die in dieser jungen Generation von politischen Aktivist*innen für breite Empörung sorgte. Auch wenn sich die PdA ungewöhnlich stark vom Vorgehen der Sowjetunion distanzierte, verlor sie in den kommenden Monaten einen grossen Teil ihrer jungen Mitglieder und intellektuellen Persönlichkeiten an maoistische Organisationen und an die Revolutionäre Marxistische Liga (RML).

Die RML war aus einer dissidenten Gruppe innerhalb der Parti Ouvrier Populaire (POP, der Name der PdA in den französischsprachigen Teilen der Schweiz) im Kanton Waadt entstanden. Diese Gruppe hatte bereits im Verlaufe der 1960er Jahre damit begonnen, einen geheimen Lesezirkel innerhalb der POP zu organisieren, in dem Schriften von verschiedenen, von der Parteilinie abweichenden Autor*innen, darunter auch Trotzki, gelesen wurden. Als sich dann ab 1968 die innerparteiliche Kritik an der moskaufreundlichen Orientierung der PdA/POP verstärkte, wurde die Existenz der Lesegruppe bekannt und die führenden Personen aus der Organisation ausgeschlossen. Diese gründeten, zusammen mit grossen Teilen der Jugendorganisation der POP, im Jahr 1969 die RML. Nach längeren internen Diskussionen entschied die RML, sich dem Vereinigten Sekretariat der Vierten Internationale (VSVI) anzuschliessen. Auch wenn sich längst nicht alle Mitglieder der jungen Organisation als »Trotzkisten« verstanden, war damit klar, dass die RML in der Folge als trotzkistisch gelten würde. Sie sollte die mitgliederstärkste Organisation in der Geschichte des Schweizer Trotzkismus werden.26

Während der 1970er Jahre war die RML eine durchaus wahrnehmbare politische Kraft ausserhalb des parlamentarischen Spektrums. Schweizweit zählte sie über tausend Personen zu ihrem Mitglieder- und Sympathisant*innenkreis und war neben den grösseren Schweizer Städten unter anderem auch in Biel, Schaffhausen, Zug, dem Aargau oder La Chaux-de-Fonds aktiv. Die politische Aktivität der Organisation verlagerte sich tendenziell weg von den in der Jugendbewegung um 1968 zentralen Themen der internationalen Solidarität mit revolutionären und antikolonialen Bewegungen hin zu Fragen der Schweizer Politik. Umwelt- und Friedensfragen blieben weiterhin zentral, hinzu kam die intensive Auseinandersetzung mit den Gewerkschaften und dem Feminismus.27

Im September 1980, an ihrem fünften Kongress, benannte sich die RML in Sozialistische Arbeiterpartei (SAP) um. Diese Umbenennung spiegelte dabei einen viel grundlegenderen Umbruch wider. Die RML war gegen Ende der 1970er Jahre in eine Phase der Stagnation getreten. Der Anspruch, eine Arbeiter*innen-Avantgarde zu organisieren, der auch in der Bezeichnung »Liga« deutlich sichtbar wurde, wurde in den Hintergrund gerückt und eine vermehrte Orientierung auf die »Arbeiterklasse« angestrebt. Aus der »Liga« wurde eine »Partei« und an die Stelle der internationalen Revolution trat immer mehr die gewerkschaftliche Tagesarbeit.28 1987 fand der siebte und letzte Kongress der SAP statt. Die Welt und die politische Landschaft der Schweiz hatten sich in den vorhergegangenen zwanzig Jahren stark verändert. Die SAP arbeitete in vielen Städten seit längerer Zeit in rot-grünen Bündnissen. Der Kongress von 1987 stützte diese Linie der verstärkt regionalen Bündnisarbeit und konnte gleichzeitig die unterschiedlichen politischen Perspektiven der Sektionen nicht mehr verbergen. In den folgenden Monaten löste sich die SAP langsam auf und die verschiedenen regionalen Sektionen verschwanden entweder oder gingen in den regionalen und lokalen Bündnissen auf.

So wurde der Schweizer Trotzkismus wieder unsichtbar – nachdem er Spuren seines Wirkens in der radikalen Linken der Schweiz und darüber hinaus indirekt in Politik und Gesellschaft hinterlassen hatte. Um die Organisationen und Akteur*innen wieder sichtbar zu machen, bedarf es daher Anstrengungen.

Abb. 6: Abziehbild der RML von 1979, das für die Atomschutz-Initiative wirbt. Das Logo der Organisation links unten zeigt zwei Hände, die einen Hammer und eine Sichel halten.

Neue Archive, neue Forscher*innen

Der vorliegende Band weist eine nicht ganz typische Entstehungsgeschichte auf – weder für wissenschaftliche Publikationen noch für Veröffentlichungen zur Geschichte des Trotzkismus. Die Historiographie der trotzkistischen Bewegung war – von wenigen Ausnahmen abgesehen – zeitlebens geprägt von Autor*innen, die selbst politisch und biografisch mit der Bewegung verflochten waren. Dies ist nicht verwunderlich, sowohl angesichts des Hangs zur Selbsthistorisierung und zum »Einschreiben« in eine Tradition, die (nicht nur, aber vor allem) linken politischen Bewegungen eigen ist, als auch angesichts der bereits angerissenen Affinität des Trotzkismus zur schriftlichen Reflexion und Analyse. Dass sich viele Protagonist*innen des internationalen Trotzkismus als Historiker*innen (nicht nur) ihrer Bewegung betätigt haben, oder auch gleich den Weg in die akademische Geschichtsschreibung genommen haben, überrascht nicht und schmälert keineswegs den wissenschaftlichen Wert der dabei entstandenen Literatur. Diese biografische Verwurzelung trifft auch, in mehr oder weniger starkem Masse, auf die jüngere Generation der Trotzkismus-Historiographie zu.

Die Beiträge dieses Bandes sind dagegen in einem Setting entstanden, das in der heutigen Zeit eher selten eine Auseinandersetzung mit der Geschichte der radikalen Linken befördert – nämlich im Rahmen einer universitären Lehrveranstaltung. Sie sind hervorgegangen aus dem Masterseminar »Archive des Aktivismus: Schweizer Trotzkisten im Kalten Krieg«, durchgeführt im Herbstsemester 2016 am Historischen Seminar der Universität Zürich unter der Leitung von Monika Dommann und Gleb J. Albert. Die »Archive« im Veranstaltungstitel sind dabei keineswegs bloss metaphorisch zu verstehen. Anlass sowohl des Seminars als auch des 2016 angelaufenen, vom Ellen-Rifkin-Hill-Fonds des Schweizerischen Sozialarchivs geförderten Forschungsprojektes, im Rahmen dessen Lucas Federer seine Dissertation schreibt, waren die noch weitgehend unerschlossenen Archive des Schweizer Trotzkismus und seiner Protagonist*innen. Dies betrifft sowohl die Privatarchive und Wissensbestände der Exponent*innen der Schweizer trotzkistischen Bewegung vor 1968 als auch die Nachlässe im Schweizerischen Sozialarchiv und im Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich (AfZ). Gerade die relevanten Bestände im AfZ sind noch gar nicht ins Blickfeld der Forschung geraten. Der umfangreiche Nachlass Heinrich Buchbinders etwa steht erst seit wenigen Jahren zur Verfügung, während sich der Nachlass des Trotzkisten und Kühlschrankfabrikanten Hans Stierlin bei Beginn des Seminars noch in der Phase der archivarischen Erschliessung befand.

Den studentischen Autor*innen kam somit die Rolle von Entdecker*innen zu. In Kooperation mit dem AfZ erhielten sie die Gelegenheit, in frisch abgelieferte Archivbestände abzutauchen und so den »Geschmack des Archivs« zu kosten – mit all seinen Freuden, aber auch Tücken und falschen Fährten. Dabei stiessen sie auf Maibändel, dicht bestempelte Reisepässe, Schulaufsätze, Absorptionskühlschränke – aber auch auf polizeiliche Observationsberichte, Versammlungsprotokolle, Manifest-Typoskripte und Schulungstonbänder.

Vor allem entdeckten sie für sich – frei von der Bürde politischer Affinitäten und biografischer Verstrickungen – eine politische Bewegung, die (zumal in der kleinen Schweiz) lange aus dem politischen Tagesgeschehen wie auch aus dem historischen Gedächtnis verschwunden war. Sie erkannten dabei nicht nur neue politische Zusammenhänge, sondern auch – und das ist eine der zentralen Erkenntnisse der versammelten Studien –, dass die offensichtliche Marginalität einer politischen Bewegung nicht gleichzusetzen ist mit historischer Bedeutungs- und Folgenlosigkeit des Tuns ihrer Mitglieder. Hier wird, wie von der neueren Arbeiter*innenbewegungsforschung betont, deutlich, dass eine politische Ideologie, die sich hinter ihr versammelnden Organisationen und die Praktiken ihrer Mitglieder nicht in eins zu setzen sind, sondern als drei unterschiedliche, sich möglicherweise widersprechende Elemente in den Fokus der historischen Analyse genommen werden müssen.29

Abb. 7: Hans Stierlin, hier als 52-Jähriger auf einem Foto, das 1968 im Tessin aufgenommen wurde.

Der Trotzkismus als Ideologie mag in der Schweizer politischen Ideenwelt kaum Spuren hinterlassen haben, die entsprechenden Organisationen – Grüppchen mit einigen Dutzend Mitgliedern – verhallten weitgehend spurlos in der hiesigen politischen Landschaft. Doch schaut man genau hin, und bricht den Schweizer Trotzkismus auf das Handeln von individuellen Akteur*innen herunter, erkennt man eine Lücke in der sozialen und politischen Geschichte der Schweiz, die, wenn man sie zu schliessen versucht, Anknüpfungspunkte für grössere Fragestellungen bietet. Die hier versammelten Aufsätze stellen damit implizit Beispiele für eine kultur- und praxistheoretisch erneuerte Gesellschaftsgeschichte dar.30

Die durch das Handeln einzelner Akteur*innen bedingte Eigenwilligkeit im Verhältnis zwischen (Organisations-)Struktur und Individuum sowie das Zusammenspiel beider Faktoren in ihrer Auswirkung auf die Gesellschaft ziehen sich wie ein roter Faden durch die Beiträge. Bei Nicolas Hermann erfahren wir, wie Hans Stierlin als politisch engagierter Tüftler die Schweizer Konsumkultur nachhaltig veränderte und sich als überzeugter Trotzkist und Fabrikbesitzer durch kapitalistische Verhältnisse und die Schweizer Kalte-Kriegs-Öffentlichkeit hindurchnavigieren musste. Während Stierlin seine öffentliche Rolle auf die des Patrons festlegte und seinem politischen Aktivismus nur verdeckt frönte, setzte sein Genosse Heinrich Buchbinder alles auf die aktivistische Karte und nahm entsprechende gesellschaftliche Stigmatisierungen in Kauf, bevor er spät Anerkennung als Experte fand. Was ihn trotz politischer Rückschläge immer wieder zum Weitermachen motivierte, zeichnet Christian Gross anhand verstreuter Spuren in Buchbinders Nachlass nach – und zeigt dabei nebenbei auf, wie Heinrich Buchbinder als politische Person weit über die vermeintliche Zeitschwelle »1968« hinaus wirkte. Selbiges gilt für den trotzkistischen Veritas-Verlag, dessen Geschichte Remo Cadalbert rekonstruiert – ein Verlag, gegründet von »alten« Trotzkist*innen, doch in seiner Aktivität vollauf entfaltet in der neu formierten trotzkistischen Bewegung nach 1968.

Der Schweizer Trotzkismus wurde wieder unsichtbar – nachdem er Spuren seines Wirkens in der radikalen Linken der Schweiz und darüber hinaus indirekt in Politik und Gesellschaft hinterlassen hatte.

Andere Kontinuitäten, ideologischer wie habitueller Art, konnten für die politischen Individuen zugleich auch ein Hindernis darstellen, wie Antje Rihm anhand der Frauengruppen innerhalb der RML aufzeigt: Die Aktivistinnen suchten aktiv nach Wegen, um Klassenanalyse und Feminismus unter einen Hut zu bringen, und scheiterten letztendlich auch an den aus der »alten« Arbeiterbewegung geerbten männlich dominierten innerparteilichen Strukturen. Auch eine der ersten Kampagnen der RML, diejenige gegen die xenophobe »Schwarzenbach-Initiative«, krankte, wie Matthias Fässler zeigt, an gewissen Altlasten – vor allem an einem Stellvertreter-Anspruch, der die Migrant*innen selbst nicht zu Wort kommen liess und sie nicht aktiv in den Kampf mit einbezog. Während die Kampagne der RML gegen Schwarzenbach etwas überspitzt als too little, too late charakterisiert werden könnte, waren die Trotzkist*innen knapp anderthalb Jahrzehnte zuvor der Schweizer Politiklandschaft weit voraus – und zwar mit ihrem, dem Trotzkismus eigenen, internationalen Horizont. Srdjan Dragojevic zeigt in seinem Beitrag zur Accra Assembly auf, wie mit Buchbinder ein international unbekannter Aktivist aus einem kleinen Land gleichsam hinter den Kulissen in die Weltpolitik eingreifen konnte, indem er im Namen des Anti-Atom-Aktivismus persönliche Kontakte zwischen West, Ost und den »Blockfreien«, zwischen globalem Norden und globalem Süden vermittelte.

Michiel van Gulpen und Christian Futter zeigen in ihren Beiträgen, wie die Schweizer Trotzkist*innen mit ihrer Algerien-Solidarität antikolonialen Aktivismus auf die tagespolitische Agenda hoben. Die beiden Autoren analysieren den politischen Algerien-Diskurs der trotzkistischen Organe und zeigen zugleich, welchen strukturellen Zwängen sich die Aktivist*innen in ihrer Algerien-Solidarität ausgesetzt sahen, wie zum Beispiel den wechselnden politischen Affinitäten der internationalen trotzkistischen Organisationen bezüglich der Fraktionen des algerischen Antikolonialismus.

Abb. 8: Das Arbeiten im Archiv ist eine kleinteilige, langwierige Arbeit. Es gilt, in der Fülle an Dokumenten die relevanten Informationen zu finden.

Die vielleicht wichtigste strukturelle Klammer, die nicht nur für die Algerien-Solidarität, sondern generell für linken politischen Aktivismus in der Schweiz prägend war, ist jedoch diejenige der politischen Überwachung. Um die zentralen Quellen dieser Überwachung, die Historiker*innen zu Verfügung stehen – die sogenannten »Fichen« – dreht sich der Beitrag von Lucas Federer. Er nimmt dabei nicht nur eine quellenkritische Einordnung dieser Dokumente vor, sondern zeigt auch den spezifischen Blick der politischen Polizei auf linken Aktivismus, seine Blindstellen sowie die konkreten Auswirkungen der »Fichierung« auf die Überwachten.

Die Entstehung des gesamten Bandes wäre ohne die intensive Mitarbeit und grosszügige Hilfe unzähliger Personen nicht möglich gewesen. Allen voran seien die wissenschaftlichen Hilfsassistent*innen Anna Baumann, Nicolas Hermann und Michiel van Gulpen erwähnt, ohne deren stundenlange Arbeit an den Texten die Publikation niemals rechtzeitig hätte fertiggestellt werden können. Karin Schraner hat das Projekt im Backoffice ideell und organisatorisch unterstützt.

Das Schweizerische Sozialarchiv unter der Leitung von Christian Koller sowie das Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich, geleitet durch Gregor Spuhler, haben uns sowohl bei der Recherche als auch bei der Digitalisierung von Quellen und Bildmaterial unterstützt. Ohne ihren Einsatz sowie die geduldige Betreuung und Beratung hätten viele der hier versammelten Aufsätze nie ihre jetzige Form annehmen können. Ebenfalls bedanken wir uns beim Public Records and Archives Administration Department (PRAAD) in Accra, Ghana, für die umfassende Recherche zur Accra Assembly und das wertvolle Quellen- und Bildmaterial zu dieser Konferenz. Ein kleiner Teil des uns so zur Verfügung gestellten Materials hat es in die Publikation geschafft.

Lucas Federer arbeitet seit 2016 am Historischen Seminar der Universität Zürich am Dissertationsprojekt »Internationalismus und Sachpolitik zwischen den Blöcken. Die trotzkistische Bewegung in der Schweiz, 1945–1969«, das vom Forschungsfonds Ellen Rifkin Hill des Schweizerischen Sozialarchivs finanziert wird. Er ist Mitglied des Doktoratsprogramms des Zentrums Geschichte des Wissens.

Gleb J. Albert ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der Universität Zürich und assoziiertes Mitglied am Zentrum Geschichte des Wissens. Er hat unter anderem zur Geschichte der Komintern gearbeitet und ist Mitherausgeber des International Newsletter of Communist Studies. Seine Monographie ›Das Charisma der Weltrevolution: Revolutionärer Internationalismus in der frühen Sowjetgesellschaft, 1917–1927‹ (Köln: Böhlau 2017) ist 2017 erschienen.

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Lucas Federer, Der Nachlass von Hans Stierlin im Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich, Zürich, 2018.

Abb. 2: Unbekannt, Porträt von Leo Trotzki, ca. 1935, Schweizerisches Sozialarchiv (SozArch), F Fc-0002-29.

Abb. 3: Reisepass von Heinrich Buchbinder, vermutlich 1959, Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich (AfZ), Nachlass Heinrich Buchbinder (NL Buchbinder), 1(V).

Abb. 4: Agenda von Heinrich Buchbinder, 1968, AfZ, NL Buchbinder, 15(V).

Abb. 5: Unbekannt, 1. Mai-Umzug, Zürich, 1962, SozArch, F 5047-Fb-148.

Abb. 6: Revolutionäre Marxistische Liga, Abziehbild für die Atomschutz-Initiative und Baustop, 1979, SozArch, F 5006-Ox-011.

Abb. 7: Peter Stierlin, Porträt Hans Stierlin, Ronco, 1968.

Abb. 8: Lucas Federer, Archivimpression, 2018, Zürich, AfZ.

Literatur
  1. 1

    Arlette Farge: Der Geschmack des Archivs, Göttingen: Wallstein (2011).

  2. 2

    Für eine konzise und aktuelle ideengeschichtliche Einführung siehe Christoph Jünke: »Stichwort Trotzkismus«, in: ders.: Streifzüge durch das rote 20. Jahrhundert, Hamburg: LAIKA (2014), S. 281–286.

  3. 3

    Siehe dazu u.a. Robert V. Daniels: Das Gewissen der Revolution: Kommunistische Opposition in Sowjetrussland, Köln: Kiepenheuer & Witsch (1962); Uwe Wolter (Hg.): Die linke Opposition in der Sowjetunion, Band 1, Berlin: Olle & Wolter (1976); Wadim S. Rogowin: Trotzkismus, Essen: Mehring (2010).

  4. 4

    Zur physischen Vernichtung des sowjetischen Trotzkismus unter Stalin siehe zuletzt Jean-Jacques Marie: »Der Widerstand der Trotzkisten im Gulag 1936 bis 1938. Der Hungerstreik und das Massaker in Vorkuta«, in: Jahrbuch für historische Kommunismusforschung (2007), S. 117–136.

  5. 5

    Zur Gründung der Komintern siehe Wladislaw Hedeler, Alexander Vatlin (Hg.): Die Weltpartei aus Moskau: Der Gründungskongress der Kommunistischen Internationale 1919: Protokoll und neue Dokumente, Berlin: Akademie (2008); Pierre Broué: Histoire de l'Internationale communiste, 1919–1943, Paris: Fayard (1997); zur Stalinisierung der Komintern siehe Bernhard H. Bayerlein: »Deutscher Kommunismus und transnationaler Stalinismus – Komintern, KPD und Sowjetunion 1929–1943«, in: Hermann Weber, Jakow Drabkin, Bernhard H. Bayerlein (Hg.): Deutschland, Russland, Komintern, Band 1, Berlin: De Gruyter (2014), S. 225–400, URL: <https://www.degruyter.com/view/serial/248014>.

  6. 6

    Vgl. Peter Berens: Trotzkisten gegen Hitler, Köln: ISP (2007); Wladek Flakin: »Arbeiter und Soldat«: Martin Monath – ein Berliner Jude unter Wehrmachtssoldaten, Stuttgart: Schmetterling (2018).

  7. 7

    Für Überblicke siehe Günter Bartsch: Trotzkismus als eigentlicher Sowjetkommunismus?: Die IV. Internationale und ihre Konkurrenzverbände, Berlin: J.H.W. Dietz (1977); Robert J. Alexander: International Trotskyism 1929–1985: A Documented Analysis of the Movement, Durham: Duke University Press (1991); Daniel Bensaïd: Was ist Trotzkismus? Ein Essay, Köln: Neuer ISP-Verlag (2004); Manuel Kellner: Trotzkismus: Eine Einführung in seine Grundlagen – Fragen nach seiner Zukunft, Stuttgart: Schmetterling (2013). Für Grossbritannien sowie für Deutschland siehe zuletzt: Celia Hughes: Young Lives on the Left: Sixties Activism and the Liberation of the Self, Manchester: Manchester University Press (2015); Peter Brandt: »Trotzkismus« in Deutschland: Internationaler Kontext und historischer Abriss, Hamburg: VSA (2018); Gregor Kritidis: Linkssozialistische Opposition in der Ära Adenauer: Ein Beitrag zur Frühgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, Hannover: Offizin (2008), S. 153–172.

  8. 8

    Vgl. Jean-Jacques Marie: Le trotskyisme et les trotskyistes, Paris: Armand Colin (2002), S. 53–59.

  9. 9

    Für die frühe Kritik am Stalinismus durch die linke Opposition in der Sowjetunion siehe zuletzt Christoph Jünke (Hg.): Marxistische Stalinismuskritik im 20. Jahrhundert: Eine Anthologie, Köln: ISP (2017).

  10. 10

    Peter Brandt: »Trotzkismus« in Deutschland: Internationaler Kontext und historischer Abriss, Hamburg: VSA (2018), S. 43.

  11. 11

    Zur Auseinandersetzung der IV. Internationale (und der Solidarität einiger ihrer führenden Köpfe) mit dem Tito-Jugoslawien siehe Manuel Kellner: Trotzkismus: Eine Einführung in seine Grundlagen – Fragen nach seiner Zukunft, Stuttgart: Schmetterling (2013), S. 90–96.

  12. 12

    »Moskau – einfach« lehnt sich an einen gängigen Schweizer Ausspruch beim Kauf einer Fahrkarte an. Ein »einfaches« Ticket ist nur für die Hinfahrt gültig. Der antikommunistische Slogan besagte so, die Angesprochenen mögen sich nach Moskau begeben und nie wieder zurückkehren.

  13. 13

    Für Deutschland siehe Gregor Kritidis: Linkssozialistische Opposition in der Ära Adenauer: Ein Beitrag zur Frühgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, Hannover: Offizin (2008); Christoph Jünke (Hg.): Linkssozialismus in Deutschland: Jenseits von Sozialdemokratie und Kommunismus?, Hamburg: VSA (2010).

  14. 14

    Für einen konzisen Überblick siehe Peter Brandt: »Trotzkismus« in Deutschland: Internationaler Kontext und historischer Abriss, Hamburg: VSA (2018), S. 3–5.

  15. 15

    Vgl. ebd., S. 43.

  16. 16

    Vgl. Marcel van der Linden: Western Marxism and the Soviet Union: A Survey of Critical Theories and Debates Since 1917, Leiden: Brill (2007); Christoph Jünke (Hg.): Marxistische Stalinismuskritik im 20. Jahrhundert: Eine Anthologie, Köln: ISP (2017).

  17. 17

    Vgl. Manuel Kellner: Trotzkismus: Eine Einführung in seine Grundlagen – Fragen nach seiner Zukunft, Stuttgart: Schmetterling (2013), S. 90–96.

  18. 18

    Vgl. Peter Brandt: »Trotzkismus« in Deutschland: Internationaler Kontext und historischer Abriss, Hamburg: VSA (2018), S. 7.

  19. 19

    Für ein nach den Weltkongressen der IV. Internationale ausgerichtetes Schaubild der zahlreichen Spaltungen siehe Daniel Bensaïd: Was ist Trotzkismus?: Ein Essay, Köln: ISP (2004), S. 12.

  20. 20

    Vgl. Jean-Jacques Marie: Le trotskyisme et les trotskyistes, Paris: Armand Colin (2002), S. 11–15.

  21. 21

    Vgl. David Vogelsanger: Trotzkismus in der Schweiz: Ein Beitrag zur Geschichte der Schweizer Arbeiterbewegung bis zum Zweiten Weltkrieg, Zürich: Zentralstelle der Studentenschaft (1986), S. 114–117.

  22. 22

    Vgl. ebd., S. 114–117, S. 193–200.

  23. 23

    Jost von Steiger: Briefwechsel mit Marquis zur Doppelstruktur MAS/PA. MAS: Unterlagen aus dem Bundesarchiv bis Prozess, 1983, Schweizerisches Sozialarchiv (SozArch), Ar. 453.10.13.

  24. 24

    Vgl. André Rauber: Formierter Widerstand: Geschichte der kommunistischen Bewegung in der Schweiz 1944–1991, Zürich: edition 8 (2003), S. 94 und S. 133.

  25. 25

    Vgl. David Vogelsanger: Trotzkismus in der Schweiz: Ein Beitrag zur Geschichte der Schweizer Arbeiterbewegung bis zum Zweiten Weltkrieg, Zürich: Zentralstelle der Studentenschaft (1986), S. 214f.

  26. 26

    Vgl. Frank Nitzsche: Aus dem Schatten in die Reichweite der Kameras: Die Entwicklung trotzkistischer Organisationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter besonderer Berücksichtigung des Einflusses der neuen Sozialen Bewegungen von 1968 bis heute, Siegen: Hochschulschrift (2006), S. 121–124.

  27. 27

    Vgl. David Vogelsanger: Trotzkismus in der Schweiz: Ein Beitrag zur Geschichte der Schweizer Arbeiterbewegung bis zum Zweiten Weltkrieg, Zürich: Zentralstelle der Studentenschaft (1986), S. 216.

  28. 28

    Vgl. Frank Nitzsche: Aus dem Schatten in die Reichweite der Kameras: Die Entwicklung trotzkistischer Organisationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter besonderer Berücksichtigung des Einflusses der neuen Sozialen Bewegungen von 1968 bis heute, Siegen: Hochschulschrift (2006), S. 128f.

  29. 29

    Vgl. am Beispiel des Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbundes: Frank Wolff: Neue Welten in der Neuen Welt: Die transnationale Geschichte des Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbundes 1897–1947, Köln: Böhlau (2014).

  30. 30

    Vgl. Thomas Welskopp: »Die Sozialgeschichte der Väter. Grenzen und Perspektiven der Historischen Sozialwissenschaft«, in: ders.: Unternehmen Praxisgeschichte: Historische Perspektiven auf Kapitalismus, Arbeit und Klassengesellschaft, Tübingen: Mohr Siebeck (2014), S. 27–54.