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Materialwissen: Experimentelle Geschichte im Pharmaziemuseum
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Sophie Fäs

Bleysalbchen, Mohnsaft und Feuerschwamm

Hebammen der frühen Neuzeit waren als kräuterkundige Heilerinnen geschätzt. Im 18. Jahrhundert wurde ihnen jedoch die Herstellung von Medikamenten verboten. Aus guten Gründen hielten sich viele Frauen nicht an die Vorschriften und die Obrigkeiten sahen darüber hinweg. Arzneiwissen von Hebammen fand aus dieser Grauzone heraus Eingang in offizielle Arzneibücher.

Traditionen heute

»Das jahrhundertealte, empirisch gewonnene Wissen von Hebammen und heilkundigen Frauen über die Wirkung von Pflanzen bietet den Frauen risikoarme Therapiemöglichkeiten, um Beschwerden während der Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit zu lindern. Man muss sich aber bewusst sein, dass dieses traditionelle Wissen [heute] nur noch bruchstückhaft vorhanden ist.«1

Mit diesem Verweis auf die Geschichte werden heute naturheilkundliche Arzneien für Schwangere beworben.2 Naturheilkunde liegt generell im Trend und ist in jeder schweizerischen Apotheke zu finden.3 Bezogen auf Schwangere und Stillende wird jenseits eines allgemeinen Gesundheitswertes noch darauf verwiesen, dass die Schulmedizin aus ethischen Gründen ihre Medikamente nicht an dieser Personengruppe testen dürfe. Natürliche Produkte würden eine risikolose Alternative bieten, weil sie sich über hunderte von Jahren bewährt haben sollen. In einer Art back-to-the-roots-Bewegung wird das Heilwissen von Hebammen wiederbelebt, das lange geholfen habe, dann aber mit dem Aufstieg der männlich dominierten Geburtshilfe in Vergessenheit geraten sei.

Die Hebammenforschung hat in der Tat gezeigt, dass sich spätestens in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in vielen europäischen Staaten die Meinung durchsetzte, dass das Hebammenwesen professionalisiert werden müsse. Die Regierungen sahen dies als Schutzmassnahme für das Wohl der Bevölkerung an. Mehr Kinder und Mütter würden überleben, wenn gewisse Aufgaben, einschliesslich der Ausbildung der Hebammen, von qualifizierten Fachkräften – männlichen Geburtshelfern,4 akademisch gebildeten Ärzten und Apothekern – ausgeführt würden.5 Entsprechende Vorschriften zur Reglementierung eines bislang hauptsächlich im Familien- und Nachbarschaftsumfeld praktizierten Frauenberufes wurden erlassen.

Aber hörten Hebammen deshalb auf, Medikamente herzustellen, zu verschreiben oder eigenmächtig zu verabreichen? War dies der Beginn eines kollektiven Vergessens, wie im obigen Zitat behauptet? Was geschah mit dem jahrhundertealten Wissensschatz über Heilmittel in Schwangerschaft und Geburt? Tatsache ist, dass es oft nur in den Städten Apotheker und Ärzte gab, welche Medikamente verschrieben oder aushändigten. Auf dem Land erwarteten Schwangere, dass Hebammen ihnen trotz des Verbots weiterhin Medikamente verabreichten. Dies haben sie nachweislich getan – aus eigener Überzeugung, aus Alternativlosigkeit und nicht zuletzt, weil sie die Wünsche ihrer Kundinnen respektierten, die lieber am Althergebrachten festhalten wollten.6

Dies führte zu Auseinandersetzungen zwischen Obrigkeit und Hebammen und damit zu administrativen Akten, die Historiker*innen den unschätzbaren Vorteil gebracht haben, dass sie die damaligen Debatten um erlaubte und verbotene Heilmittel rekonstruieren können. Ausserdem können sie ein wenig vom geburtshilflichen Arzneiwissen frühneuzeitlicher Hebammen ans Licht bringen. Schliesslich erlauben die historischen Erkundigungen kritisch zu hinterfragen, was heutzutage als »traditionelles Heilmittel« gelten kann.

Abb. 1: Eine Hebamme tauft ein Neugeborenes, Radierung des französischen Kupferstechers Bernard Picart (1673–1733). Hebammen hatten das Recht, ein Neugeborenes zu taufen, wenn sie es für zu schwach hielten.

Pharmazeutische Kenntnisse frühneuzeitlicher Hebammen

Was wussten Hebammen des 18. Jahrhunderts über Heilmittel, das heisst über Pflanzen, Mineralien und tierische Stoffe, ihre Eigenschaften und medizinischen Wirkungen? Wie haben sie Medikamente zubereitet und Schwangeren und Gebärenden verabreicht? Diese Fragen sind für Historiker*innen nicht leicht zu beantworten, denn Hebammen haben bis ins 19. Jahrhundert selten etwas aufgeschrieben – ein Grund, weswegen sich viele Autor*innen bislang nur am Rand mit dem Arzneischatz von Hebammen beschäftigen.7 Welche Quellen stehen zur Verfügung, um dieses praktische (und nicht-akademische) Wissen zu erforschen? Die wenigen Dokumente, welche von Hebammen selbst verfasst wurden, geben kaum Aufschluss über die Medikamentenverabreichung der gewöhnlichen Hebamme. Manche, wie etwa die Brandenburgische Hofhebamme Justine Siegemund, rieten in ihren Lehrbüchern für Hebammen sogar von der Medikamentenvergabe ab. Siegemund wusste, dass dies ihre Kolleginnen in Schwierigkeiten mit den Behörden bringen konnte. Arzneimittel nennt sie in ihrem Hebammenlehrbuch deshalb nur wenige – wohl auch, um nicht als Abtreiberin zu gelten.8 Im Hebammenlehrbuch der französischen Hofhebamme Louise Bourgeois, das auch im deutschsprachigen Raum rege gelesen wurde, finden sich ebenfalls kaum Hinweise auf Arzneien. Sie nennt zwar einige Rezepte für die Herstellung von Medikamenten, jedoch standen ihr aufgrund ihrer Position und den damit einhergehenden finanziellen Mitteln andere Zutaten zur Verfügung als einer Dorfhebamme.9

Man muss deshalb den Umweg über Schriften nehmen, von denen bekannt ist, dass sie auch in ländlichen Gebieten zirkulierten. Wichtige Quellen stellen Brauch-, Rezept- und Kräuterbücher dar.10 Während man sich unter Kräuter- und Rezeptbüchern etwas vorstellen kann, ist dies bei Brauchbüchern nicht so eindeutig der Fall. Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei Brauchbüchern um eine literarische Produktion zur Übermittlung von Brauchformen. Je nach Gebiet vermischten sich in diesem Genre die verschiedensten medizinischen, wissenschaftlichen und populären Wissenstraditionen. Auch Hebammen standen solche Rezeptbücher zur Verfügung, die neben Rezepten zusätzlich erklärten, welche Sprüche bei der Anwendung aufgesagt oder welches Ritual durchgeführt werden müsse. Wie die Historikerin Eva Labouvie bemerkt, die viele solcher Quellen analysiert hat, verraten die Brauchbücher viel über das medizinische Wissen und das Konzept von Krankheit und Gesundheit der Landbevölkerung. Meist wurden diese Texte von den im ländlichen Gesundheitswesen Praktizierenden – gerade auch Frauen – für ihre Nachkommen verfasst. Es war ihnen daher daran gelegen, gebräuchliche und lokal erhältliche Zutaten zu erwähnen. Labouvie ging leider nicht auf die Frage ein, weshalb und für was die jeweiligen Pflanzen, Mineralien und tierischen Produkte verwendet wurden.

Volksheilmittel

Brauch-, Rezept- und Kräuterbücher erwähnen viele uns bekannte Pflanzen, die zu medizinischen Zwecken verwendet wurden und von denen man annehmen kann, dass Hebammen sie ähnlich wie andere Heilberufe kannten. Bei genauer Betrachtung ist aber oft unklar, welche Pflanze konkret gemeint war oder warum speziell dieser oder jener Pflanzenteil geschätzt wurde. Beispielsweise werden immer wieder Kohlblätter erwähnt. Nach dem Brockhaus von 1836 gehören der weisse Kabis, der schottische Riesenkohl, der Wirz, der Rosenkohl, der Grünkohl und der Schnittkohl zu den Kohlarten, bei denen man die Blätter verwendete.11 Leider erwähnt er nicht, ob dies auch zu Heilzwecken geschah und, wenn ja, bei welchen Krankheiten und Beschwerden? Im Arzneibuch des schweizerischen Universalgelehrten Albrecht von Haller finden sich unter Kohl folgende Varianten, bei denen die Blätter benutzt wurden: Der brassica eruca (Weisser Senf), der brassica rappa (Speiserübe) und der brassica marina (Meerkohl). Den Geschmack des Weissen Senfs beschreibt der Autor als »scharf«. Ausserdem könne er schleimige Säfte »teilen«, lösen und stimulieren. Seine Verwendung sei populär bei »zähen« Krankheiten, bei Wassersucht, bei Skorbut, einem Schlaganfall oder Lähmungen. Die Speiserübe sei sehr »bindend«. Man könne sie innerlich und äusserlich anwenden. Aus den Blättern des Meerkohls werde ein Saft gemacht, der reinigend wirke. Er sei aber »hinc rarius in usu« (hier nur selten in Gebrauch).12 Dennoch ist vorstellbar, dass Hebammen Kohlblätter wegen ihrer reinigenden Wirkung verwendet haben. Die Geburt war nach allgemeiner Vorstellung ein »Austreiben« des Fötus durch die Flüsse, die in der zu klein werdenden Gebärmutter stattfinden. Insbesondere der Wochenfluss (Lochien) nach der Geburt galt als wesentliche Reinigungsphase der Gebärmutter, der durch entsprechende Mittel unterstützt wurde.

Abb. 2: Fläschchen für Campfergeist (o.J.). Camphergeist ist eine Auflösung von Campher in Alkohol und wurde bei Schwäche, Lähmung und Schlaffheit in den Gelenken verabreicht.

Von reinigenden Wirkungen des Kohles liest man heute nichts mehr. Kohlblätter werden als ein sehr »vitaminreiches Wintergemüse« gelobt, eine Eigenschaft, die zwar nicht ausschliesslich, aber besonders während einer Schwangerschaft geschätzt werde.13 Vitamine sind aber erst seit dem frühen 20. Jahrhundert bekannt, von einer »uralten« Tradition kann also nicht die Rede sein. Andere in der Frühneuzeit verwendete Kohlarten, so etwa das Kreuzkraut, tauchen in der modernen Naturheilkunde gar nicht mehr auf. Das auch in der Schweiz auf den Wiesen wachsende Kraut wird heute als sehr giftig eingestuft. Zu früheren Zeiten galt diese »Giftigkeit« als Reiz, der eine regenerierende Funktion habe. Kreuzkraut wurde in diesem Sinne zur Heilung von Geschwüren, Wunden und Blutstürzen angewendet.14 Solche Beschwerden beschrieben zeitgenössische Autoren auch bei Gebärenden. Geschwüre könnten einer sicheren Geburt im Weg stehen,15 und heftige Blutungen kämen oft bei älteren gebärenden Frauen vor.16

Butter wurde im Haushalt einer Hebamme nicht nur zum Kochen oder als Brotaufstrich verwendet, sie trug sich diese ebenso wie Schmalz oder Gänsefett auf die Hände auf, um eine vaginale Massage oder eine innere Untersuchung schmerzfreier durchführen zu können.17 Vom Verzehr von Fett nach der Geburt wurde zumindest in den Hebammenlehrbüchern des 18. Jahrhunderts abgeraten, da man auf eine leichte Nahrung für Kindbetterinnen achtete und insbesondere Butter als schwerverdaulich angesehen wurde.18 Neben der Butter spielte die frische Milch in Schwangerschaft und Geburt eine wichtige Rolle, allerdings nicht nur die heute gebräuchliche Kuhmilch, sondern auch andere Milchsorten wie etwa Ziegenmilch. Bei Haller steht geschrieben, dass die Ziegenmilch nach der Muttermilch und der Eselsmilch die beste sei, gefolgt von Schafsmilch und Kuhmilch. Milch sei allgemein sehr nahrhaft und habe eine mildernde Wirkung. Sie werde gegen Arthritis, Rheuma und Skorbut verabreicht und allgemein viel »in medicina« verwendet.19 Heute heisst es, die Milch sei zwar ein Kalziumlieferant, diese könne aber mit »grüne[m] Gemüse, Obst, Nüsse[n], Getreideprodukte[n], Oliven, Kräuter[n] und Mineralwasser mit hohem Kalziumgehalt (200 - 600 mg/l)« ersetzt werden.20

Milchprodukte zur Unterstützung der Schwangeren, Gebärenden und Wöchnerinnen haben heute an Relevanz verloren. Es gibt jedoch Beispiele, die damals wie heute ähnlich genutzt werden, so etwa der vielfach verwendete Holunder. »Hollunderblüthen (Flores sambuci) dienen im Theeaufguß als schweißtreibendes Mittel in Krankheiten von unterdrückter Ausdünstung und sind als Ingrediens zu erweichenden Umschlägen und Dämpfen bewährt«, heisst es in einem Lexikon des 19. Jahrhunderts.21 Auch Albrecht von Haller verwies ein halbes Jahrhundert früher auf die schweisstreibende Wirkung der Holunderblüten; sie seien sehr nützlich bei Fieber, auch beim Kindbettfieber. Die schweisstreibende Wirkung der Holunderblüten wird noch heute geschätzt. Zusätzlich werden sie in zahlreichen Ratgebern als immunsystemstärkendes Mittel und bei Verdauungsbeschwerden empfohlen. Da Verstopfung eine sehr häufige Begleiterscheinung von Schwangerschaften ist, wird diese Eigenschaft der Holunderblüten auch während einer Schwangerschaft als hilfreich angesehen.22

Von Kohl über Milch bis Mehl fanden die Hebammen die meisten ihrer Zutaten im Wald, im Garten, im eigenen Haushalt oder landwirtschaftlichen Betrieb.

Im Hinblick auf die Traditionsfrage ist auch der Leinsamen interessant. »Ärztlich wird der Leinsamen sowohl innerlich, im Decoct von einem Theil unzerstoßenen Samens mit 12–16 Theilen Wasser gegen Strangurie, zur Linderung der Steinschmerzen, zur Einhüllung scharfer metallischer Mittel und zu Klystiren, äußerlich der von zwei Loth Samen mit 12 Loth Wasser bereitete dicke Schleim, od. der gestoßene Samen mit anderen erweichenden Kräutern in Milch od. Wasser gekocht, zu erweichenden Kataplasmen benutzt.«23 Auch in diesem Lexikoneintrag lässt sich die Vorstellung von einer beweglichen, fliessenden und durch weichmachende Mittel wie Leinsamen unterstützten Physiologie erahnen. Substanzen mit einer mildernden und beruhigenden Kraft sollten dazu führen, dass sich der Körper öffnet. Leinsamen wurde aus eben diesem Grund für die Praktik des Klistierens empfohlen, die noch heute zur Darmentleerung benutzt wird. Mit einem Klistier (einer Art Spritze) wird eine Flüssigkeit in die Afteröffnung gespritzt, um den Darm zu reinigen, eine Praxis, die unter anderem vor Geburten durchgeführt wurde. Leinsamen sollte zugleich die Wehentätigkeit erleichtern und beschleunigen. Noch immer wird Leinsamen zu diesem Zweck verwendet: Mutterschafts- und Schwangerschaftsforen raten dazu, gegen Ende der Schwangerschaft einen Löffel Leinsamen pro Tag einzunehmen.

Eine weitere Pflanze, die als wehenförderndes Kraut – am besten in Form eines Tees – bis heute empfohlen wird, ist der Liebstöckel. Zu früh in einer Schwangerschaft solle er aber nicht eingenommen werden, da er durchaus auch eine abtreibende Wirkung haben kann. Dieser Hinweis lässt sich ähnlich in einem Materialien-Lexicon aus dem frühen 18. Jahrhundert finden: Liebstöckel treibe »der Weiber Blume«.24 Und weiter, er »zertreibet, eröffnet, dient zu den Wunden, [...] stärcket den Magen, widerstehet dem Gifte, und hilfft, daß man leicht Athem hohlen kan.«25 Wieder lesen wir vom »Eröffnen« beziehungsweise einer verstopfungslösenden Wirkung, die vorzugsweise nach einer Geburt geschätzt wurde. Albrecht von Haller schreibt, dass die Kräfte der Pflanze »calefaciens (erwärmend/beruhigend), roborantes (kräftigend), diureticae (harntreibend und blutdrucksenkend), suderiferae (schweisstreibend)« seien.26

Man könnte noch weitere Pflanzen, zum Beispiel Arnika, erwähnen, bei denen alte, auf einen Körper im Fluss abzielende Verwendungen verschwunden sind, während andere, etwa entzündungshemmende Eigenschaften, noch heute auf den Beipackzetteln Erwähnung finden. Besonders erwähnenswert ist ausserdem, dass manche heutzutage leicht erhältliche Pflanze auch bereits in Hausrezepten des 18. Jahrhunderts auftaucht und sich deren Verwendung über die Jahre kaum verändert hat. Sowohl in Hallers Pharmacopoea Helvetica (1771) als auch im Damen Conversations Lexikon von 1836 steht, dass Kampfer sehr stark rieche und einen bitteren und scharfen Geschmack habe.27 In beiden Schriften wird auch der Hinweis gegeben, der beste Kampfer stamme aus Japan. Er wirke lösend, helfe gegen Vergiftungen und Durchfall und sei gut für die Nerven.

Von Kohl über Milch bis Mehl fanden die Hebammen die meisten ihrer Zutaten im Wald, im Garten, im eigenen Haushalt oder landwirtschaftlichen Betrieb. Die in den Quellen erwähnten Substanzen mussten – mit Ausnahme des Kampfers – nicht in einer Apotheke gekauft werden. Sie waren in den zu grossen Teilen auf Subsistenz ausgerichteten ländlichen Regionen leicht zugänglich und kostengünstig. Für die Behörden brachte dies den Nachteil, dass die Medikamentenvergabe nur sehr schlecht oder gar nicht kontrolliert werden konnte. Hinzu kommt, dass die von den Hebammen verwendeten Zutaten durchaus auch von zeitgenössischen Ärzten und Apothekern als Arzneimittel anerkannt waren; dies zeigen die Lexika und die Pharmakopöen aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

Neue Vorschriften: Von erlaubten und verbotenen Heilmitteln

»Das einzige, das ich zu erinnern vor nöthig erachte, ist, dass man der kreissenden Frau, ja nicht erhitzende Sachen, noch reitzende Clistire beybringe, denn wenn man ihr gute Brühen giebt, so ist es ihr weit besser zuträglicher als alles, was man aus der Apothecke nehmen kann«, schreibt Heinrich Johann Crantz (1722–1797) 1756 in seinem Hebammenlehrmittel Einleitung in eine wahre und gegründete Hebammenkunst.28 Sein Buch verbietet die Verabreichung von Medikamenten zwar an keiner Stelle explizit, wendet sich aber dezidiert gegen gängige Praktiken wie etwa die Verwendung von eröffnenden Klistieren und nennt als heilende Mittel lediglich (Fleisch-)Brühe und Fett. Darüber hinaus tauchen in seiner Schrift keine Medikamente auf.

In Österreich fanden sich aber auch praxisnähere Autoren. Einer von ihnen war Matthäus Mederer von Wuthwehr (1739–1805) – von Beruf Chirurg und Verfasser des Lehrmittels Hebarzney (1780).29 Er war sich bewusst, dass viele der neuen von der Regierung geforderten Veränderungen auf dem Gebiet der Geburtshilfe vor allem auf dem Land schwierig durchzusetzen waren: In ländlichen Gebieten gab es keine Apotheker und Ärzte. Seiner Meinung nach mussten deshalb die Geburtshelferinnen entsprechend ausgebildet werden. Er stellte hohe Anforderungen an die Hebammen und diese betrafen auch deren pharmazeutische Kenntnisse: In seinem Buch findet sich nicht nur kein ausdrückliches Medikamentenverbot; im Gegenteil, es wird den Hebammen empfohlen, selbst starke Medikamente zu verabreichen.

Erlaubte Mittel

Was Mederer unter Hebammenmedikamenten verstand, wird nicht in einem eigenen Kapitel abgehandelt, sondern in den Abschnitten zu einzelnen Krankheiten. Im fünften Teil seines Werkes schreibt Matthäus Mederer über aufgesprungene Brustwarzen, die beim Stillen entstehen können, wenn die Brüste auf das Saugen des Kindes nicht vorbereitet oder nicht »rein gehalten« worden sind. In diesem Fall solle die Hebamme die Brustwarzen mit einem »frischen Bleysalbchen« behandeln.30 Dabei müsse aber darauf geachtet werden, dass das Kind nie zum Saugen an die Brust genommen werde, wenn die Salbe noch nicht von der Haut absorbiert worden sei, da der Säugling sonst die Brust verabscheue und nicht mehr daran saugen wolle. Blei ist ein sehr giftiges Schwermetall, was auch damals bekannt und beispielsweise von Albrecht von Haller beschrieben wurde.31 Die Bleisalbe bestand aber nicht aus reinem Blei, sondern aus Bleiessig. Hierbei handelte es sich um eine Lösung aus basisch essigsaurem Blei. Zu therapeutischen Zwecken wurde der Bleiessig zusätzlich noch mit Wasser und/oder Alkohol gemischt. Trotzdem konnte das zur Kühlung bei Quetschungen, Anschwellungen der Haut, Verbrennungen, etc., verwendete Mittel zu negativen Reaktionen führen. Die Person, welche die Salbe herstellte, musste demnach gute pharmazeutische Kenntnisse besitzen. Mederer lässt offen, wo sich die Frauen dergleichen Mittel beschaffen sollten.

Abb. 3: Hebammen-Lehrbuch des Freiburger Professors für Chirurgie Matthäus Mederer (1791).

Weniger bis kein pharmazeutisches Wissen brauchte es hingegen bei der Verwendung von Feuerschwamm (einer Pilzart), den laut Mederer jede Hebamme und jeder Hebarzt in der Tasche haben sollte. Der Pilz könne zur Stillung des Blutes – zum Beispiel bei einer abgerissenen Nabelschnur – auf die Wunde gelegt werden. In Pierers Universal-Lexikon steht, dass der Feuerschwamm neben der Blutstillung hauptsächlich als Zunder gebraucht wurde. Der beste Feuerschwamm wachse in Frankreich, wo man ihn vorzugsweise am Stamm von Birken fände. Sein Aussehen gleiche einem Pferdehuf und habe die Konsistenz eines Löcherschwamms.32

Zu den starken Medikamenten, die Matthäus Mederer an verschiedenen Stellen erwähnt, gehörte vor allem der Mohnsaft, der heutigen Lesern besser unter dem Namen Opium bekannt ist. Weil Mohn und auch Feuerschwamm in Zentraleuropa wachsen, konnten Hebammen diese Pflanzen selbst sammeln und verarbeiten. Dies bedeutet, dass die staatlichen Autoritäten wenig Kontrolle über deren Verabreichung ausüben konnten. Vielleicht mahnt Mederer gerade aus diesem Grund bei jeder Erwähnung des Mohnsafts zur Vorsicht. Der Autor empfiehlt: Wenn bei schwierigen Geburten Krämpfe oder Zuckungen auftreten, solle der Saft »mit der gehörigen Vorsicht und Behutsamkeit gegeben werden«.33 Ausserdem könnten sowohl Nachwehen als auch Mutterkoliken mit Mohnsaft behandelt werden. Er warnt: Wenn es nur darum gehe, »Schmerzen zu bekämpfen, [...] [sei die Anwendung] schädlich [...]«.34 Albrecht von Haller merkt an: Mohn, der in »frigidis nostris regionibus« (in unseren kalten Regionen) wachse, sei zwar schmerzlindernd, aber wirke kaum betäubend.35 Er könne zum Beispiel mit Milch aufgekocht werden.

Ebenfalls als schmerzlinderndes Mittel wurde Wein angesehen. Obwohl sich bereits einige zeitgenössische Autoren gegen die Verabreichung von Alkohol an Schwangere und Gebärende ausgesprochen hatten, ist kein offizielles Verbot bekannt. Vor allem auf dem Land hatte die Schmerzlinderung bei gebärenden Frauen oberste Priorität. Die Wirkung von Wein bezog sich aber nicht nur auf die Mutter, sondern auch auf das Kind: »Ist das Kind von Natur aus schwach, so soll man es mit Wein waschen, in diesem baden.«36 Laut der Pharmacopoe Helvetica sollte Wein auch bei Fieber nützlich sein, als Anregungsmittel dienen, erwärmend wirken und die Kraft des Herzens, das Zirkulieren der Säfte und die Absonderung des Urins steigern. Wein diente schliesslich als Basis für zahlreiche Heiltränke.37 Ein Verbot des beruhigenden Alkohols hätte die verantwortliche Hebamme bei ihren Klientinnen sehr unbeliebt gemacht.38 Mederer zufolge gehörte Wein sogar zur Standardausrüstung einer Hebamme.

Beruhigung auf der einen Seite, Erregung auf der anderen. Viele Hebammenmedikamente wirkten in entgegengesetzte Richtungen. Sowohl bei Crantz als auch bei Mederer wurde die Zwiebel als stark riechende Arznei eingesetzt. Mederer: »Ein totscheinendes Kind erwecket man zum Leben, wenn man es in der Nase mit einer Feder kitzelt, vor dieselbe eine frisch zerschnittene Zwiebel oder flüchtigen Salmiakgeist hält [...].«39 Crantz: »[...] man kann zugleich bey solchen Zufällen das Kind durch äusserliche Mittel zu ermuntern trachten, wenn man ihm eine Zwiebel und Essig vor die Nasenlöcher hält [...]«.40 Es erstaunt wenig, dass die Zwiebel in den Hebammenbüchern Erwähnung findet, denn nicht nur ihre Anwendung erscheint unkompliziert, auch ihre Beschaffung war höchst einfach.

Die männlichen Hebammenausbilder hatten keine Berührungsängste gegenüber den weiblichen Praktiken und Mitteln. Die bereits erwähnte Butter empfahlen beide Autoren. Crantz forderte, dass die Hebamme ihre Hände mit ungesalzener Butter oder Schmalz einstreiche, wenn sie eine innere Unterleibsuntersuchung vornehme. Ausserdem benötige eine erfahrene Hebamme tierische Fette und Knochen, um daraus Stärkungsmittel zu kochen. Crantz schwor auf Fleischbrühe. Mit dieser Haltung stand er nicht allein da. Mederer schreibt, dass die Mutter sowohl bei Nachwehen als auch bei Mutterkoliken Brühe trinken müsse. Dies war keine männliche Erfindung. Es bestand bereits eine langwährende Tradition, der Kindbetterin eine Suppe zu kochen. Erst im 19. Jahrhundert wird vor der Fleischsuppe gewarnt, da sie ein wehenförderndes Mittel sei und zu viel Druck auf den Bauch der Schwangeren ausübe.41

Abb. 4: Fläschchen für Bleiwasser (Lösung aus Bleiessig und Wasser, welche bei Hautproblemen jeglicher Art eigesetzt wurde).

Verbotene Mittel

Solche arzneilichen Empfehlungen, die die Hebammen in ihrer Arbeit unterstützten, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die allgemeine Doktrin der offiziellen Stellen lautete, die Hebamme sei lediglich die Gehilfin des Arztes. Bei jeder, in irgendeiner Weise komplizierter werdenden Geburt sollte sie – statt selbst Arzneien zu verabreichen – einen Arzt oder männlichen Geburtshelfer zu Hilfe rufen.42 Die Grauzone zwischen erlaubten und verbotenen Mitteln war jedoch gross und abhängig von den Auffassungen des jeweiligen Autors. Oft rieten Hebammenlehrbücher nur generell von »Arzneyen« ab, ohne auf spezifische Mittel einzugehen.43 Eine der wenigen Ausnahmen bildet das Klistier und die bei dieser Technik verwendeten Einspritzflüssigkeiten. Crantz rät ausdrücklich von den »reitzende[n] Clistire[n]«44 ab, wohl wegen der Gefahr einer vorzeitigen Geburt. Brockhaus erläutert, was mit der Umschreibung »reizend« gemeint ist: Es wurde nicht nur Wasser eingespritzt, sondern auch ein Gemisch von Wasser und »Öl, Kochsalz, Seife, Essig (verschärftes K.) oder kleiner[e] Mengen Glyzerin«. Weiter diente die Klistierspritze »auch zur direkten Einbringung von Arznei- und Nahrungsmitteln«.45 Mederer hingegen traute den Hebammen deren Gebrauch vollumfänglich zu. Er bezeichnete die Klistierspritzen als ein Hilfsmittel, das eine Geburtshelferin immer bei sich haben sollte.

Bei Medikamenten für Säuglinge war Mederer dagegen deutlich restriktiver: Er kritisierte die unter Hebammen seiner Meinung nach fälschlicherweise anerkannte Praxis, Säuglinge bei Hautausschlägen mit Bleikalk einzureiben. Einem unruhigen und weinenden Kind dürfe man ausserdem »gar niemals Theriak [...] eingeben.«46 Theriak galt als ein aus dutzenden Zutaten bereitetes dick- beziehungsweise zähflüssiges Universalheilmittel, dessen Zutaten einer Landhebamme kaum je zur Verfügung standen. Laut einer preussischen Pharmakopöe bestand Theriak aus »6 Unzen Angelikawurzel, 4 Unzen Serpentaria, ferner Baldrian, Meerzwiebel, Zittwer, Zimmet, 2 Unzen von jedem, aus Kardamomen, Myrrhen, Gewürznelken, Eisenvitriol u. in Malagawein aufgelöstem Opium«.47 Diese würden mit 6 Pfund abgeschäumtem Honig zur Latwerge gemischt. Die in der Pharmacopoe Helvetica immerhin eine Seite lange Aufzählung von Zutaten kommentierte Haller mit den Worten, zwar erscheine die Zusammensetzung von Theriak chaotisch und willkürlich, seine Wirkung solle aber trotzdem nicht hinterfragt werden, da er von den antiken Autoren – den »Heroum Medicinae Authoritas« – kreiert worden sei.48 Das Antidot nütze gegen Fieber, Hysterie, Durchfall, Koliken und Entzündungen. Die korrekte Dosierung sei ausschlaggebend und entscheide, ob Theriak heilend oder schädlich sei. In jedem Fall verbot Mederer den Hebammen den Gebrauch von Theriak nicht generell, sondern nur dessen Verabreichung an Säuglinge und Kleinkinder.

Leere Formeln?

Die im 18. Jahrhundert aufkommenden Erlasse, die Hebammen das Verabreichen von Medikamenten untersagten, sprachen selten generelle Verbote von äusserlich oder innerlich anzuwendenden Arzneien aus. In Lehrbüchern wurden selbst heikle Heilmittel wie Bleisalbe oder Mohnsaft empfohlen oder die Anwendung des teuren und aus teils exotischen Zutaten bereiteten Theriaks diskutiert. All dies bedeutet, dass die Autoren bei ihren Leserinnen Heilmittelkenntnisse voraussetzten und den Hebammen einen korrekten Umgang mit Medikamenten zutrauten. Ausserdem vermisst man sowohl bei Mederer wie auch bei Crantz explizite Verbote für die Anwendung von spezifischen Arzneien, ganz gleich, ob sie aus der Apotheke stammten oder selbst hergestellt wurden.

Abb. 5: Keramikgefäss für Bleisalbe (Unguentum Plumbi). Während Bleisalbe noch bis ins 20. Jahrhundert gegen Hautprobleme verwendet wurde, wird sie heute als zu gefährlich eingestuft.

Zunächst einmal hätten Verbote vorausgesetzt, dass die beiden Autoren grössere pharmazeutische Kenntnisse im Vergleich zu den Frauen gehabt hätten, die sie ausbilden sollten. Das jedoch ist fraglich, da sie als akademisch ausgebildete Ärzte die Zusammenarbeit mit Apothekern gewohnt waren und anders als viele der Landhebammen selten selbst Medikamente zubereiteten. Ausserdem kann vermutet werden, dass die Autoren einige der unter der Schwangerschaft und Geburt eingesetzten Mittel von Hebammen übernommen hatten, schliesslich drehte es sich hierbei um Hausmittel, deren Anwendung von Generation zu Generation mündlich weitergegeben wurde. Viele Arzneien erforderten Zutaten, welche sich praktisch nicht verbieten liessen. Die Hebammen pflanzten diese in ihrem eigenen Garten an, konnten sie einfach im Wald finden, vom Bauernhof beziehen oder problemlos kaufen. Sehr gut möglich ist auch, dass die beiden Autoren selbst nicht so genau definieren wollten, wo die Grenze zwischen den erlaubten und den verbotenen Mitteln anzulegen war. Was im Notfall nützlich sein konnte, konnte andererseits bei einer falschen Verabreichung verheerende Folgen gehabt hätte.

Mederer äusserte sich gelegentlich über die schwierige Lage der gesundheitlichen Versorgung auf dem Land und vertrat die Meinung, dass Hebammen sowohl über Medikamente Bescheid wissen und ebenso in der Lage sein müssen, sie selbst zu verabreichen. Nach dem Buchstaben des Gesetzes zu handeln war so betrachtet für alle Beteiligten schwierig. Sobald man den Blick auf die Alltagspraktiken und Gewohnheiten wirft, erweisen sich die normativen Vorgaben als viel elastischer als es auf den ersten Blick scheint. Andererseits waren die im 18. Jahrhundert einsetzenden Hebammen-Reformen insofern keine leere Formel, als sie den Anfang einer über einen langen Zeitraum hinweg deutlichen Veränderung der alltäglichen Praxis der Geburtshilfe darstellten, der die Autorität der Hebamme nach und nach massiv einschränkte. Dieser Prozess dauerte bis in das 20. Jahrhundert, insofern ist es problematisch, das Auftauchen einer männlich dominierten Geburtshilfe für das »Vergessen« von traditionellem Hebammenwissen verantwortlich zu machen. Mag auch aufgrund der Reformen die Hebammenausbildung ein neues medizinisches Wissen verbreitet haben, so hat sich die Hebammenpraxis nicht in gleicher Geschwindigkeit verändert. Viele Mittel und Rezepte sind nicht so schnell oder gar nicht vergessen worden, entweder weil sie in das Handbuchwissen der Medizin Eingang gefunden haben oder als Hausmittel und in der Naturheilkunde bis heute fortleben. Allerdings werden sie heutzutage meist anders hergestellt oder sind in ihren Wirkungen so uminterpretiert worden, dass der Begriff traditionelle Heilmittel nur mit Vorsicht zu gebrauchen ist.

Sophie Fäs studierte an der Universität Basel Germanistik und Geschichte und schloss 2021 den Master ab. Seither ist sie Doktorandin am Departement Geschichte der Universität Basel, wo sie mit dem Projekt »Von der Heim- zur Spitalhebamme – Baselstädter, Baselländer und Urner Hebammen von 1870-1960« promoviert.

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Bernard Picart, Eine Hebamme tauft ein Neugeborenes (o.J.), Radierung, London: © Wellcome Collection, Sign. 28945i.

Abb. 2: Fläschchen für Campfergeist (o.J.), © Pharmaziemuseum Basel, Inv.nr. G2097.

Abb. 3: Matthäus Mederer: Hebarzney­-Geschichte und Kunst im Grundrisse. Zum Leitfaden ordentlicher Vorlesungen und Vorübungen entworfen (1791), Freiburg im Breisgau: Aloys Wagner, Titelblatt, © Universitätsbibliothek Basel, Sign. Rb1370.

Abb. 4: Fläschchen für Bleiwasser (o.J.), © Pharmaziemuseum Basel, Inv.nr. G544bis.

Abb. 5: Keramikgefäss für Bleisalbe (o.J.), © Pharmaziemuseum Basel, Inv.nr. K807.

Literatur
  1. 1

    Beatrix Falch: »Hebammenwissen für eine gesunde Schwangerschaft«, https://www.avogel.ch/de/ihre-gesundheit/gesundheitsthemen/hebammen.php.

  2. 2

    Die naturheilkundliche Marke aus der Ostschweiz ist nach ihrem Begründer Alfred Vogel benannt. Nach eigenen Angaben stehen die Liebe zur Natur und der Glaube an ihre heilenden Kräfte im Zentrum. Dazu: A. Vogel: »Unsere Marke«, https://www.avogel.ch/de/avogel-welt/die-marke/.

  3. 3

    Im Jahr 2021 wurde die A. Vogel zur zweitdynamischsten Marke der Schweiz gewählt. Vgl. Fabian Pöschl: »Diese Marken haben in der Krise die Herzen der Schweizerinnen und Schweizer erobert«, in: 20 Minuten (online), https://www.20min.ch/story/diese-marken-haben-in-der-krise-die-herzen-der-schweizerinnen-und-schweizer-erobert-232681745761 (10.06.2021).

  4. 4

    Die männlichen Geburtshelfer waren oft Chirurgen. Sie hatten keine universitäre Ausbildung und waren weniger angesehen als Ärzte. Sie erwarben sich das geburtshelferische Wissen hauptsächlich über Bücher. Vgl. Lisa Cody Forman: Birthing the Nation: Sex, Science, and the Conception of Eighteenth-Century Britons, Oxford: Oxford University Press (2008), S. 167.

  5. 5

    Sophie Fäs: »ist bey uns gott sey dank die hebam wohlerfahren« – Zur Umsetzung der habsburgischen Hebammenreformen im Fricktal. Basel: unpublizierte Masterarbeit an der Universität Basel (2021), S. 1, 20, 21, 23 und 24.

  6. 6

    Eva Labouvie: Beistand in Kindsnöten: Hebammen und weibliche Kultur auf dem Land (1550–1910), Frankfurt am Main: Campus Verlag (1999), S. 97–98.

  7. 7

    Eva Labouvie: Beistand in Kindsnöten: Hebammen und weibliche Kultur auf dem Land (1550–1910), Frankfurt am Main: Campus Verlag (1999); Christine Loytved: Dem Hebammenwissen auf der Spur: Zur Geschichte der Geburtshilfe, Osnabrück: Fachgebiet Gesundheits- u. Krankheitslehre, Psychomatik (1997) und Britta-Juliane Krause: ›Die Arznei ist Goldes wert: Mittelalterliche Frauenrezepte, Berlin: Walter de Gruyter (1999). Einige Publikationen befassen sich mit abtreibenden Pflanzen wie etwa Alraunen. Dazu etwa: Dieter Beckmann, Barbara Beckmann: Alraun, Beifuss und andere Hexenkräuter: Alltagswissen vergangener Zeiten, Frankfurt: Campus (1990).

  8. 8

    Christine Loytved: Dem Hebammenwissen auf der Spur: Zur Geschichte der Geburtshilfe, Osnabrück: Fachgebiet Gesundheits- u. Krankheitslehre, Psychomatik (1997), S. 11.

  9. 9

    Dazu gehören Sandelholz, Korallen, Macis oder auch Perlen. Marie-Louise Bourgeois: Ein gantz new nützlich und nohtwendig Hebammen Buch, Oppenheim: de Bry (1619), S. 44.

  10. 10

    Eva Labouvie: Beistand in Kindsnöten: Hebammen und weibliche Kultur auf dem Land (1550–1910), Frankfurt am Main: Campus Verlag (1999), S. 82.

  11. 11

    »Kohl«, in: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2, Leipzig: F. A. Brockhaus (1838), S. 629, http://www.zeno.org/nid/20000838306.

  12. 12

    Albrecht Haller: »Brassica marina«, in: Ders.: Pharmacopoea Helvetica: in duas partes divisa, quarum prior Materiam Medicam, Botanico-Physico-Historico-Medice descriptam, posterior Composita et Praeparata, Modum Praeparandi, vires et usum exhibet, 2 Teile in 1 Band; Basel: Joh. Rod. Im-Hof & Filii (1771), S.172 .

  13. 13
  14. 14

    »Sisymbrĭum«, in: Pierers Universal-Lexikon, Band 16, Altenburg: Verlagsbuchhandlung von H. A. Pierer (1863), S. 145.

  15. 15

    Matthäus Mederer: Hebarzney-Geschichte und Kunst im Grundrisse. Zum Leitfaden ordentlicher Vorlesungen und Vorübungen, Donaueschingen: Mieth (1791), S. 246.

  16. 16

    Heinrich Johann Nepomuk Crantz: Einleitung in eine wahre und gegründete Hebammenkunst, Wien: Johann Thomas Trattnern, kaiserl. königl. Hofdruck. und Buchhändl. (1756), S. 43.

  17. 17

    Lisa Cody Forman: Birthing the Nation: Sex, Science, and the Conception of Eighteenth-Century Britons, Oxford: Oxford University Press (2008), S. 37.

  18. 18

    Heinrich Johann Nepomuk Crantz: Einleitung in eine wahre und gegründete Hebammenkunst, Wien: Johann Thomas Trattnern, kaiserl. königl. Hofdruck. und Buchhändl. (1756), S. 55.

  19. 19

    Albrecht Haller: »Lac«, in: Ders. (Hg.): Pharmacopoea Helvetica: in duas partes divisa, quarum prior Materiam Medicam, Botanico-Physico-Historico-Medice descriptam, posterior Composita et Praeparata, Modum Praeparandi, vires et usum exhibet, 2 Teile in 1 Band; Basel: Joh. Rod. Im-Hof & Filii (1771), S. 91.

  20. 20

    A. Vogel: »Milch: Meiden oder geniessen?«, https://www.avogel.ch/de/ihre-ernaehrung/themenuebersicht/milch.php.

  21. 21

    »Hollunder«, in: Heinrich August Pierer (Hg.): Pierers Universal-Lexikon, Band 10, Altenburg: Verlagsbuchhandlung von H. A. Pierer (1860), S. 482.

  22. 22

    Daniela Oesterle: »Verstopfung in der Schwangerschaft«, https://www.netdoktor.de/schwangerschaft/verstopfung-in-der-schwangerschaft/ (24.06.2021).

  23. 23

    »Leinsamen«, in: Heinrich August Pierer (Hg.): Pierers Universal-Lexikon, Band 10, Altenburg: Verlagsbuchhandlung von H. A. Pierer (1860), S. 248.

  24. 24

    Damit ist die Menstruation gemeint: »blume«, in: Frühneuhochdeutsches Wörterbuch, https://fwb-online.de/lemma/blume.s.1f#sense5.

  25. 25

    »Levisticum«, in: Nicholas Lemery: Vollständiges Materialien-Lexicon, Leipzig: Johann Friedrich Braun (1721), S. 634.

  26. 26

    »Levisticum«, in: Albrecht Haller: Pharmacopoea Helvetica: in duas partes divisa, quarum prior Materiam Medicam, Botanico-Physico-Historico-Medice descriptam, posterior Composita et Praeparata, Modum Praeparandi, vires et usum exhibet, 2 Teile in 1 Band; Basel: Joh. Rod. Im-Hof & Filii (1771), S. 95.

  27. 27

    »Kampfer«, in: Carl Herloßsohn (Hg.): Damen Conversations Lexikon, Band 6, Adorf: Verlags-Bureau (1836), S. 54–56.

  28. 28

    Heinrich Johann Nepomuk Crantz: Einleitung in eine wahre und gegründete Hebammenkunst, Wien: Johann Thomas Trattnern, kaiserlicher königlicher Hofdrucker und Buchhändler (1756), S. 47.

  29. 29

    Matthäus Mederer: Hebarzney-Geschichte und Kunst im Grundrisse. Zum Leitfaden ordentlicher Vorlesungen und Vorübungen, Donaueschingen: Mieth (1791). Das 1780 entstandene Werk war ursprünglich gar nicht als Lehrmittel für Hebammen gedacht, begeisterte aber Mederers Kollege Dr. Rehmann so sehr, dass dieser es mit Erlaubnis des Autors 1791 für den Hebammenunterricht publizierte. Dazu auch: Göhring: Die geschichtliche Entwicklung des Lehrstuhls für Geburtshilfe und Gynäkologie an der Universität Freiburg im Breisgau. Freiburg im Breisgau: Goldschagg (1941), S. 16. Für einen Überblick zu dieser Quellengattung, siehe Teodora Daniela Sechel: »The Politics of Medical Translations and its Impact Upon Medical Knowledge in the Habsburg Monarchy 1770–1830«, in: East Central Europe 40 (2013), S. 296–318, hier S. 309–312.

  30. 30

    Matthäus Mederer: Hebarzney-Geschichte und Kunst im Grundrisse. Zum Leitfaden ordentlicher Vorlesungen und Vorübungen, Donaueschingen: Mieth (1791), S. 273.

  31. 31

    Albrecht Haller: »Plumbum«, in: Ders.: Pharmacopoea Helvetica: in duas partes divisa, quarum prior Materiam Medicam, Botanico-Physico-Historico-Medice descriptam, posterior Composita et Praeparata, Modum Praeparandi, vires et usum exhibet, 2 Teile in 1 Band; Basel: Joh. Rod. Im-Hof & Filii (1771), S. 137.

  32. 32

    »Feuerschwamm«, in: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2., Leipzig: Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, Sohn und Compagie (1796), S. 136.

  33. 33

    Matthäus Mederer: Hebarzney-Geschichte und Kunst im Grundrisse. Zum Leitfaden ordentlicher Vorlesungen und Vorübungen, Donaueschingen: Mieth (1791), S. 216.

  34. 34

    Matthäus Mederer: Hebarzney-Geschichte und Kunst im Grundrisse. Zum Leitfaden ordentlicher Vorlesungen und Vorübungen, Donaueschingen: Mieth (1791), S. 260.

  35. 35

    Albrecht Haller: »Papaver album & nigrum«, in: Ders.: Pharmacopoea Helvetica: in duas partes divisa, quarum prior Materiam Medicam, Botanico-Physico-Historico-Medice descriptam, posterior Composita et Praeparata, Modum Praeparandi, vires et usum exhibet, 2 Teile in 1 Band; Basel: Joh. Rod. Im-Hof & Filii (1771), S. 127.

  36. 36

    Matthäus Mederer: Hebarzney-Geschichte und Kunst im Grundrisse. Zum Leitfaden ordentlicher Vorlesungen und Vorübungen, Donaueschingen: Mieth (1791), S. 286.

  37. 37

    Britta-Juliane Krause: »Die Arznei ist Goldes wert«: Mittelalterliche Frauenrezepte, Berlin: Walter de Gruyter (1999), S. 70.

  38. 38

    Eva Labouvie: »Weibliche Hilfsgemeinschaften«, in: Ulrike Jekutsch (Hg.): Selbstentwurf und Geschlecht. Kolloquium des Interdisziplinären Zentrums für Frauen- und Geschlechterstudien an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Würzburg: Königshausen und Neumann (2001), S. 18.

  39. 39

    Matthäus Mederer: Hebarzney-Geschichte und Kunst im Grundrisse. Zum Leitfaden ordentlicher Vorlesungen und Vorübungen, Donaueschingen: Mieth (1791), S. 286.

  40. 40

    Heinrich Johann Nepomuk Crantz: Einleitung in eine wahre und gegründete Hebammenkunst, Wien: Johann Thomas Trattnern, kaiserl. königl. Hofdruck. und Buchhändl. (1756), S. 49.

  41. 41

    Maya Borkowsky: Ärztliche Vorschriften zur Schwangerschaftshygiene im 19. Jahrhundert unter Berücksichtigung einiger Aspekte der Diätetik für Gebärende, Wöchnerinnen und Stillende, Zürich: Chronos (1986), S. 32.

  42. 42

    Sophie Fäs: »ist bey uns gott sey dank die hebam wohlerfahren« – Zur Umsetzung der habsburgischen Hebammenreformen im Fricktal. Basel: unpublizierte Masterarbeit an der Universität Basel (2021), S. 13.

  43. 43

    Matthäus Mederer: Hebarzney-Geschichte und Kunst im Grundrisse. Zum Leitfaden ordentlicher Vorlesungen und Vorübungen, Donaueschingen: Mieth (1791), S. 256, 263.

  44. 44

    Heinrich Johann Nepomuk Crantz: Einleitung in eine wahre und gegründete Hebammenkunst, Wien: Johann Thomas Trattnern, kaiserl. Königl. Hofdruck. Und Buchhändl. (1756), S. 47.

  45. 45

    »Klistier«, in: Brockhaus Verlag (Hg.): Brockhaus Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1., Leipzig: Brockhaus (1911), S. 976.

  46. 46

    Matthäus Mederer: Hebarzney-Geschichte und Kunst im Grundrisse. Zum Leitfaden ordentlicher Vorlesungen und Vorübungen, Donaueschingen: Mieth (1791), S. 283.

  47. 47

    »Theriak«, in: Heinrich August Pierer (Hg.): Pierers Universal-Lexikon, Band 10, Altenburg: Verlagsbuchhandlung von H. A. Pierer (1860), S. 494–495.

  48. 48

    Albrecht Haller: »electuarium Theriacae andromachi«, in: Ders.: Pharmacopoea Helvetica: in duas partes divisa, quarum prior Materiam Medicam, Botanico-Physico-Historico-Medice descriptam, posterior Composita et Praeparata, Modum Praeparandi, vires et usum exhibet, 2 Teile in 1 Band; Basel: Joh. Rod. Im-Hof & Filii (1771), S. 331.