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Queer Vienna: Einblicke in ein Bewegungsarchiv
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Rabea Otto

»Keine Organisationen, die Unterdrückung auseinanderteilen«

Mit der Gruppe »Coming Out« begann 1975 die neue Schwulenbewegung in Wien. Was bewegte die »CO-Schwestern« und wie setzten sie sich mit linken und feministischen Bewegungen auseinander? Ein Blick in ihre Vereinszeitschrift gibt Aufschluss.

Rauchschwaden hängen zwischen den Köpfen der Gäste des spärlich beleuchteten Souterrainlokals der Krummgasse IA. Doch auch Erwartungen und Misstrauen wabern in der Luft. An diesem Samstag findet kein gewöhnliches Treffen der Coming Out-Gruppe (CO) statt. Zum Gesprächsthema »Frauen und Schwule« wurden aus dem Bekanntenkreis der CO-Mitglieder nämlich auch Frauen eingeladen. Sieben Frauen und zehn Schwule sitzen sich gespannt gegenüber. Das Gesprächsprotokoll zu diesem Treffen wurde in der vierten Ausgabe der CO-Info, der Zeitschrift der CO, abgedruckt und veranschaulicht die Auseinandersetzung der ersten inoffiziellen Schwulengruppe in Wien mit der parallel stattfindenden Frauenbewegung.1

Doch was zeichnete die CO-Gruppe aus und wie lässt sie sich im zeitgenössischen Kontext der aufkommenden neuen sozialen Bewegungen in Wien verorten? Welche Anknüpfungspunkte zu linken beziehungsweise emanzipatorischen Gruppierungen und deren Vorstellungen hatten die Mitglieder der Schwulengruppe CO? Mit welchem Wissen oder Gegenwissen aus den Bewegungen setzten sie sich auseinander und inwiefern wurden daraus eigene Wissensbestände?

Die Wiener Politologin Ulrike Repnik beschreibt, dass sich die CO-Gruppe politisch links orientierte, sich aber auch der sexuellen Revolution verpflichtet sah und so die bestehende patriarchale, heteronormative Gesellschaftsordnung in Frage gestellt hätte.2 Interessant ist hierbei, wie sich dies in den Artikel der Zeitschrift der CO widerspiegelte, beziehungsweise wie in den Artikeln diese Ausrichtung im Rahmen der parallel stattfindenden Bewegungen, vornehmlich der linken und feministischen, in Wien verhandelt wurde.

Aufbruchstimmung der 1970er in Wien

Im internationalen Vergleich mit westlichen Industrieländern begannen die Formierungen zu den neuen sozialen Bewegungen in Österreich verzögert ab Mitte der 1970er Jahre.3 Außerdem fiel im Fall von Österreich oder im Speziellen auch Wien die Student*innenbewegung von 1968 vergleichsweise klein aus, wodurch die Ende der 1970er entstehenden Gruppen sich nicht wie in anderen westlich-europäischen Ländern auf weitreichende Protesterfahrungen und Vorbilder beziehen konnten.4 Dabei war das politische und institutionelle Umfeld in dieser Zeit durchaus günstig für die Formierung und Entfaltung neuer sozialer Bewegungen in Österreich.5 Bereits 1970 hatte die SPÖ mit Bruno Kreisky die Nationalratswahl für sich entschieden und damit begonnen soziale Reformen anzuregen und umzusetzen.6 In diesem Umfeld breitete sich eine Art Aufbruchstimmung aus, die sich vor allem im Engagement für alternative Lebensformen und -ansätze ausprägte.7

Die Möglichkeit eines schwulen bzw. lesbischen politischen Aktivismus verbesserte sich maßgeblich mit der Abschaffung der Strafbarkeit weiblicher und männlicher Homosexualität durch die sogenannte Kleine Strafrechtsreform von 1971. Durch den konservativen Einfluss der katholischen Kirche auf die Politik wurden aber flankierende Maßnahmen im Strafrecht verankert, mit denen die gesellschaftliche Ächtung homosexuellen Verhaltens weiterhin aufrechterhalten wurde, wie beispielsweise das Verbot der Gründung von Vereinen oder der »Werbung für Unzucht mit Personen des gleichen Geschlechtes«.8 Die Gründung der ersten Schwulengruppe in Wien wurde dennoch durch die veränderte Gesetzeslage sowie das Aufkommen von Lesben- und Schwulenbewegungen in anderen westlichen Ländern, aber auch durch die gesellschaftliche Liberalisierung der Einstellungen zur Sexualität und damit auch zur Homosexualität möglich.9

Abb. 1: Mit Plakaten warb die Gruppe Coming Out (CO) und kommunizierte mit anderen Gruppen der Arena-Bewegung.

So gründete sich 1975, vier Jahre nach der Entkriminalisierung, die informelle Gruppe Coming Out (CO) als erste »emanzipatorische Schwulengruppe« in Österreich. Aufgrund des gesetzlichen Verbots zur Vereinsbildung in § 221 StGB wurde die CO nicht als Verein angemeldet, da die Gründungsmitglieder eine strafrechtliche Verfolgung fürchten mussten.10 Durch den im Vergleich zur Bundesrepublik Deutschland (BRD) verzögerten Start einer schwulen Emanzipationsbewegung in Österreich konnte die CO auf Erfahrungen und Auseinandersetzungen der deutschen Gruppen zurückgreifen, weshalb Parallelen und Konflikte aus den Anfängen der westdeutschen, linken Schwulenbewegung als Vergleichspunkte zur CO diskutiert werden sollen.

Mikrodiskursanalyse und die CO-Info

Der Diskurs in und um diese Gruppierung und ihre Aktivisten bietet eine beispielhafte Folie für die Aushandlungsprozesse einer im Entstehen begriffenen sozialen Bewegung. Demnach erscheint eine (Mikro-) Diskursanalyse als aufschlussreiche Methode, um das schriftliche Material der CO zu analysieren, denn Aushandlungsprozesse und Selbstverständnisdiskussionen innerhalb von Bewegungen können in ihren Publikationen nachvollzogen werden.11 Das produzierte Schriftgut der Aktivisten der CO soll dafür kontextgebunden analysiert werden. Somit kann zwar der produzierte Diskurs nicht im Sinne von Foucault in seiner Vollständigkeit und seinen umfassenden Facetten in der Gesellschaft abgebildet,12 jedoch können thematisch aufeinander bezogene Diskussionsbeiträge als sogenannte Diskussionsstränge identifiziert werden.13 Der Kontext für die CO ist hierbei das schwule, linke und feministische Milieu der neuen sozialen Bewegungen im Wien der 1970er Jahre.

Bewegungszeitschriften entstehen auch mit dem Wunsch einer Gruppe von Aktivist*innen, ein Forum zu schaffen, um über den unmittelbaren Umkreis hinaus mit anderen Aktivist*innen über Projekte und Perspektiven der Bewegung zu diskutieren.14 So dienten diese Publikationen dazu, mehr Personen beziehungsweise Gruppenmitglieder in den Diskussionsprozess über die Zukunft, Ziele und Perspektiven der Bewegung miteinzubeziehen und zur Beteiligung anzuregen. Die CO-Info-Ausgaben eignen sich auch deswegen als Quelle über die Debatten innerhalb der Bewegung und über die politischen Ziele sowie das Selbstverständnis der Gruppe, da sie zwar nach außen als »Agitationsmittel« wirken sollten, aber gleichzeitig als »internes Diskussionsforum« funktionierten.15

Im Juni 1976 erschien die erste Nummer der CO-Info, die bis 1978 in unregelmäßigen Abständen insgesamt fünfmal erschien, wobei das letzte Heft als Doppelnummer veröffentlicht wurde. Zwei Monate davor, im April 1976, hatten die Aktivisten in der Zeitschrift NEUES FORVM einen Aufruf der CO mit Informationen zu ihren Treffen veröffentlicht. Als Ansprechpartner und Motor der jungen Bewegung fungierte Michael Hopp, ein Redaktionsmitglied beim NEUEN FORVM, einem der in diesen Jahren führenden links-liberalen Magazine in Österreich, das von Günther Nenning herausgegeben wurde. Die CO-Info wurde, wenn nicht mit Unterstützung so zumindest mit Duldung Nennings, in der Redaktion seines Magazins produziert und mit Hektografiemaschinen vervielfältigt. Die Redaktionsadresse des NEUEN FORVMS erschien auch als Adresse der CO-Info im presserechtlich notwendigen Impressum. Die Auflage der CO-Info betrug 200 bis 600 Stück pro Ausgabe.16

Inhaltlich setzte man sich in der CO-Info mit unterschiedlichen Themen auseinander, beispielweise wurden Artikel zur Geschichte der Homosexualität sowie Film- und Buchbesprechungen verfasst, es gab Meldungen zum aktuellen Geschehen in der Wiener und internationalen Schwulenszene sowie Ankündigungen zu Aktionen und Treffen der CO. Daneben standen Ausschnitte aus theoretischen Texten wie zum Beispiel der 1974 erschienenen soziologischen Grundlagenstudie Der gewöhnliche Homosexuelle von Martin Dannecker und Reimut Reiche.17 Interne Angelegenheiten fanden ebenfalls Eingang in die CO-Info, da es prinzipiell jedem Mitglied der CO offenstand, Beiträge für die Zeitschrift zu verfassen. Das Redaktions- und Autorenteam beschränkte sich jedoch meist auf eine Handvoll aktiver CO-Mitglieder oder »CO-Schwestern«, wie sie sich selbst bezeichneten.

Abb. 2: In dem Ausschnitt sind Kontaktdaten der CO auf dem Arena-Plakat zu erkennen.

»Durch unsere Gruppe geistert die Feminismusidee«

Die Nummer 4 der CO-Info war schwerpunktmäßig einem Thema gewidmet, das sich auch in anderen Publikationen der Emanzipationsgruppe fand – der Auseinandersetzung schwuler Männer mit der Frauenbewegung. Die beteiligten Frauen waren in der Aktion Unabhängiger Frauen (AUF) engagiert, einer feministischen Gruppierung, die sich als erste auch lesbischen Frauen öffnete und innerhalb deren Strukturen sich etwa zeitgleich zur CO eine eigene Lesbengruppe etablieren konnte.18 Im veröffentlichten Protokoll des Gesprächs wagte Michael (alle Beteiligten wurden nur mit Vornamen genannt) den Anfang und begann die Unterhaltung mit einer kurzen Einführung, in der er bemerkte: »durch unsere Gruppe [geistert] die Feminismusidee, also dass die Unterdrückung der Frauen mit der der Schwulen zu tun hat und umgekehrt.«19 Dabei klang an, dass in den CO-Diskussionen Bezüge zwischen der gesellschaftlichen Diskriminierung von Schwulen und der Unterdrückung der Frauen hergestellt wurden. Ohne direkt darauf einzugehen, bezog sich Michael auf den in der emanzipatorischen Schwulenszene breit rezipierten französischen Theoretiker Guy Hocquenghem, der männergesellschaftliche Hierarchien kritisierte und eine antipatriarchale Ausrichtung der Schwulenbewegung forderte.20 Doch schränkte Michael sein Bekenntnis in der direkt darauffolgenden Bemerkung wieder ein, indem er auf die Abgrenzung und die Distanzen verwies, die zwischen Schwulen und Frauen empfunden wurden, denn er merkte an, dass es »ausgeprägte Meinungen« gäbe, »dass alle Frauen tendenziell schwulenfeindlich sind«.21

Gerti stellte sich ausdrücklich gegen die Anschuldigung, für sie sei der Umgang mit schwulen Männern »sehr erleichternd«, da das »schwierige Kapitel Sexualität« keine Rolle spiele.22 Ihre Aussage führte zu einer Diskussion über die Einordnung und Bezeichnung sexueller Orientierungen. Sowohl in den Kreisen der Aktion Unabhängiger Frauen (AUF) als auch in der CO stießen Personen auf Ablehnung, wenn sie nicht den vorherrschenden Vorstellungen von Homosexualität bzw. Heterosexualität entsprachen. Insbesondere Michael kritisierte den »Kategorienzwang«.23 Diese Diskussion veranschaulicht, dass es auch innerhalb der Schwulenszene Unstimmigkeiten zwischen Selbst- und Fremdbezeichnung sowie dem Verständnis von Homosexualität gab. »Ich lass mich nicht hineinzwängen in ein Bild von Homosexualität, das nichts anderes als ein perfekter Männerbund ist«, hielt Michael fest und fand damit Zustimmung bei der Gesprächspartnerin Henni, die ebenfalls dafür plädierte Sexualität außerhalb der Geschlechterkategorien und -rollen zu denken.24

Kritik an Männlichkeits- und Weiblichkeitskategorien wurden auch laut, als Leo die erste Anschuldigung an die Frauen umdrehte und die Frage stellte: »Wie weit haben manche Schwule was gegen Frauen. [?] Oder wie weit haben manche Schwule was gegen Tunten, die das Feminine […] repräsentieren?«25 Michael sprach aus seiner Erfahrung, die eher dem entsprach, »dass die Schwulen frauenfeindlich sind«. Er erklärte sich diesen Eindruck mit der »Unterdrückung der Weiblichkeit«, denn »die Schwulen sehen in den Frauen, eben oft auch in den Tunten, Weiblichkeit repräsentiert, die sie bei sich selber unterdrücken.«26

Dieser Konflikt in der Schwulenszene zwischen Tunten und ›normalen‹ Schwulen war bereits im sogenannten Tuntenstreit 1973 in der Westberliner HAW (Homosexuelle Aktion West) aufgebrochen und führte dort zur Spaltung der HAW in zwei Fraktionen.27 Auf der einen Seite stand das »Plenum der sozialistischen Arbeitsgruppen« und auf der anderen die »Feministen«, die öffentlich »normale« Männlichkeit kritisierten, indem sie geschminkt und in Frauenkleidern auftraten.28 Auf einer Bücherliste der CO ist die Aufsatzsammlung Tuntenstreit, veröffentlicht vom Verlag Rosa Winkel 1975 in Berlin aufgeführt, wodurch der transnationale Wissenstransfer und -bestand innerhalb der Schwulenbewegung verdeutlicht wird.29

Wie die Auseinandersetzung mit Tunten und deren Aktivismus auch in der CO rezipiert wurde, zeigte Leo, der beschrieb, was er unter Tunten versteht:

»Leute, die sich sehr ernsthaft bemühen, Eigenschaften zu entwickeln, die bisher an ihnen unterdrückt worden sind und denen’s nicht drauf ankommt, sich über etwas lustig zu machen, sondern im Gegenteil: die sich dadurch auch in Konfrontation und Schwierigkeiten begeben.«30

Abb. 3: Das Cover der ersten Nummer der CO-Info mit Hinweisen auf die Themen im Heft.

Gleichzeitig kam in dem Gespräch auch zum Ausdruck, dass es in der CO Meinungen gab, die »das Extreme« bei Tunten als abstoßend wahrnahmen.31 Kritik an Tunten kam aber auch seitens der Frauen, wenn Ingrid zwar betonte, dass sie die Weiblichkeit an schwulen Männern sehr schätze, aber das übertrieben Weibliche von Tunten ihr teilweise wie eine Karikatur von Weiblichkeit vorkäme.32 Rudi, ein 24-jähriger Straßenbahner, hakte nach: »Wenn wir so reden von Tunten, von Männer- und Frauenrollen, dann hätt ich eine Frage an die Damen: Wie ist es bei der Frau? Hat sie den Willen, männlich zu wirken?« Ingrid entgegnete, dass im feministischen Diskurs und vor allem auch bei ihnen in der Gruppierung der AUF der Aushandlungsprozess noch liefe, welche weiblichen Zuschreibungen und Gefühlswerte sie »stark machen würden und als positiv zu werten sind«.33

Es zeigte sich insbesondere an dieser Debatte, dass ähnlich wie in der AUF das Hinterfragen und Kritisieren von normativen Rollen und Zuschreibungen über Männlichkeit und Weiblichkeit ein zentraler Diskussionspunkt bei den Treffen der CO war. »Und wie weit muss man überhaupt hervorheben, dass man nicht als Mann oder als Frau geboren wird, sondern dass man dazu gemacht wird«, hielt Leo fest und schlug damit einen Bogen zur feministischen Theorie und vor allem zu dem in der Frauenbewegung breit rezipierten Werk Das andere Geschlecht von Simone de Beauvoir.34 Die Vorstellung der sozialen Konstruktion von Geschlechterrollen wurde demnach zumindest von einigen Mitgliedern beider Bewegungen geteilt und als Gegenwissen der Bewegungen zu etablierten patriarchalen Vorstellungen zumindest indirekt auch bei solchen Treffen weitergegeben.

In der Zeitschrift der AUF, deren erste Nummer im Oktober 1974 erschien, formulierte die autonome Frauenbewegung ihre Ziele. Sie sprach sich explizit gegen die »patriarchalische bürgerliche Kleinfamilie und deren starre Rollenaufteilung« aus, die als Institution die »Unterdrückung der Frau auf allen gesellschaftlichen Ebenen […] garantiert«.35 Dieses Feindbild des Patriarchats und der Ausrichtung auf die Kernfamilie aus dem feministischen Diskurs wurde auch bei der CO aufgegriffen. Die Frauen richteten ihre Forderungen auf die Auflösung der Lebensform der »Einehe« sowie des Zwangs der »Andersgeschlechtlichkeit« und auf die Legalisierung von Abtreibung, die mit der Fristenlösung 1975 umgesetzt wurde.36 Die »CO-Schwestern« fokussierten ihre Ausrichtung gegen Heteronormativität oder »Zwangsheterosexualität«, wie sie es nannten.37 Ein sich überschneidendes Ziel der beiden Gruppierungen sowie der Bewegungen, nämlich die Veränderung der gesellschaftlichen Stellung der Frau und der Schwulen, war damit gefunden.

Aber warum schlossen sich die beiden Bewegungen bei so viel Übereinstimmung nicht zusammen, wenn doch einige Frauen der Frauenbewegung ebenfalls von Diskriminierung wegen ihrer Homosexualität betroffen waren? In der Gesprächsrunde zwischen Schwulen und Frauen berichtete Rudi, dass er sich in Gesellschaft von Frauen eingeschränkt fühle, denn seiner Meinung nach könne man in einer »Männergesellschaft« »ganz anders reden«.38 Poldo und auch andere Schwule im Gespräch widersprachen Rudis Eindruck.39 Michael betonte: »Ich möchte nicht in einer Männerwelt leben müssen«, und dies läge vor allem daran, dass »Schwule ja auch letztlich Männer [sind] und so auf[treten] und so miteinander um[gehen]«.40 Das bestätigte Gerti, die den CO-Männern vorwarf, dass sie »in der Gruppensituation« merke, »dass Schwule auch Männer sind und ein irrsinnig männliches Verhalten haben«. Sie kritisierte an der Situation besonders, dass Frauen im Gespräch nicht wirklich zu Wort kommen können und ihre Meinungen übergangen würden.41

Abb. 4: Ein Plakat für »Das schwule Treffen«, das zu Pfingsten 1977 in Wien stattfand.

Horst sah diese Problematik auch, insbesondere bezüglich lesbischer Frauen, die er als doppelt unterdrückt beschreibt, »als Frauen und als Lesben«. Mit einem Verweis auf die westdeutsche Schwulenbewegung mahnte er, dass der Fokus auf die männliche Homosexualität dort dazu geführt habe, »dass sich die schwulen Frauen von uns getrennt haben, weil sie als Frauen unterdrückt worden sind, auch von den schwulen Männern«.42 Wenn Michael zu Anfang des Gesprächs noch von der Chance der Schwulenbewegung sprach, mehr als ein »moderner Männerbund« zu sein und die Kategorien von Männlichkeit und Weiblichkeit aufzubrechen, wurde zum Ende der Diskussionsrunde deutlich, dass trotz vieler inhaltlicher Überschneidungen der Bewegungen eine Zusammenarbeit der Gruppen allein an dieser Konfliktlinie scheitern würde.43 In beiden Bewegungen waren die eigenen Räume für den Austausch in einem sicheren Umfeld wichtiger. Das Gespräch verdeutlicht, dass ein Solidaritätsgefühl nicht (oder nur sehr eingeschränkt) zwischen Schwulen und Frauen im Kontext ihrer Bewegungen vorhanden war, und die Identifikation untereinander trotz der vielen Verflechtungen mit feministisch-theoretischen Standpunkten nicht gegeben war.

Homosexualität als Nebenwiderspruch?

Die Schwulenbewegung entstand teilweise aus dem studentischen Milieu heraus, ebenso wie die ›neue‹ linke Bewegung in Wien. In den 1970er Jahren zählte die Gruppe Revolutionärer Marxisten (GRM) zu einer der stärksten Organisationen der radikalen Linken.44 Auch CO-Mitglieder wurden von der GRM beeinflusst und sympathisierten mit ihr.

Doch wie verorteten sich die CO-Mitglieder im politischen Spektrum, welche Anliegen und Denkansätze aus dem marxistischen Diskurs waren zentral für sie? Inwiefern griffen die »CO-Schwestern« auf ähnliche Wissensbestände zurück und welche Konflikte brachen im Zusammenhang mit linken Gruppierungen auf?

Abb. 5: In der Aktion Unabhängiger Frauen (AUF) organisierten sich lesbische Frauen bei der 1. Mai Demonstration 1976.

Ähnlich wie in der westdeutschen HAW wurde in der CO-Info und in Flugblättern der Gruppe Kapitalismuskritik auf schwule Belange übertragen. Hierbei wurde der Versuch einer Art von Wissensvermittlung für die Anhänger der Schwulenbewegung deutlich. Dieses Wissen wurde innerhalb der Bewegung durch die Zeitschrift CO-Info verbreitet. So schrieb Friedl in der CO-Info 2:

»Sexuelles Verhalten wird im Kapitalismus nicht nur diszipliniert, verdrängt und zur Aufrechterhaltung der Klassenherrschaft nutzbar gemacht, es wird auch zur Erzielung beträchtlicher Profite ausgebeutet.«45

Diese kapitalismuskritische Haltung ging wie der schwule Feminismus auf Guy Hocquenghems theoretische Schriften zurück und veranschaulicht die Überschneidungen schwuler und linker aktivistischer Diskurse der Zeit.46 Hocquenghems Veröffentlichungen wurden bei CO-Treffen an Bücherständen ausgelegt oder als Leseempfehlung vermerkt, so dass angenommen werden kann, dass seine Denkansätze auch in der Wiener Emanzipationsbewegung verbreitet waren.

Der Journalist und Autor Elmar Kraushaar, seinerzeit selbst in der Schwulenbewegung und in linken Gruppen in Westberlin engagiert, beschrieb die oftmals enttäuschende Erfahrung von Doppelmitgliedschaften in linken Organisationen und in Schwulengruppen. Linke westdeutsche Gruppierungen der Zeit befassten sich kaum mit dem Thema Homosexualität, die Initiative zur Zusammenarbeit und zu Debatten musste immer von Schwulen selbst ausgehen.47

Diese Erfahrungen teilte wohl auch »CO-GRM-Friedl« aus Wien. Auch wenn die GRM der aufkeimenden Schwulenbewegung und somit der CO insgesamt offener gegenüberstand als andere linke Gruppierungen,48 lassen Meldungen in der CO-Info immer wieder auf Vorbehalte gegenüber Schwulen schließen. Beispielsweise sollte von Friedl in der linken Zeitschrift Rotfront, »dem Zentralorgan der GRM […] ein (von ihm geschriebener, ohnehin sehr defensiver) Artikel zu Homosexualität« erscheinen. Jedoch sei Friedl immer wieder mit unterschiedlichen Begründungen auf die nächste Ausgabe der Rotfront vertröstet worden.49

In den Zeitschriftenbeiträgen der CO-Info sowie auf Flugblättern der CO klingt an einigen Stellen an, dass eine politisch linke Ausrichtung für die Befreiung der Homosexuellen aus ihrer »Unterdrückung« essentiell sei. Einerseits zeigte sich, dass sich zumindest ein Teil der CO-Autoren mit linken Theorieansätzen auseinandergesetzt haben musste, andererseits verwiesen sie auch enttäuscht darauf, dass einige »allgemeine« linke Gruppierungen die sexuelle Befreiung als nebensächlich empfänden.

»Wir sind insofern ›politisch‹, als wir dort ansetzen, wo wir Unterdrückung konkret erfahren. Allerdings sind wir nicht mehr bereit, unsere Anliegen als ›Nebenwiderspruch‹ abtun zu lassen, oder gar, wie das in der Linken mit dem Sex oft geschieht, ins ›Private‹ zu verdrängen. Wir gehen in keine Organisationen, die Unterdrückung auseinanderteilen«.50

Auch die autonome Frauenbewegung hatte Schwierigkeiten mit den linken Gruppierungen, was auch daran lag, dass der Frauenbefreiung sowie der Emanzipation von Homosexuellen »der zweifelhafte Ruf vom Nebenwiderspruch« anhaftete. Dies bedeutete, dass »ihre Anliegen zwar zur Kenntnis genommen« wurden, aber die Lösung ihrer Unterdrückung sich nach der verbreiteten Ansicht linker Gruppierungen durch die kommunistische Revolution von selbst ergeben würde.51 Die Ablehnung durch die linke Bewegung bewirkte, dass man sich in der CO und auch in der CO-Info verstärkt auf die eigenen Probleme und Aktivismus gegen eigene Unterdrückungserfahrungen konzentrierte. Dass die linke Haltung einiger CO-Info-Autoren auch in der Leserschaft der CO-Info nicht ausschließlich Zustimmung fand und es auch Unstimmigkeiten über die politische Ausrichtung der CO gab, zeigt der Leserbrief aus der CO-Info 2 von Hannes Heinz aus Walldorf: »Ich habe mehrfach beim Lesen Eurer Ergüsse im NF [NEUES FORVM] und nun in der CO-Info das Gefühl, daß sich so mancher Fanatiker in Euren Kreisen nicht recht vorstellen kann oder will, daß wer ein aufrechter Schwuler sein will, auch etwas anderes als links sein darf.«52

Abb. 6: Aufruf zum Solidaritätsfest für die gerade gegründete Gruppe Coming Out im Juni 1976 im Wiener schwulen Lokal Motto.

Anders als in der westdeutschen Schwulenbewegung seit Anfang der 1970er, die sich explizit gegen die »bürgerliche«53 Schwulenbewegung der Zeit richtete, gab es in Österreich bis dato keine Schwulenbewegung, in der solche politischen Aushandlungsprozesse möglich gewesen wären. Schwule Gruppen sahen sich vor der Schwierigkeit, keine »eindeutige Basis« für Klassenkampf und Kapitalismuskritik zu erreichen. Dies lag auch daran, dass die überwiegende Mehrheit der »gewöhnlichen Homosexuellen« sich versteckte und man Homosexualität oft nur in der Subkultur, wie in Bars und Klappen (öffentlichen Bedürfnisanstalten, die in Wien Logen genannt werden) ausleben konnte, wobei sich hier soziale »Klassen und Schichten« mischten.54 Insgesamt ist auch kritisch zu sehen, inwiefern linke Theorie in der CO tatsächlich rezipiert wurde, und ob es nicht nur einige wenige »CO-Schwestern« gab, die diese politische Ausrichtung auf Grund ihrer »Doppelmitgliedschaften« in der CO-Info hochhielten. Dass eine eher alternative, linke Ausrichtung auch zum Zeitgeist der Wiener 1970er gehörte, ist ebenfalls ein Faktor, der die Ausrichtung der sich herausbildenden Schwulenbewegung beeinflusste.

Was bewegte die CO?

Innerhalb der CO bildeten sich, den divergierenden Interessen der Mitglieder folgend, unterschiedliche Arbeitsgruppen heraus, konkret eine Politgruppe, eine Selbsterfahrungsgruppe und eine »pragmatische Anti-Paragraphengruppe«.55 Sollte in der ersten die grundsätzliche Ausrichtung der Schwulenbewegung und deren Ziele diskutiert werden, widmete sich die beliebteste der drei Gruppen den persönlichen Erfahrungen mit Identitätsfindung, Sexualität und neuen Beziehungsformen. Zum mühsamen Kampf gegen die nach wie vor drohende Verfolgung durch die 1971 eingeführten Strafrechtsparagrafen konnten nur wenige motiviert werden.

Die Aneignung von Protestformen anderer sozialer Bewegungen sowie das Verhandeln neuer Handlungsmöglichkeiten in der Öffentlichkeit wurde im Zug der Diskussion zur Ausrichtung der CO immer wieder zu einem Konfliktpunkt. Rolf argumentierte in seinem Artikel »Genitale Notständler« für eine »Politisierung der Probleme« von Homosexuellen und die Bildung eines von der CO unabhängigen Kollektivs, das »Öffentlichkeit nach möglichst vielen Seiten herstellt«.56 Im darauffolgenden Artikel »Erst nach Innen« widersprach Hans:

»Politische Arbeit nach außen, kann im schwulen Bereich, legitim nur der leisten, der die verheerenden Vernichtungen, die Elternhaus, Erziehung und Gesellschaft in seinem Inneren angerichtet haben, so gut wie möglich ausgebügelt hat.«57

Er wollte eine Selbsterfahrungsgruppe in der CO gründen, um dieser Aufarbeitung der persönlichen Erfahrungen mehr Raum geben zu können.

Nach dem Vorbild westdeutscher Schwulengruppen und der Frauengruppen, in denen sich das Konzept von Selbsterfahrungsgruppen etablierte, ging es Hans und weiteren CO-Mitgliedern darum, durch das Austauschen eigener Erfahrungen gesellschaftliche Strukturen zu erkennen. In der BRD hatte sich durch die Frauenbewegung und deren Devise der Politisierung des Privaten der subjektivistische Politikansatz im Laufe der 1970er durchgesetzt, was auch in der Schwulenbewegung beobachtet werden kann.58 Darauf zielt auch Hans mit seinem Beharren auf der Aufarbeitung der persönlichen, privaten Erfahrungen der CO-Mitglieder.

Um Teil des emanzipatorischen Diskurses und Prozesses zu werden, argumentierte Rolf hingegen, dass sich Mitglieder der CO-Gruppe mehr wissenschaftliches Wissen aneignen sollten.

»Für eine theoretische Arbeit, die komplementär zum Prozess unserer politischen Emanzipation verläuft, ist, um ganz naiv zu sagen, das Lesen von Büchern und der Wille zum Schreiben notwendig.«59

Abb. 7: Auf dem Flugblatt der CO wurde u.a. der Zusammenhang der Unterdrückung der Frauen und der Homosexuellen hergestellt.

Wissenschafts- und Ideologiekritik seien ein wichtiges Feld politischer Arbeit, die Veränderung erreichen will. Rolf verwies auf Theoretiker, an denen sich die CO orientieren sollte, und äußerte seinen Wunsch auf mehr Austausch mit anderen »begabten CO-Schwestern«. »Ich alleine bin ziemlich isoliert und unglücklich mit der ›Aneignung‹ eines Wissens, das die Wahrnehmung und Reflexivität auf gesellschaftliche Tatsachen und Prozesse verändert«, beklagte Rolf und zielte damit auf die Bedeutung dieses Wissens, das insbesondere auch in anderen neuen sozialen Bewegungen verhandelt wurde.60 Gleichzeitig zeigte sich, dass dieses Wissen im Kreis der CO noch wenig verbreitet war und nur einige wenige daran überhaupt interessiert zu sein schienen.

Mit dem Artikel »Vom Arschpudern redet keiner« schaltete sich nun auch Michael in die Diskussion um die politische und praktische Ausrichtung der CO ein. Er war der Überzeugung, dass die »Rat- und Lustlosigkeit« innerhalb der Gruppe mit der Spaltung der CO in »›Linke‹ und ›Nichtlinke‹« und in die geplanten Arbeitsgruppen zu erklären sei. Denn zusätzlich »zu Rolfs Politisierung durch Lesen und Schreiben und zu Hans’ Weg nach innen« hob Michael die Frage nach der »Ursache der Unterdrückung der Homosexualität« hervor. Die Antwort fand er, ähnlich wie die Frauen der AUF, in der »Männergesellschaft«, in den auf »Konkurrenz und Hierarchie basierenden Beziehungen zwischen Männern« und in der Unterdrückung der Frauen. Er ergänzte diese Vorstellungen aber mit der paranoiden Angst von (heterosexuellen) Männern vor dem womöglich »eigenen homosexuellen Verlangen«, was sich in der Unterdrückung Homosexueller zeigen würde.61

Das Politische an der CO sollte demnach nicht die Verbindung zur Linken sein, sondern die Anerkennung und Sichtbarmachung der Homosexuellenunterdrückung. Michael griff bei seiner Argumentation so auch die Kritik aus Rosa von Praunheims Film Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt auf, der seit seiner Veröffentlichung 1970 zu einem der Katalysatoren der westdeutschen Schwulenbewegung geworden war.62 Im Film wurde das Abdrängen von Homosexualität in die versteckten Räume der Subkultur kritisiert, wodurch das Sichtbarwerden von Homosexualität in der Öffentlichkeit und die Antidiskriminierungsarbeit für die Schwulenbewegung essentiell wurde. »Raus aus den Toiletten, rein in die Straßen!« war die kämpferische Parole, der nicht alle folgen wollten. Um aber den sich herauskristallisierenden »wirklichen Bedürfnissen« der Schwulenbewegung und der CO-Mitglieder nach Selbsterfahrung gerecht zu werden, schlug Michael in seinem Artikel abschließend vor: Man könnte »Selbsterfahrungsgespräche führen, Gemeinsamkeiten der Deformation entdecken und dort dann mit der sog. ›Theorie‹ ansetzen«.63

Diese öffentlich in der Zeitschrift ausgetragenen Debatten der CO veranschaulichen, dass sich die Beteiligten – trotz Vorbildern in parallellaufenden sozialen Bewegungen – nicht darauf einigen konnten, auf welches theoretisches Wissen in der CO zurückgegriffen werden und welche Konsequenzen dieses Wissen für die Ausrichtung der schwulen Gruppierung haben sollte. Die tatsächliche Spaltung innerhalb der Gruppe, aber auch innerhalb der Bewegung, in unterschiedliche politische Lager, die Repnik einerseits als »›linke‹ Schwule« und andererseits als »›bürgerliche‹ Schwule der AKI«64 (Arbeitsgruppe für kulturelle Aktivitäten) bezeichnete, wurde aber vor allem durch den Konflikt über das Lokalverbot für Frauen im Vereinslokal der AKI besiegelt.65 Wolfgang Förster verwies auf die inneren Widersprüche »zwischen Klassenkampf und Integration, zwischen Selbstverwirklichung und politischen Zielen«, die auch in der Analyse der Artikel in der CO-Info heraustreten.66

Schlussendliche Ermüdung

Während sich die westdeutsche Schwulenbewegung der 1970er Jahre explizit in Abgrenzung zu einer nicht-politischen Homosexuellenbewegung aus dem studentischen Milieu formierte, war die Zusammensetzung der CO in ihrer Entwicklung diverser. Auch wenn der Großteil der Mitglieder in der CO zwischen zwanzig und dreißig war, trafen bei der CO unterschiedliche gesellschaftliche Milieus und politische Ansichten aufeinander.67 Der Versuch, theoretische Ansätze der Linken und der Frauenbewegung zusammenzuführen, scheiterte zunächst. Wie bereits die Gesprächsprotokolle zwischen »Schwulen und Frauen« zeigten, war es ein Anliegen der CO-Mitglieder, ähnlich wie in der Frauenbewegung, Geschlechtsstereotype und -rollen zu sabotieren und aufzubrechen, aber obwohl feministische Vorstellungen und Begriffe übernommen wurden, blieb der Fokus der CO auf der eigenen Unterdrückung.

Abb. 8: Verkauf der Zeitschrift Rotfront der GRM, in der auch CO-ler aktiv waren, bei der 1. Mai Demonstration 1975.

Die CO-Gruppe, ihre Treffen und auch ihre Veröffentlichungen trugen zur Entwicklung der neuen sozialen Bewegungen der 1970er bei – und damit auch vorrangig zum Sichtbarwerden von Schwulen, sowie zur Verbreitung ihres Wissens.68 Die Auflösung der CO war im Wesentlichen dadurch bestimmt, dass es innerhalb der Gruppe keine Einigung darüber gab, was nun die ›richtige‹ Vorgehensweise der Schwulenbewegung sein sollte. Zwei Jahre nach dem Aus der Gruppe Coming Out wurde die Homosexuelle Initiative (HOSI) Wien offiziell gegründet, die mit neuem Engagement, aber auch auf den bereits gelegten Grundsteinen der CO, öffentlich wirksame Aktionen für die Anliegen der Schwulen- und Lesbenbewegung durchführte – allerdings ohne eine dezidierte und theoretisch untermauerte politisch linke Ausrichtung.69

Trotz der vielen Miss- und Unverständnisse der Gesprächspartner*innen endete auch die Diskussionsrunde der »Schwulen und Frauen« versöhnlich, als Leo festhielt: »[m]an muss den Widerspruch aushalten können, dass es gleichzeitig gute und schlechte Beziehungen gibt zwischen Männern und Frauen.«70 Das Gleiche ließe sich wohl auch für Beziehungen unter (mehr oder minder politisch engagierten) Schwulen festhalten.

Rabea Otto studiert im europäischen Masterprogramm Gender and Women’s History (MATILDA) an der Ruhr-Universität Bochum.

Abbildungsverzeichnis

Abb.1: Heinz Riedler, Besetzung der Arena: »Plakat ›Coming Out‹« (21.08.1976), Wien: Wien Museum, 301366/280, © Heinz Riedler, Wien Museum.

Abb. 2: Heinz Riedler, Besetzung der Arena: »Plakat ›Coming Out‹« (21.08.1976), Fotoausschnitt, Wien: Wien Museum, 301366/280, © Heinz Riedler, Wien Museum.

Abb. 3: CO-Info 1 (1976), Cover, Wien: QWIEN Archiv.

Abb. 4: Coming Out Gruppe, »Das schwule Treffen« (1977), Plakat, Wien: QWIEN Archiv.

Abb. 5: Walpurga und Peter Hirsch, Gemeinsame Demonstration linker Gruppen auf der Ringstraße, 1. Mai 1976. AktivistInnen der »Aktion unabhängiger Frauen« (AUF) bei der Universität (1976), Wien: Wien Museum, 300244/91 © Burgi und Peter Hirsch, Wien Museum.

Abb. 6: Coming Out Gruppe, »COMING OUT! FEST« (1976), Flugblatt, Wien: QWIEN Archiv.

Abb. 7: Coming Out Gruppe, Brüder + Schwestern! (o.J.), Flugblatt, Wien: QWIEN Archiv.

Abb. 8: Walpurga und Peter Hirsch, Demonstration linker Gruppen am 1.Mai 1975. Eine Frau verkauft am Kärntner Ring die Zeitschrift »Rotfront«. Daneben eine Gruppe DemonstrantInnen (1975), Wien: Wien Museum, 300236/17 © Burgi und Peter Hirsch, Wien Museum.

Literatur
  1. 1

    CO (Hg.): »Frauen und Schwule«, in: CO-Info 4 (1977), S. 39–55.

  2. 2

    Ulrike Repnik: Die Geschichte der Lesben- und Schwulenbewegung, Wien: Milena (2006), S. 88.

  3. 3

    Herber Gottweis: »Neue soziale Bewegungen in Österreich«, in: Herbert Dachs u.a. (Hg.): Handbuch des politischen Systems in Österreich. Die Zweite Republik, Wien: Manz (1997 [1991]), S. 342–358, hier S. 342; Wilhelm Svoboda: »Neue soziale Bewegungen in Wien in den siebziger und achtziger Jahren«, in: Verein für Geschichte der Stadt Wien (Hg.): Studien zur Wiener Geschichte, Wien: Eigenverlag (1987), S. 118–155, hier S. 138–141.

  4. 4

    Ulrike Repnik: Die Geschichte der Lesben- und Schwulenbewegung, Wien: Milena (2006), S. 31, 84.

  5. 5

    Ulrike Repnik: Die Geschichte der Lesben- und Schwulenbewegung, Wien: Milena (2006), S. 31. In diesem Beitrag wird Bezug auf die Definition von Dieter Rucht genommen, Dieter Rucht: Modernisierung und neue soziale Bewegungen, Frankfurt/M., New York: Campus (1994), S. 76–77.

  6. 6

    Robert Foltin: Und wir bewegen uns doch: Soziale Bewegungen in Österreich, Wien: Edition Grundrisse (2004), S. 108.

  7. 7

    Ulrike Repnik: Die Geschichte der Lesben- und Schwulenbewegung, Wien: Milena (2006), S. 32.

  8. 8

    §§ 220, 221; Gudrun Hauer: »Lesben- und Schwulengeschichte – Diskriminierung und Widerstand«, in: Michael Handl u.a. (Hg.): Homosexualität in Österreich: Aus Anlass des 10jährigen Bestehens der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien, Wien: Junius (1989), S. 50–67, hier S. 66.

  9. 9

    Ulrike Repnik: Die Geschichte der Lesben- und Schwulenbewegung, Wien: Milena (2006), S. 59, 84–85.

  10. 10

    Michael Handl: »Von Rosa Villen und Wirbeln und Homosexuellen Initiativen – Die österreichische Homosexuellenbewegung nach Stonewall«, in: Michael Handl u.a. (Hg.): Homosexualität in Österreich: Aus Anlass des 10jährigen Bestehens der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien, Wien: Junius (1989), S. 120–151, hier S. 121–123.

  11. 11

    Sebastian Haunss: »Kollektive Identität, soziale Bewegungen und Szenen«, in: Forschungsjournal soziale Bewegungen 24/4 (2011), S. 41–53, hier S. 45.

  12. 12

    Michel Foucault: Archäologie des Wissens, Frankfurt a. M: Suhrkamp (1981).

  13. 13

    Für eine ausführliche Diskussion der Analysemethode siehe Sebastian Haunss: Identität in Bewegung, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften (2004), S. 91–94.

  14. 14

    Sebastian Haunss: Identität in Bewegung, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften (2004), S. 245.

  15. 15

    Sebastian Haunss: Identität in Bewegung, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften (2004), S. 94, 246.

  16. 16

    Michael Handl: »Von Rosa Villen und Wirbeln und Homosexuellen Initiativen – Die österreichische Homosexuellenbewegung nach Stonewall«, in: Michael Handl u.a. (Hg.): Homosexualität in Österreich. Aus Anlass des 10jährigen Bestehens der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien, Wien: Junius (1989), S. 120–151, hier S. 121; Die CO-Info ist in dem Archiv QWIEN vollständig archiviert und als Digitalisat verfügbar.

  17. 17

    CO-Info 3 (1977), S. 31–40.

  18. 18

    Ulrike Repnik: »Lesben in Bewegung(en). Die Lesbenbewegung in Österreich seit den 70er Jahren«, in: Wolfang Förster u.a. (Hg.): Der andere Blick: Lesbischwules Leben in Österreich: Eine Kulturgeschichte, Wien: MA 57 Frauenförderung und Koordination von Frauenangelegenheiten (2001), S. 225–236, hier. S. 227.

  19. 19

    Michael in »Frauen und Schwule«, in: CO-Info 4 (1977), S. 39–55, hier S. 40.

  20. 20

    Guy Hocquenghem: Das homosexuelle Verlangen, München: Carl Hanser (1974).

  21. 21

    Michael in »Frauen und Schwule«, in: CO-Info 4 (1977), S. 39–55, hier S. 40.

  22. 22

    Gerti in »Frauen und Schwule«, in: CO-Info 4 (1977), S. 39–55, hier S. 41.

  23. 23

    Michael in »Frauen und Schwule«, in: CO-Info 4 (1977), S. 39–55, hier S. 48, 51.

  24. 24

    Henni in »Frauen und Schwule«, in: CO-Info 4 (1977), S. 39–55, hier S. 51–52.

  25. 25

    Leo in »Frauen und Schwule«, in: CO-Info 4 (1977), S. 39–55, hier S. 41–42.

  26. 26

    Michael in »Frauen und Schwule«, in: CO-Info 4 (1977), S. 39–55, hier S. 42.

  27. 27

    Patrick Henze: Schwule Emanzipation und ihre Konflikte: Zur westdeutschen Schwulenbewegung der 1970er Jahre, Berlin: Querverlag (2019).

  28. 28

    Sebastian Haunss: Identität in Bewegung, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften (2004), S. 197.

  29. 29

    o.V.: »Flugblatt der CO«, Bestand Gruppe Coming Out, o.J., QWIEN Archiv.

  30. 30

    Leo in »Frauen und Schwule«, in: CO-Info 4 (1977), S. 39–55, hier S. 45.

  31. 31

    Herbert in »Frauen und Schwule«, in: CO-Info 4 (1977), S. 39–55, hier S. 44.

  32. 32

    Ingrid in »Frauen und Schwule«, in: CO-Info 4 (1977), S. 39–55, hier S. 45.

  33. 33

    Rudi und Ingrid in »Frauen und Schwule«, in: CO-Info 4 (1977), S. 39–55, hier S. 46–47.

  34. 34

    Leo in »Frauen und Schwule«, in: CO-Info 4 (1977), S. 39–55, hier S. 42; Simone de Beauvoir: Das andere Geschlecht, Sitte und Sexus der Frau, Hamburg: Rowohlt (1951).

  35. 35

    AUF (Hg.): AUF – eine Frauenzeitschrift, 1 (1974), hier S. 36.

  36. 36

    AUF (Hg.): AUF – eine Frauenzeitschrift 1 (1974), hier S. 36.

  37. 37

    Friedl: »Den Schwulen geht’s wie den Slowenen«, in: CO-Info 2 (1976), S. 14.

  38. 38

    Rudi in »Frauen und Schwule«, in: CO-Info 4 (1977), S. 39–55, hier S. 43.

  39. 39

    Poldo, Michael in »Frauen und Schwule«, in: CO-Info 4 (1977), S. 39–55, hier S. 44,50.

  40. 40

    Michael in »Frauen und Schwule«, in: CO-Info 4 (1977), S. 39–55, hier S. 44.

  41. 41

    Gerti in »Frauen und Schwule«, in: CO-Info 4 (1977), S. 39–55, hier S. 52–53.

  42. 42

    Horst in »Frauen und Schwule«, in: CO-Info 4 (1977), S. 39–55, hier S. 52.

  43. 43

    Michael in »Frauen und Schwule«, in: CO-Info 4 (1977), S. 39–55, hier S. 44.

  44. 44

    Wilhelm Svoboda: Sandkastenspiele. Eine Geschichte linker Radikalität in den 70er Jahren, Wien: Promedia (1998), S. 172–175.

  45. 45

    Friedl: »Den Schwulen geht’s wie den Slowenen«, in: Co-Info 2 (1976), S. 15.

  46. 46

    Heinz-Jürgen Voß, Rüdiger Lautmann, Norbert Reck (Hg.): Die Idee der Homosexualität musikalisieren. Zur Aktualität von Guy Hocquenghem, Gießen: Psychosozial-Verlag (2018).

  47. 47

    Elmar Kraushaar: »›Nebenwidersprüche‹: Die neue Linke und die Schwulenfrage in der Bundesrepublik der siebziger und achtziger Jahre«, in: Detlef Grumbach, Günter Grau (Hg.): Die Linke und das Laster. Schwule Emanzipation und linke Vorurteile, Hamburg: Männerschwarm Skript (1995), S. 142–178, hier S. 154–157.

  48. 48

    Robert Foltin: Und wir bewegen uns doch, Wien: Edition Grundrisse (2004), S. 96.

  49. 49

    CO-Info 1, (1976), S. 6.

  50. 50

    Michael: »Rotes Fähnlein Fieselschweif«, Flugblatt, o.J., Bestand Gruppe Coming Out, QWIEN Archiv.

  51. 51

    Elmar Kraushaar: »›Nebenwidersprüche‹: Die neue Linke und die Schwulenfrage in der Bundesrepublik der siebziger und achtziger Jahre«, in: Detlef Grumbach, Günter Grau (Hg.): Die Linke und das Laster. Schwule Emanzipation und linke Vorurteile, Hamburg: Männerschwarm Skript (1995), S. 142–178, hier S. 144.

  52. 52

    Hannes Heinz, Leserbrief, in: Co-Info 2, (1976), S. 4.

  53. 53

    Bürgerlich meint hier die Schwulen in der BRD, die sich nach der Reform des 175 StGB nicht weiter aktivistisch und politisch für die ›Befreiung‹ der Schwulen engagierten, sondern im Rahmen der neuen schwulen Subkultur zusammenkamen.

  54. 54

    Elmar Kraushaar: »›Nebenwidersprüche‹: Die neue Linke und die Schwulenfrage in der Bundesrepublik der siebziger und achtziger Jahre«, in: Detlef Grumbach, Günter Grau (Hg.): Die Linke und das Laster. Schwule Emanzipation und linke Vorurteile, Hamburg: Männerschwarm Skript (1995), S. 142–178, hier S. 147.

  55. 55

    Rolf: »Genitale Notständler«, Hans: »Erst nach Innen«, Michael: »Vom Arschpudern redet keiner«, in: CO-Info 2 (1976), S. 5–7, 8, 9–11.

  56. 56

    Rolf: »Genitale Notständler«, in CO-Info 2 (1976), S. 6.

  57. 57

    Hans: »Erst nach Innen«, in CO-Info 2 (1976), S. 8.

  58. 58

    Sebastian Haunss: Identität in Bewegung, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften (2004), S. 203.

  59. 59

    Rolf: »Genitale Notständler«, in CO-Info 2 (1976), S. 6.

  60. 60

    Rolf: »Genitale Notständler«, in CO-Info 2 (1976), S. 6.

  61. 61

    Michael: »Vom Arschpudern redet keiner«, in Co-Info 2 (1976), S. 9–11; diese Stelle kann als ein weiterer thematischer und wörtlicher Verweis zu Hocquenghems Werk Das Homosexuelle Verlangen gewertet werden.

  62. 62

    Rosa von Praunheim: Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt, BRD (1970).

  63. 63

    Michael in CO-Info 2 (1976), S. 9–10.

  64. 64

    Bürgerlich meint hier, dass sich diese Schwulen im Rahmen der Arbeitsgruppe AKI engagierten, die eine Untergruppe der Jungen Generation der SPÖ war, und sich politisch linke Schwule von ihnen abgrenzen wollten.

  65. 65

    Gemeint ist das Vereinslokal der AKI, in dem zeitweise die Treffen der CO abgehalten wurden; Ulrike Repnik: Die Geschichte der Lesben- und Schwulenbewegung, Wien: Milena (2006), S. 89.

  66. 66

    Wolfgang Förster: »Zwischen Provokation und Integration. Ein Vierteljahrhundert Schwulenbewegung in Österreich«, in: Wolfgang Förster u.a. (Hg.): Der andere Blick. Lesbischwules Leben in Österreich. Eine Kulturgeschichte, Wien: MA 57 Frauenförderung und Koordination von Frauenangelegenheiten (2001), S. 215–224, hier S. 216.

  67. 67

    Sebastian Haunss: Identität in Bewegung, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften (2004), S. 202.

  68. 68

    Robert Foltin: Und wir bewegen uns doch, Wien: Edition Grundrisse (2004), S.137.

  69. 69

    Robert Foltin: Und wir bewegen uns doch, Wien: Edition Grundrisse (2004), S.137.

  70. 70

    Leo in »Frauen und Schwule«, in: CO-Info 4 (1977), S. 39–55, hier S. 55.