In den 1970er Jahren gelangte eine Neue Rechte in Frankreich zu medialer Präsenz. Ihr Vordenker Alain de Benoist organisierte sich in einem Netzwerk wissenschaftlicher Referenz und etablierte sich als intellektuelle Figur des öffentlichen Lebens.
Alain de Benoist gilt heute gemeinhin als Vordenker der internationalen Neuen Rechten, avancierte aber bereits in den 1970er Jahren zu einer intellektuellen Figur der französischen Öffentlichkeit. Gegen Ende des Jahrzehnts war der neurechte Denker in der französischen Medienlandschaft auffallend präsent und gab Interviews in populären Formaten wie etwa dem Playboy.1 Spätestens seit er im August 1979 auch dem Spiegel ein Interview gegeben hatte, war de Benoist ebenso über die Landesgrenzen hinaus bekannt und die nationale und internationale Presse begann über ihn und seine Bewegung der Nouvelle Droite zu berichten.2 Anerkennung als Intellektueller hatte er ein Jahr zuvor erhalten, durch den prestigeträchtigen Prix de l’Essai der Académie française. Rennomierte Jurymitglieder wie Claude Lévi-Strauss oder Georges Dumézil markierten ihn 1978 quasi offiziell als Intellektuellen, mit der Prämierung seines 1977 erschienenen Buches Vu de droite (Aus rechter Sicht).3 Im Verzeichnis der Preisverleihungen findet sich das prämierte Buch jedoch lediglich unter dem wissenschaftlich anmutenden Untertitel Kritische Anthologie zeitgenössischer Ideen aufgeführt, den eigentlichen politischen Titel Aus rechter Sicht kaschierend.4 In den Worten Alain de Benoists ist diese »Anthologie« nämlich ganz unzweideutig eine Besprechung zeitgenössischer Ideen »im Dienst einer zeitgemäßen Rechten«,5 und damit eine Grundlegung von neuem rechten Denken basierend auf zeitgenössischen Wissensbeständen.6 In seinen Zeitungsinterviews bewarb de Benoist sein Vorhaben mit offenen Worten: »Wir sind keine Neofaschisten und keine neue Mode, sondern eine intellektuelle Bewegung der jungen Generation gegen die alte.«7 Wie aber konnte ein solcher politischer Denker Ende der 1970er Jahre derartige akademische Anerkennung und öffentliche Aufmerksamkeit finden?
Für de Benoist musste die Anerkennung Ende der 1970er Jahre als Ergebnis eines langen Weges erscheinen, den er gut zehn Jahre zuvor eingeschlagen hatte. Begleitet von intensiver Publikationsarbeit hatte da nämlich sein Projekt einer Fundierung neuen rechten Denkens begonnen – in Abgrenzung zur diskreditierten faschistischen, kolonialen, monarchistischen französischen Rechten und unter dem Leitsatz: »Die alte Rechte ist tot. Sie hat es wohl verdient.«8 Mittels kulturtheoretischer Veröffentlichungen und der Vernetzung mit Wissenschaftler*innen strebte de Benoist danach, rechtes Denken von Grund auf zu erneuern und zu medialisieren. Ein Blick über de Benoists Schultern auf seinen Schreibtisch, in die Organisation seines Netzwerks und hinter die Kulissen seiner Medienauftritte gibt Aufschluss über die Konstruktion von de Benoists Person als öffentliche intellektuelle Figur und die Verbreitung von rechtem Denken, das mit wissenschaftlichem Wissen von damals eng verwoben war.
1977 — De Benoist am Schreibtisch
Bereits bevor de Benoist in den 1970er Jahren als Intellektueller an die Öffentlichkeit trat, war er politisch aktiv gewesen. 1943 bei Tours geboren und in Paris aufgewachsen, besuchte er Elitegymnasien, studierte danach Verfassungsrecht, Philosophie, Soziologie und Geschichte an der Sorbonne. In seiner Zeit als Student wurde er politisiert und engagierte sich in rechten Gruppierungen wie der militanten neofaschistischen Fédération des étudiants nationalistes (FEN). Die extreme Rechte setzte sich damals noch aus Ex-Vichy-Kollaborateuren sowie Mitgliedern von Vorkriegsgruppierungen wie der Action française und dem Parti populaire français zusammen. Gemäss seiner Autobiographie wollte de Benoist gegen Ende der 1960er Jahre nach einer Periode militanter politischer Aktivität nochmals »bei Null anfangen«.9 Dies ist nicht nur ein Hinweis auf den Bruch mit seinem persönlichen Aktivismus in der FEN, die sich unter anderem für den Erhalt von Französisch-Algerien einsetzte.
Dieser militante Aktivismus, der die rechte Politik bis vor 1968 geprägt hatte, sollte bald durch die Etablierung einer kulturkämpferischen Bewegung abgelöst werden – eine, die gewaltlos, aber grundlegend neue Ideen generiert und verbreitet.10 1968 bildete nicht nur für die Neue Linke und die Entstehung sozialer Bewegungen einen wichtigen Referenzhorizont. Auch für die Neue Rechte Westeuropas fungiert 1968 als zentrales Bezugsjahr und Gründungsmythos: Wie neuere Studien zeigen, verweist die Chiffre »1968« auf den Abschied von einer Rechten, die von einer »defensiven, öffentlichkeitsscheuen Haltung« geprägt gewesen sei und auf die Bildung einer »Nischen-« bzw. »Gegenöffentlichkeit« für rechtes Gedankengut.11 Der Wandel von Gedankengut und politischer Praxis entsprach in de Benoists Vorstellung einer Umstellung zum intellektuellen »Kulturkampf«: 1968 gründete er zusammen mit 40 anderen Aktivisten der FEN – darunter Journalisten, Schriftsteller und Historiker – die Organisation G.R.E.C.E., den Groupement de recherche et d’études pour la civilisation européenne.12 Seither betätigte sich de Benoist vor allem schriftstellerisch und wurde auf diese Weise zum Kopf der französischen Neuen Rechten.
Das wohl markanteste Zeugnis des intellektuellen Schaffens de Benoists seit 1968 – und gleichzeitig ein anschauliches Beispiel seines »Kulturkampfes« vom Schreibtisch aus – ist die bereits erwähnte und prämierte Publikation Vu de droite, erschienen 1977 im hauseigenen Verlag Éditions Copernic. Laut de Benoist war die »kritische Anthologie« zweihundertfach rezensiert worden und hatte sich über mehrere Wochen auf der Bestsellerliste des Figaro gehalten. Zahlreiche Persönlichkeiten, darunter François Mitterand, hätten die Publikation in persönlichen Briefen gelobt.13 In der Einleitung von Vu de droite beschrieb de Benoist sein Projekt wie folgt:
»Ich habe eine bestimmte Vorstellung von dem dritten Weg. Derjenige Weg nämlich, der beiderseits alle extremistischen und einseitigen Bewegungen verwirft. Eine richtige Linie ist immer differenziert. Ich meine damit, dass sie das in Betracht zieht, was jedes System oder jeder Standpunkt an Zutreffendem birgt. Nur ein solches Vorgehen kann auf eine Synthese hinauslaufen.«14
Das von rechter Seite aus unternommene Projekt beanspruchte demnach die Überwindung des Gegensatzes von Links und Rechts, indem aus der Überschau der zeitgenössischen Weltanschauungen das »Zutreffende« geborgen werde. Unter dem Titel der »Metapolitik« beanspruchte de Benoist »gleichzeitig die Rechte und Linke zu sein«,15 um sich bewusst von der etablierten parteipolitischen Landschaft abzusetzen. Nichtsdestotrotz scheute sich de Benoist nicht vor der expliziten Selbstbezeichnung »rechts«. »Das Intelligenzmonopol«, so de Benoist in der Radiosendung Radioscopie, »liegt nämlich bei der Linken« und Frankreich sei ein »pays occupé«, ein besetztes Land.16 Auf diese Besetzung wollte de Benoist gleichermassen mit Kulturpolitik, beruhend auf jenem Eklektizismus rechter und linker Ideen von unten, antworten. Damit schloss er an eine zentrale Botschaft von 1968 an: Die Rolle der Staatsmacht muss überdacht und zugunsten von lokalen und autonomen Organisationen abgebaut werden.
Dieser eklektizistischen Haltung gibt Vu de droite als Sammelsurium wissenschaftlicher Texte, Ideen und Diskurse Ausdruck, die de Benoist in einem wuchernden Netz von Verweisen auf Personen und Themen der zeitgenössischen Wissenschaften akribisch kommentiert. Neben Kapiteln wie »Wikinger in Amerika« oder »Die Wurzeln der Zivilisation« finden sich zahlreiche Einträge wie »Rasse und Psychometrie«, »Das Angeborene und das Erworbene« oder »Erkenntnistheorie und naturwissenschaftliche Entdeckung«. Populärbiologische Themen kreuzen sich so mit der Behandlung von bestimmten Denkern und Referenzen, wie der des faschistischen Kulturphilosophen Julius Evola oder des ungarisch-britischen Schriftstellers Arthur Koestler. Ganz im Sinne der Metapolitik bespricht de Benoist in seiner Anthologie unter der Bezeichnung »Gegen-Figuren« Protagonisten aus dem Umfeld der Linken wie Louis Althusser, Antonio Gramsci und Herbert Marcuse.
Auf diese Art versuchte de Benoist in Vu de droite Wissen verschiedenster Strömungen miteinander in Verbindung zu setzen, kurzzuschliessen. Dieses stellenweise willkürlich anmutende Unternehmen soll gerade, in den Worten des Kompilators und Kommentators, auf die »paradoxen Reiserouten zeitgenössischer Ideen« hinweisen, um sie so zur produktiven Nutzung freizugeben.17Darin zeigt sich das metapolitische Unterfangen: Einhergehend mit der Aneignung von Wissen, wie sie mit Vu de droite vorliegt, beschwor de Benoist in seinen Aufsätzen eine kulturelle Vorherrschaft der Linken herauf, um diese zugleich zu bekämpfen. Allzu sehr sei die Rechte »blind und stumm« geblieben, während die Linke schon länger erkannt habe, dass »alles mit allem zusammenhängt« und dass es »nichts Neutrales« gebe in den Gefilden kultureller Hegemonie.18 Solche Zeilen zeugen von einem starken Bedürfnis nach alternativem Wissen in Abgrenzung zur Linken. De Benoists Schreibtischarbeit folgte in den 1970er Jahren demnach einer Doppelstrategie: Es ging ihm einerseits darum, bestehendes Wissen für den eigenen Diskurs aufzubereiten, andererseits eigene theoretische Ansätze zu formulieren.19
De Benoists kulturpolitische Entwürfe entstanden im Verlauf der 1970er Jahre und sind 1979 unter dem Titel Idées à l’endroit (auf Deutsch etwa: »Zurechtgerückte Ideen«) gesammelt erschienen. Ein zentrales Motiv in diesen Aufsätzen ist die Verbindung der Konzepte »Rasse«, »Kultur« und »Ethnie«, sowie ein damit postuliertes Differenzprinzip: das »Recht auf Differenz«. Über den Begriff der Ethnie begriff de Benoist den Menschen »nicht nur als zoologische Einheit«, sondern auch als Träger von Geschichte und Kultur – und damit eines »Schicksals«. Die »Ethnie« habe Teil an der »Rasse« und an der »Kultur«, umfasse also sowohl biologische als auch kulturell tradierte Aspekte.20 Somit fungiert »Ethnie« als starkes Identitätsprinzip, sie sei das wichtigste Charakteristikum für kollektive Identität, weshalb Menschen einer Ethnie aus »strukturellen« Gründen »identische Verhaltensweisen« zeigen würden.21 Daraus leitete de Benoist das »Recht auf Differenz« ab: ein normatives und irreduzibles Prinzip, das die Trennung von solchen »Ethnien« überhaupt erst begründen soll.22 Entgegen der »zunehmenden Homogenisierung« von Kulturen gelte es, – und das war seine politische Schlussfolgerung daraus – ursprüngliche, wesentliche Differenzen wiederherzustellen.23
Mit der Aneignung von Wissen in Vu de droite beschwor de Benoist in seinen Aufsätzen eine kulturelle Vorherrschaft der Linken herauf und bekämpfte diese gleichzeitig.
Das »Recht auf Differenz« lässt sich als die entscheidende theoretische Innovation der Neuen Rechten beschreiben. Das Konzept zielt gegen die Idee des sogenannten »Egalitarismus«: Moderne Denksysteme, wie der Marxismus, der Liberalismus oder auch das Christentum hätten die eigentliche ethnisch-kulturelle Verschiedenheit von Menschen historisch verdeckt und bekämpft.24 Dabei fasste de Benoist in seiner Schreibtischarbeit die fundamentale Ungleichheit der Menschen mit dem Begriff der »Ethnie« anders als im Sozialdarwinismus. Gegenüber diesem weit älteren Gedankengebäude konnte er insbesondere die Rolle der Biologie anders definieren, weil populär-biologische Wissensbestände sich in den vorhergehenden Jahrzehnten wesentlich verändert hatten. De Benoist bediente sich sowohl bei der zeitgenössischen Verhaltensbiologie als auch bei grundlegenden Konzepten aus der molekularbiologischen Genetik – er schrieb gewissermassen am Puls der Zeit. In einem Interview von 1974 beleuchtete er das Verhältnis von »Rasse« und »Kultur« genauer: Es handle sich hierbei um eine »Beziehung der Potentialität«. Hierfür konnte er auf den Biologen François Jacob verweisen: »Die Vererbung determiniert die Kultur nicht [...]. Die Vererbung determiniert nur die Fähigkeit, eine Kultur anzunehmen.«25 De Benoist argumentierte, dass genetischer Code als gleichzeitig wandelbare und fixierte Materialität bloss noch eine Fähigkeit (»potentialité«) festlege entgegen einer sozialdarwinistischen notwendigen Kopplung. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch: Wer nicht innerhalb einer bestimmten Ethnie geboren ist, hat keine Möglichkeit sich deren Kultur anzueignen – ein Gedanke, der später unter dem Namen »Ethnopluralismus« Verbreitung fand.26 Dies impliziert wiederum die Unmöglichkeit von Konzepten wie der Integration, sodass ›die anderen‹ unabdingbar und biologisch ›die Anderen‹ bleiben.
Um solche Aporien zwischen Freiheit, Herkunft und Determination eines Menschen drehten sich im Frankreich der 1970er Jahre zahlreiche Debatten: Zentral war etwa die Frage nach der kulturellen Bedeutung von genetischem Material. Die entsprechenden biologisch-philosophischen Diskussionen wurden unter anderem in den Bestsellern der Starbiologen François Jacob und Jacques Monod ausgetragen.27 Monod und Jacob stehen paradigmatisch für diejenige Art von Biologie, die sich in den 1970er Jahren zur wissenschaftlichen Königsdisziplin erhob. Denn bereits im vorherigen Jahrzehnt hatte sich ein Themen- und Problemfeld zwischen Biologie und dem Sozialen aufgetan, in welchem die Biologie mit neuen politischen Verheissungen aufgeladen wurde. Dabei wurde nicht nur die soziale Verantwortung von Wissenschaftler*innen problematisiert, sondern auch die grundlegende Frage nach der »Bedeutung der Biologie und ihrer Deutungshoheit« gestellt. Die neuen molekularbiologischen Wissensbestände hatten »konkreten Impact«, so der Historiker Onur Erdur, »auf medizinische, ethische, sozialtechnische und politische Entscheidungsbereiche«.28 Persönlichkeiten wie Monod und Jacob verkörperten Anfang der 1970er Jahre neue Intellektuellen-Figuren. Nicht über das Schaffen im Bereich der Humanwissenschaften traten sie an eine öffentliche Sprechposition, sondern als Biologen. Werke wie Le hasard et la nécessité (Zufall und Notwendigkeit) vermochten ein naturwissenschaftliches Wissen in die öffentliche Debatte zu tragen, das sich als wandel- und interpretierbar herausstellte. Hinzu kamen Theorien der Verhaltensbiologie (vorwiegend von Konrad Lorenz) und spätestens ab 1975 Ideen aus der Soziobiologie-Debatte. All diesen Entwicklungen war gemein, dass sie biologisches Wissen und das Soziale sinnvoll zusammenzubringen versuchten.29 De Benoist fügte sich mit seiner Theorie kultureller Differenzen in dieses bestehende Feld ein.
Hierfür war unerheblich, ob die wissenschaftlichen Bezüge von de Benoist inhaltlich korrekt und sein Zugriff auf populäres Wissen wissenschaftlich gerechtfertigt waren: Mit der Einbettung seiner Theorie in Debatten über die Deutungshoheit von biologischem Wissen konnte de Benoist sein Schaffen sinnvoll fundieren und legitimieren. Die von ihm vorgenommene Auslegung der Biologizität des Menschen ist hierfür ebenso wichtig wie die lexikalische Ansammlung und Bereitstellung wissenschaftlichen Wissens. Dabei ging es weniger um objektive Erkenntnis, sondern vielmehr um eine normative, kulturelle Sinnstiftung. Auf diese Weise schuf de Benoist vom Schreibtisch aus ein Netzwerk intertextueller Referenzen (wie in Vu de Droite), in das er seine eigenen Gedanken einzubetten suchte – etwa mit wildesten, von der Verhaltensbiologie inspirierten, Analogien von Mensch und Tier: Beobachtungen darüber, wie Lachse zum Laichen dorthin zurückschwimmen, wo sie selber geboren wurden, oder dass Lebewesen in ihr eigenes Ökosystem eingebunden sind, würden genauso für den Menschen gelten.30 Die in der heutigen Rechten schillernden Begriffe »Ethnie«, »Identität«, »Differenz« sowie »Authentizität« wurden im Zusammenhang dieser kulturellen und politischen Lesarten molekularbiologischen und humanwissenschaftlichen Wissens geprägt.
1978 — Zehn Jahre G.R.E.C.E.
Die Grundlegung einer Neuen Rechten auf wissenschaftlicher Basis erschöpfte sich aber nicht in der Theoriearbeit. De Benoist forschte nicht an einer Universität und war anderweitig auf eine Institution angewiesen, die seine Arbeit wissenschaftlich fundierte und absicherte. Er benötigte hierfür nicht nur ein textuelles, sondern auch ein personales Netzwerk, ebenso wie Publikationsorgane. 1978 feierte der von de Benoist mitbegründete Groupement de recherche et d’études pour la civilisation européenne (dt. etwa Forschungs- und Studiengruppierung für die europäische Zivilisation), kurz G.R.E.C.E, bereits sein zehnjähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass publizierte die Gruppierung ein Büchlein, um »Bilanz zu ziehen« und um die bisherige Arbeit mit dem selbstgesteckten Ziel abzugleichen: einer »europäischen Renaissance«.31 Entsprechend trägt die Jubiläums-Publikation auch den Titel Dix ans de combat culturel pour une renaissance. Bei der Lektüre zeigt sich, dass die Mitglieder ihren »Kulturkampf« auf zwei Ebenen führten: Einerseits beschreibt die Publikation ihre Arbeit an der eigenen Kultur und ihre Bemühungen zur Besinnung auf Traditionen. Andererseits widmet sich ein Grossteil des Buches dem eigentlichen Kampf gegen die imaginierte »culture à la mode«.32 Diese zeitgenössische herrschende Kultur sei ein Abbild der »Pathologie einer Zivilisation im Niedergang«, eine, die bloss »schwachsinnige Lieder«, »obsessiven Erotismus« und »Knüppelung durch Radio und Fernsehen« hervorbringe. Dies führe dazu, dass dem Menschen der Sinn für die eigenen Werte verloren gehe.33 Die Bekämpfung dieser vermeintlichen Verfallserscheinung und die Bereitstellung von eigenem kulturellen Wissen bildeten das zentrale Anliegen des G.R.E.C.E. Die Gruppe war in ihrer politischen Praxis also eng verwoben mit de Benoists Publizistik – Wissensbereitstellung und Kulturkampf. Während de Benoist Theoriearbeit leistete, kümmerte sich der G.R.E.C.E. um deren Umsetzungen. Der G.R.E.C.E. sollte ebenso als »Denkschule« fungieren wie auch für die »Fleischwerdung« von Theorie »in der menschlichen Gemeinschaft« stehen. So nahm sich etwa ihre Commission des traditions im Dienste der Mitglieder und in beratender Funktion ganz »konkreter und alltäglicher« Probleme an, wie:
»Welches sind meine biologischen Wurzeln? […] Welche Vornamen soll ich meinen Kindern geben? […] Wie soll ich das Interieur meines Hauses einrichten? [...] Welchen Namen soll ich meinem Haus geben, um anzuzeigen, dass mein Heim mehr ist als nur mein Wohnsitz?«34
Der G.R.E.C.E. sollte aber keine Beratungsstelle sein, wird er doch im Jubiläumsband beharrlich als »Ideen-Laboratorium« bezeichnet.35 Dies machte die Organisation zu einer diffusen Einheit, die sich nicht hinreichend als politische Partei begreifen lässt – vielmehr zielt sie auf eine »umfassende Sicht auf das menschliche Leben« überhaupt.36 Doch hinter dem Etikett eines holistisch orientierten Laboratoriums stand ein Bündel von Strategien und Leitsätzen, die streckenweise einem politischen Programm nahekommen.
In zwölf »Situationen« sind die Leitsätze des G.R.E.C.E. in der Jubiläumspublikation dargelegt. Dieses manifestartige Kompendium fundiert eine Weltsicht, die in der Dichotomie von »für« und »gegen« aufzugehen scheint. Wenig überraschend entsprechen viele Maximen – etwa der Kampf »gegen Egalitarismus«, »gegen Entwurzelung« und »für eine organische Gesellschaft« – begrifflich und thematisch den Inhalten von Alain de Benoist: »Ethnie«, »Identität«, »Authentizität«.37
Die Gruppe fungierte mit ihren Aktivitäten als Schnittstelle; laut Generalsekretär Jean-Claude Valla sollte »der Kampf« über die »Verknüpfung von Theorie und Praxis« geführt werden.38 Auch Staatspräsident Valéry Giscard d’Estaing soll Interesse gezeigt haben an diesen intellektuellen und wissenschaftlichen Kopplungen des G.R.E.C.E.39 Konkret ging es bei der Theorie/Praxis-Verknüpfung um Vernetzungen in Sitzungen oder Kolloquien sowie um wissenschaftliche Publikationen.40 Alljährliche Kolloquien mit Teilnehmenden aus ganz Frankreich dienten der öffentlichen Präsentation und Diskussion eigener Schwerpunktthemen, die über die Publikationen vor- und nachbereitet wurden.
Diese Diskursprägungsstrategie erhielt ausserdem durch die Einladung von Wissenschaftler*innen Legitimität. Im Jahr 1979 publizierte der G.R.E.C.E. eine Aufzählung namhafter Persönlichkeiten, die diese Veranstaltungen in der einen oder anderen Weise unterstützt hatten. Unter den 123 Personen sind 37 Schriftsteller*innen, 35 Universitätsangehörige, 16 Journalist*innen und 11 Wissenschaftler*innen, sowie drei Mitglieder der Académie française: Thierry Maulnier (Journalist und Herausgeber), Maurice Druon (Schriftsteller und Politiker) und René Huyghe (Kunsthistoriker).41 Vertreten waren zudem Berühmtheiten wie der Anthropologe und Schriftsteller Robert Ardrey, der Jagdverhalten als Schlüssel zur Menschwerdung sah, oder Antony Burgess, Autor von A Clockwork Orange.42
Der Versuch, die Wissenschaft für die Legitimation der eigenen Gedanken einzuspannen, bestimmte auch die Publikationstätigkeit des G.R.E.C.E. Dafür erhoben seine Veröffentlichungen den Anspruch auf akademisch-wissenschaftliche Strenge, was die Gruppe tatsächlich von anderen Organisationen aus dem rechten Lager unterschied. Zugleich diente wissenschaftliche Rigorosität aber auch systematisch der Selbstdarstellung. Im hauseigenen Verlag Éditions Copernic erschienen die Zeitschriften Éléments und Nouvelle École, die Sprachrohre der Gruppierung. Nouvelle École verfügte über ein Unterstützungskomitee, das Comité de Patronage, dem Wissenschaftler*innen sowie international bekannte Intellektuelle wie der Schriftsteller Arthur Koestler angehörten. In sämtlichen Ausgaben wurde als Legitimationsstrategie jeweils zu Beginn die Liste dieser Personen abgedruckt.43
Bekannte Persönlichkeiten waren für das Netzwerk des G.R.E.C.E. essentiell. Für Diskussionsstoff sorgte Anfang der 1970er Jahre besonders ein Beispiel: De Benoist bemühte sich stark um die Unterstützung des Nobelpreisträgers Konrad Lorenz, dessen Verhaltensforschung sich für biologisch fundierte Argumentationen als brauchbar erwies. Beobachtungen von tierischem Verhalten dienten als Erklärung für das Zusammenleben von Menschen, und Lorenz’ Kritik an der Auffassung, dass alle Menschen gleich geboren seien, bot Anschlusschancen.44
Seit 1971 erhielt Lorenz die Zeitschrift Nouvelle École ungefragt zugestellt. Nach regem Briefwechsel besuchte de Benoist ihn 1974 für ein Interview, das in einer aufwändig gestalteten Doppelnummer zum Thema der Ethologie erschien und mit Nebeneinanderstellungen von Mensch und Tier bebildert wurde.45 Einige Zeit nach dem Erscheinen der Doppelnummer erhielt Lorenz 1979 dann die Einladung zum Beitritt ins Unterstützungskomitee, die er dankend annahm. Im selben Jahr thematisierte allerdings Der Spiegel die Entwicklungen um de Benoist und dessen rechtsradikales Gedankengut, was zu weiteren Medienberichten führte, in denen auch deutschsprachige Sympathisierende wie Lorenz stets genannt wurden.46 Während der Bundespräsidentschaftswahlen 1980 in Österreich erhielt der Kandidat der neonazistischen NPD, Norbert Burger, Zulauf, was zahlreiche Gegenproteste hervorrief, in deren Kontext Lorenz' Mitgliedschaft in ein neues Licht gerückt wurde.48
Vor diesem Hintergrund schrieb Lorenz an de Benoist:
»Ich habe damals nicht geglaubt, dass Neo-Nazismus in irgendeiner Form eine Gefahr darstellen würde, mit anderen Worten, hielt ich sein Wiedererwachen für unmöglich. Aktuelle Ereignisse haben mir nicht Recht gegeben, und ich empfinde das dringende Verlangen, jeden Kontakt mit politischen Prozessen dieser Art – tatsächlich, jeder Art – zu vermeiden.«49
Die Einladung von Lorenz ins Komitee und die vorangehende Kontaktaufnahme zeigen, wie der G.R.E.C.E. Wissenschaftler*innen einzuspannen versuchte. Diese sollten den Veröffentlichungen Legitimität und der Gruppierung sowie den neurechten Diskursen einen wissenschaftlichen Bezugsrahmen verleihen. Diese Strategie ist wiederzuerkennen, wenn Generalsekretär Jean-Claude Valla betonte, dass eine »selektive Rekrutierungspolitik« die hervorragende Qualität der Publikationen sichere.50 Die Rekrutierung funktionierte vor allem via Empfehlungen von Mitwirkenden, also über persönliche Patenschaften.51 Im G.R.E.C.E. wurden nämlich zwischen Gründungsmitgliedern, »Membres titulaires« und »Membres associés« unterschieden. Die »Membres titulaires« wurden von einem »Paten« eingeführt, als »associés« hatten sie dann die Bewährungsfrist bestanden. Zwar erwies sich die Organisation mit Verwaltungsrat, Präsident und ideologischer Leitung als eine hierarchisch strukturierte. Tatsächlich prägend für die Aktivitäten des G.R.E.C.E. waren allerdings die Untergruppierungen und weiteren Assoziationsformen. Insgesamt kam der G.R.E.C.E. auf eine Mitgliederzahl von 3000 Personen, die in 30 verschiedenen Gruppen organisiert waren.52
Neben einem Förderclub, Studienzirkeln und weiteren regionalen Gruppen verfügte die Organisation auch über eine Auslandkorrespondenz. Beispielsweise berichtete Jacques Marlaud aus Südafrika oder Thémistocle Savas vom Balkan.53 Zusammengehalten wurden die Mitglieder durch den internen Informationsdienst Le Lien.54
Der G.R.E.C.E. war insofern eine Vereinigung, die nur bestimmten Personen zugänglich war, klassischen konservativen Clubs entsprechend. Allerdings erinnert das szientistische und metapolitische Selbstverständnis stark an die seit Ende der 1960er Jahre zusehends verbreiteten Thinktanks.55 Über die regionalen Gruppen konnte sich der G.R.E.C.E. weiter vernetzen, und die losen Assoziationsformen ermöglichten es, Meinungsträger und wichtige Persönlichkeiten zu Legitimationszwecken einzuspannen. Bewusst trat der G.R.E.C.E. als Organisation in Erscheinung, die versuchte, nicht Massen, sondern gesellschaftlich relevante Personen anzusprechen und ein internationales Netzwerk aufzubauen. Die selektierten Mitglieder und die Assoziierten verschafften auch de Benoist eine wissenschaftliche Legitimationsbasis, von der aus Meinungsbildung und öffentliche Mitsprache möglich wurden.
1979 — Der Sommer der Neuen Rechten: de Benoist im Fernsehen
In den Sommerferien des Jahres 1979 wurde die Neue Rechte Thema in der französischen Presse. »Die Neue Rechte richtet sich ein« schrieb der Journalist Thierry Pfister am 22. Juni in Le Monde und läutete mit seinem Artikel den Anfang einer grossen Pressekampagne ein, die über den ganzen Sommer hinweg lief.56 Auch wenn Transformationen im rechten Spektrum schon in den Vorjahren immer wieder journalistisch beobachtet worden waren, geriet in diesem Sommer der G.R.E.C.E. in den Fokus des medialen Interesses.57 Die Debatte kreiste um die Figur Alain de Benoist. Dieser resümierte am Ende des Sommers:
»Ich verbrachte, zwischen meiner Frau, meinem Sohn und meiner Katze sitzend […], einen Teil des Sommers damit, die Artikel zur Neuen Rechten zu lesen, nicht mit Erstaunen […], aber mit einer steigenden Neugier.«58
In der Tat publizierten nach Le Monde unter anderem auch Libération59 und Le Nouvel Observateur Artikel zur »Neuen Rechten« – letzterer widmete ihr sogar seine Titelseite mit der Schlagzeile »Die neuen Kleider der Französischen Rechten«.60
Ausserhalb von Frankreich berichteten etwa International Herald Tribune,61 Le Matin,62 Time Magazine,63 Der Spiegel64 und Corriere della Sera.65 De Benoist will sich sogar an Berichte in der paraguayischen Presse erinnern.66 Gegen Ende des Jahres 1979 hegte der Literaturkritiker und Journalist François Bondy in der Weltwoche den Verdacht, dass es sich bei der »Neuen Rechten« um »publizistischen Erfolg und Wirbel« gehandelt habe und sich nur wenig greifbare politische Wirkungen gezeitigt hätten.67 Doch genau auf diese Art von Erfolg war de Benoist aus gewesen: Noch im Herbst desselben Jahres erschien in den Nouvelles Éditions Oswald eine Sammlung über das mediale Geschehen des Sommers mit zahlreichen französischen Presseartikeln jedweder Couleur. Die Sammlung La Nouvelle Droite. Le Dossier du »Procès« wurde in der Reihe Faut-il brûler? (Muss man das verbrennen?) herausgegeben.68 Der G.R.E.C.E. reichte im September dagegen eine gerichtliche Beschwerde ein.69 Doch mussten sich de Benoist und seine Mitstreiter keineswegs Sorgen machen, aus dem öffentlichen Raum verdrängt zu werden. Die breite Berichterstattung hatte die Nouvelle Droite als fester Begriff im öffentlichen Diskurs etabliert.
De Benoist merkte zwar zur allgemeinen Situation im Sommer an, dass es sich bei seinem medial produzierten Abbild »nicht mehr um einen Doppelgänger« von ihm handelte, »sondern um einen Unbekannten.«70 Doch dies war nur eine Begleiterscheinung des Erfolgs: Alain de Benoist war eine öffentliche Person geworden, die aus den politischen Debatten am Ende der 1970er Jahre immer weniger wegzudenken war. Im fünfseitigen Interview der Playboy-Ausgabe vom November 1979 wurde die ganze Situation als »regelrechter Erdrutsch« bezeichnet und de Benoist aufgrund seiner »erstaunlichen Überlegungen« ins Zentrum gerückt.71 Demgemäss zog er aus der Berichterstattung eine positive Bilanz, sowohl für die Neue Rechte als auch für ihre Debatte.
Es sei ermutigend, dass mitten im Sommerloch 1979 in der Presse ausgiebig über Konflikte zwischen Natur und Kultur, dem Angeborenen und dem Erworbenen sowie über Verwurzelung und Biologie diskutiert werde.72 In dieser Hinsicht bildete die Diskussion um die Neuen Rechte, ihre Themen und das Wissen, das durch ihre Institutionen in Umlauf gebracht wurde, in diesem Jahr nicht mehr bloss eine »Nischen-« oder »Gegenöffentlichkeit«, wie der Politikwissenschaftler Rainer Benthin meinte.73
Vielmehr wurde die Neue Rechte immer mehr Teil eines breiten, allgemeinen Diskurses und einer etablierten Medienlandschaft. Laut dem Politikwissenschaftler Franz Greß hat sich hiermit eine Rechte gezeigt, die die Linke mit ihren eigenen intellektuellen Waffen bekämpfte.74 De Benoist ging aus der Zeitungsdebatte als öffentliche Figur hervor und neurechte Themen fanden sich in einer publikumswirksamen Diskussion wieder. Diese Entwicklungen bündelten sich in einem Ereignis im Herbst desselben Jahres, das für die Publizität von de Benoist womöglich noch wichtiger war als die Zeitungsberichte im Sommer. De Benoist wurde im Herbst 1979 in die Sendung Apostrophes mit Moderator Bernard Pivot eingeladen.
Die Livesendung lief allfreitäglich zur besten Sendezeit auf Antenne 2 und erreichte zeitweise über sechs Millionen Zuschauende. Unter dem Titel Quelle nouvelle droite? stellte der Moderator Bernard Pivot eine politisch bunte Gästeliste für die Sendung an diesem Freitagabend zusammen: Mit dabei waren der Zentrist Georges Hourdin (»Christ, Journalist und Demokrat«), der Soziologe Alain Touraine (damals Direktor der Forschungsstelle Centre d’études des mouvements sociaux), der Rechtskonservative Henry de Lesquen (Mitbegründer des rechtsnationalen Club de l’horloge) und der Aktivist Jean-Pierre Apparu (»früher ein Aktivist der Rechten«).
Alle vier hatten in den vergangenen Monaten Bücher zur Nouvelle Droite publiziert. Von Beginn an war klar, dass sich das Gespräch um den fünften Gast drehen würde: Alain de Benoist, von Moderator Pivot als »Hauptideologe der Neuen Rechten« vorgestellt.75 Mit der Gästeliste versuchte Pivot stereotype Figuren der Pariser Intelligenz um de Benoist zu versammeln: den marxistischen Soziologen, den alten christdemokratischen Journalisten, den jung-konservativen haute fonctionnaire und dazu einen desillusionierten rechten Aktivisten (der dementsprechend die ganze Sendung über stumm blieb).
In diese Konstellation wurde de Benoist eingepasst – fast so, als wollte Pivot den vergangenen Sommer im Mini-Format reinszenieren. An der Gesprächsrunde kann das sommerliche Geschehen zwar nicht hinreichend nachvollzogen werden, doch lässt sich an de Benoists Auftritt die medial-diskursive Resonanz seiner Themen verstehen. Während des Gesprächs verhielt sich de Benoist gemäss dem Habitus eines abgeklärten und differenzierten Intellektuellen. In gelassener Manier gab er klare, reflektierte Antworten und machte einen frischeren, weit weniger verstaubten Eindruck als die anderen Gäste. In der Vorstellungsrunde betonte er mit Nachdruck, dass er weder Politiker sei noch, dass es ihm überhaupt um Politik gehe. Vielmehr stellte er die kulturellen Aspekte seines Vorhabens heraus und profilierte sich als zugänglichen Theoretiker: »Viele meiner Gedanken entstammen genetisch nicht der Rechten und werden auch nicht immer rechts sein.« Ausserdem seien seine Ideen »gemacht, um diskutiert zu werden«.76 Er sprach nicht in Parolen, sondern drückte sich gebildet aus, zog Gegenmeinungen immerzu in Betracht und nutzte sie produktiv – die Inszenierung eines Intellektuellen schlechthin.
Seine Inszenierung gewann dabei durch die Gegenüberstellung zum Gründer des Club de l’horloge, Henry Lesquen, an Kontur, da sich de Benoist gezielt von ihm distanzieren konnte: »Ich betone nicht so sehr die Biologie-Aspekte, wie das Henry de Lesquen macht.«77 Auch der renommierte Soziologe Alain Touraine lobte – wohlgemerkt vor sechs Millionen Zuschauenden – dass Alain de Benoist im Gegensatz zum »jungen Chef des Club de l’horloge« es geschafft habe, seine Biologismen fallengelassen zu haben. Dies war der entscheidende Moment des Fernsehabends: Die intellektuelle Gesprächskonstellation liess de Benoist nicht wie einen herkömmlichen Rechten wirken, der einen biologistischen Determinismus als allgemeines Weltbild vertrat – diese Rolle fiel Henry de Lesquen zu. De Benoist codierte biologische Notwendigkeiten, Zwänge und Essentialismen geschickt in einen starken Kultur-Begriff um: biologische Vererbung begründe bloss kulturelle Differenzen, die allerdings kulturellen Austausch ausschlossen sowie Integration verunmöglichten. In der Konsequenz setzte auch de Benoist irreduzible Differenzen. Sein Gebrauch von neuen Wissensbeständen aus der Biologie machte jedoch den Anschein, sozialdarwinistische Prinzipien zu überwinden – was Alain Touraine bestätigte.
De Benoist Fernsehauftritt vermag zu zeigen, wie der Vordenker der Neuen Rechten öffentlich als kulturphilosophischer Intellektueller auftrat, wie in diesem Auftreten seine Figur funktionieren konnte. Damit bahnte er einer neuen Art von rechtem Diskurs den Weg der medial in legitimer Weise Geltung beanspruchen konnte. Der effektive und in der entsprechenden Éléments-Ausgabe gefeierte Auftritt78 sowie die mediale Anerkennung als Intellektueller profitierten von einer anderen vorangegangenen Diskussion: die Debatte um die Nouveaux Philosophes in derselben Sendung Apostrophes im Mai 1977. Die sogenannten Nouveaux Philosophes waren eine Gruppe von jungen philosophierenden Leuten, die unter dem Banner des Anti-Totalitarismus eine programmatische Abkehr von etablierten Denkweisen der französischen Intellektuellenkultur beanspruchte. Dies löste eine regelrechte mediale Furore aus, kulminierend in der Einladung in die Sendung Apostrophes. Das epochenmachende Gespräch mit den Protagonisten André Glucksmann und Bernard-Henri Lévy unter dem Titel Les nouveaux philosophes sont-ils de droite ou de gauche? (Sind die Nouveaux Philosophes rechts oder links?)79 etablierte einen veränderten Typus des Intellektuellen.
Die Sendung gab Glucksmann und Lévy und ihrem Abgesang auf den Marxismus eine hinreichende Plattform, um die Bestsellerautoren in den Status von neuen Denkern zu heben. Nicht nur ihr expliziter Anti-Marxismus erwies sich als Neuerung gegenüber der jahrzehntelang dominanten Rolle von marxistischer Theorie an den französischen Universitäten. Wie der Titel der Sendung nahelegt, ging es nun auch um eine Neubewertung des Links-Rechts-Spektrums, wäre doch früher eine ablehnende Haltung gegenüber Marx nur von rechter Seite aus denkbar gewesen.80
Zwei Jahre später trat de Benoist seinerseits im medial ähnlich aufbereiteten Gespräch als ein neuer Intellektueller auf, der selbst angab, die Trennung von Links und Rechts überwinden zu wollen, und der sich ebenfalls um Abgrenzung vom Totalitarismus bemühte.81 Auch wenn Glucksmann und Lévy keineswegs neurechte Denker waren, wies de Benoists Auftritt ähnliche Aspekte auf, die den beiden Autoren aus der vorhergehenden Sendung bereits zu Popularität und Anerkennung verholfen hatten. Wie bereits im Sommer 1979 im Time Magazine82 zu lesen war, habe Frankreichs Neue Rechte die lebhafteste Debatte im Land ausgelöst seit den Nouveaux Philosophes. Auch der Playboy83 rühmte sich in der Einleitung zum Interview mit de Benoist damit, als erster von den Nouveaux Philosophes berichtet und ebenso bereits im Januar des Jahres einen Artikel zur Nouvelle Droite gedruckt zu haben. Die Parallele lag damals auf der Hand und de Benoist präsentierte sich gemäss eines neuen Intellektuellen-Typus.
Neue Wissensbestände, neue Intellektuelle
Sieht man sich die publizistischen und medialen Aktivitäten der Neuen Rechten im Frankreich der 1970er Jahre an, rückt die Frage nach deren Umgang mit gesellschaftlich debattiertem Wissen in den Fokus. Anhand von de Benoists Verhältnis zur populär-politischen Biologie wurde deutlich, wie wissenschaftliche Referenzen aufgegriffen und in einen öffentlichen Diskurs integriert wurden, um ihnen eigene Bedeutung einzuschreiben. Auf diese Weise war es de Benoist möglich, ein neues rechtes Denken in der Öffentlichkeit zu platzieren. Dafür war die Figur des Intellektuellen als eine öffentlichkeitswirksame Sprechposition entscheidend, die nicht von de Benoist alleine, sondern durch Medien und andere Institutionen geformt wurde.84
Genau diesen Formungsprozess hat der Blick auf die hier beleuchteten Jahre von 1977 bis 1979 freigelegt: de Benoist kann als Person charakterisiert werden, die in ihrem Schaffen am Schreibtisch, ihrer Vernetzung im Rahmen von G.R.E.C.E. und ihrem öffentlichen Auftreten die zeitgenössischen Diskurse und medialen Formate passgenau zu bedienen wusste. Er konnte sich als neuer Intellektueller profilieren, der sich in seinem wissenschaftlich anmutenden, aber politisch zweckgerichteten Schreiben zum Trend-Thema Biologie äusserte. Legitimation erhielt er dabei als Kopf der elitären Gruppierung G.R.E.C.E. und durch die Involvierung von Wissenschaftler*innen. Ebenso wichtig ist es aber, auf die Umstände hinzuweisen, in denen de Benoist zur Intellektuellen-Figur werden konnte. Dafür können die Geschehnisse in der Medienlandschaft des Jahres 1979 stehen, die zur öffentlichen Anerkennung seiner Person führten. Sein Profil als medial präsenter Intellektueller ist nicht erschöpfend als Maskierung rechten Denkens zu verstehen. Dieses Profil verweist genauso auf eine bestimmte historische Konstellation am Ende der 1970er Jahre, die Alain de Benoist die Möglichkeit bot, als Intellektueller aufzutreten und in der Arbeit an Wissen und Ideen das Fundament der Neuen Rechten zu legen.
Patrick Gut hat Zeitgeschichte und Wissenschaftsphilosophie an der Universität Zürich studiert. Ricardo Stalder studiert Zeitgeschichte und Germanistik an der Universität Zürich.
Abb. 1: »Die neue Enzyklopädie«: Rückseite der Frühlings-Ausgabe von Éléments. Aus: Éléments pour la civilisation européenne 20 (1977).
Abb. 2: Nouvelle École 38 (1982), Themenheft »Darwinisme et société«, Cover.
Abb. 3: Titelbild von GRECE: Groupement de Recherche et d’Etudes pour la Civilisation Européenne: Dix ans de combat culturel pour une renaissance, Paris: G.R.E.C.E. (1977).
Abb. 4: Eine Seite aus dem Interview im Playboy: »L’interview de Playboy: Alain de Benoist. Réflexions étonnantes du chef de file de la ›nouvelle droite‹«, Playboy. Edition Française 72 (31.10.1979), S. 41.
Abb. 5: Still aus der Fernsehsendung (v.l.n.r.): Bernard Pivot, Alain de Benoist, Henry de Lesquen. »Quelle nouvelle droite?«, Produktion: Antenne 2, Sendung: Apostrophes, 28.07.1979, 74 Minuten.
Abb. 6: Still aus der Fernsehsendung (v.l.n.r.): Alain Touraine, Georges Hourdin, Bernard Pivot, Alain de Benoist, Henry de Lesquen, Jean-Pierre Apparu. »Quelle nouvelle droite?«, Produktion: Antenne 2, Sendung: Apostrophes, 28.07.1979, 74 Minuten.
- 1
Vgl. o.A., »L’interview de Playboy: Alain de Benoist. Réflexions étonnantes du chef de file de la ›nouvelle droite‹«, Playboy. Edition Française 72 (31.10.1979), S. 41–46 u. 160.
- 2
Vgl. mehrere Artikel in Le Matin: Jean Bothorel, »Les territoires des nouveaux idéologues« (25.07.1979); Laurent Dispot, »Argument scientifique et argument d’autorité«, (27.07.1979); Alain Touraine, »Petites querelles doctrinales et grandes menaces politiques« (31.07.1979); Gerard Leclerc, »Au-delà de la ›blaguologie‹ scientifique« (07.08.1979); Guy Hocquenghem, »Contre, tout contre la Nouvelle Droite«, Libération (13.07.1979). Vgl. Titelblatt von Le Nouvel Observateur 764 (02.07.1979); o.A., France: A New Right Raises Its Voice, Time Magazine 114/7 (13.08.1979); o.A., »Den alten Volksgeist erwecken. Alain de Benoist über die ›Verwurzelungs‹-Ideologie der französischen Neuen Rechten«, Der Spiegel 34 (20.08.1979); Lorenzo Bocchi, »Ma la ‚Nuova destra‘ è vecchia?«, Corriere della sera (13.07.1979); sowie François Bondy, »Die beiden ›Neo‹«, Die Weltwoche (12.12.1979).
- 3
Vgl. Jacob Collins: The Anthropological Turn: French Political Thought After 1968, Philadelphia: Pennsylvania University Press (2020), S. 47.
- 4
Gemäss de Benoists Autobiographie wurde eine gekürzte Fassung des Buches im Taschenbuchformat, die beim populären Verlag Livres de Poche hätte publiziert werden sollen, kurz vor dem Erscheinen wieder aus dem Programm gestrichen. (Vgl. Alain de Benoist: Mein Leben: Wege eines Denkens, Berlin: JF Edition (2014), S. 160.)
- 5
Alain de Benoist: Aus rechter Sicht: Eine kritische Anthologie zeitgenössischer Ideen, Bd. 1, Tübingen: Grabert (1983), S. 33.
- 6
Der Historiker Onur Erdur weist darauf hin, dass sich gegen Ende der 1960er und anfangs der 1970er Jahre im Bereich von »Biologie und Gesellschaft« diverse neue Themenfelder auftaten. Diese hätten sich von der Frage nach der »gesellschaftlichen Bedeutung der Biologie« erstreckt »bis zur Frage nach der gesellschaftspolitischen Verantwortung von Wissenschaftlern in modernen Wissensgesellschaften«. Ebenso sei die Frage nach den Einflüssen von rezentem biologischem Wissen auf »medizinische, ethische, sozialtechnische und politische Entscheidungsbereiche« aufgeworfen worden. (Onur Erdur: Die epistemologischen Jahre: Philosophie und Biologie in Frankreich 1960–1980, Zürich: Chronos (2018), S. 327–358.)
- 7
O.A., »Den alten Volksgeist erwecken. Alain de Benoist über die ›Verwurzelungs‹-Ideologie der französischen Neuen Rechten«, Der Spiegel 34 (20.08.1979), S. 157–162.
- 8
Vgl. Alain de Benoist: Kulturrevolution von rechts: Gramsci und die Nouvelle Droite, Krefeld: SINUS-Verlag (1985), S. 13.
- 9
Vgl. Alain de Benoist: Mein Leben: Wege eines Denkens, Berlin: JF Edition (2014), S. 135.
- 10
Vgl. Jacob Collins: The Anthropological Turn: French Political Thought After 1968, Philadelphia: Pennsylvania University Press (2020), S. 43–46.
- 11
Vgl. Rainer Benthin: »Angriffe aus der Nische: Die Bedeutung von ›1968‹ für den Kulturkampf der Neuen Rechten in Deutschland«, in: Damir Skenderovic, Christina Späti: 1968 – Revolution und Gegenrevolution: Neue Linke und Neue Rechte in Frankreich, der BRD und der Schweiz, Basel: Schwabe (2008), S. 81–92, für das Zitat siehe Einleitung, S. 11. Vgl. ebd., S. 91f.
- 12
Vgl. für die umfassende Liste, Anne-Marie Duranton-Crabol: VISAGES de la NOUVELLE DROITE. Le G.R.E.C.E. et son HISTOIRE, Paris: Presses de la Fondation Nationale des Sciences Politiques (1988), S. 250f.
- 13
Vgl. Alain de Benoist: Mein Leben: Wege eines Denkens, Berlin: JF Edition (2014), S. 160. Für eine Zusammenstellung des Lobpreises in der hauseigenen Éléments vgl. o.A. »80 opinions sur ›Vu de droite‹«, Éléments pour une civilisation européenne 24-25 (Winter 1977/78), S. 3–11.
- 14
Alain de Benoist: Aus rechter Sicht: Eine kritische Anthologie zeitgenössischer Ideen, Bd. 1, Tübingen: Grabert (1983), S. 29.
- 15
Vgl. ebd.
- 16
Vgl. »Jacques CHANCEL s’entretient avec Alain de BENOIST, écrivain«, Produktion: France Inter, Sendung: Radioscopie (28.11.1977), 56 Minuten, hier ab Minute 50:20. Aufrufbar u.a. über Soundcloud https://soundcloud.com/patrick-p-h-le/alain-de-benoist-radioscopie-de-jacques-chancel-28111977 (zul. abgerufen am 14.09.20).
- 17
Vgl. ebd., ab Minute 07:00.
- 18
Vgl. ebd., ab Minute 13:25.
- 19
Zu dieser Strategie s. Taguieffs Analyse des G.R.E.C.E. (Vgl. Pierre-André Taguieff: »From race to culture: The New Right’s view of European identity«, in: Telos 98–99 (1993), S. 99–125, hier S. 110f.)
- 20
Vgl. Alain de Benoist: Kulturrevolution von rechts: Gramsci und die Nouvelle Droite, Krefeld: SINUS-Verlag (1985), S. 53f.
- 21
Vgl. ebd.
- 22
Vgl. z.B. Alain de Benoist: Les Idées à l’endroit, Paris: Hallier (1979), S. 163ff; Alain de Benoist: Kulturrevolution von rechts: Gramsci und die Nouvelle Droite, Krefeld: SINUS-Verlag (1985), S. 69ff.
- 23
Vgl. Alain de Benoist: Kulturrevolution von rechts: Gramsci und die Nouvelle Droite, Krefeld: SINUS-Verlag (1985), S. 13f., S. 53f. u. S. 69f.
- 24
Vgl. Jacob Collins: The Anthropological Turn: French Political Thought After 1968, Philadelphia: Pennsylvania University Press (2020), S. 6f; Andrea Mammone: Transnational Neofascism in France and Italy, New York: Cambridge University Press (2015), S. 162f.
- 25
Eine Bezugnahme zu Jacob oder Monod findet sich etwa auch in »Wider den Rassismus«; »Die Verwurzelung« (Vgl. Alain de Benoist: Kulturrevolution von rechts: Gramsci und die Nouvelle Droite, Krefeld: SINUS-Verlag (1985), S. 53f bzw. S. 69f; »Vingt cinq principes« (Vgl. Alain de Benoist: Les Idées à l’endroit, Paris: Hallier (1979), S. 49f.); ebenso in Beiträgen in der Nouvelle École (Vgl. z. B. Nouvelle École 25–26 (1975), S. 51f).
- 26
Dies ist ein Projekt, das für de Benoist seit den 1960ern und bis über die 1980er hinaus zentral war. (Vgl. Tamir Bar-On: Rethinking the French New Right. Alternatives to modernity, Abingdon: Routledge (2013), S. 125f.)
- 27
Vgl. Onur Erdur: Die epistemologischen Jahre: Philosophie und Biologie in Frankreich 1960–1980, Zürich: Chronos (2018).
- 28
Vgl. ebd., S. 266.
- 29
1975 erschien E.O. Wilsons Sociobiology: The New Synthesis. Der Historiker Jean-Frédéric Schaub merkt an, dass Sociobiology allgemein im Frankreich der 1970er Jahre zwar im Vergleich zur USA eher schwach rezipiert wurde, Ideen dieser Sorte jedoch in der G.R.E.C.E. ungleich stärker aufgenommen wurden (Vgl. Jean-Frédéric Schaub: Race Is about Politics: Lessons from History, Princeton: Princeton University Press (2019), S.46f.) Zum Thema der sozialen Relevanz von Soziobiologie und Verhaltensforschung in den 1970er Jahren vgl. die Kapitel 13 und 14 in Erika Milams Monographie Creatures of Cain: The Hunt for Human Nature in Cold War America, Princeton: Princeton University Press (2019), S. 235–276.)
- 30
Vgl. Alain de Benoist: Les Idées à l’endroit, Paris: Hallier (1979), S. 137.
- 31
Vgl. Groupement de Recherche et d’Etudes pour la Civilisation Européenne: Dix ans de combat culturel pour une renaissance, Paris: G.R.E.C.E. (1977), S. 7.
- 32
Vgl. ebd., S. 86.
- 33
Vgl. ebd., S. 86.
- 34
Ebd., S. 40.
- 35
Vgl. ebd., S. 83.
- 36
Vgl. ebd., S. 40.
- 37
Vgl Pierre-André Taguieff: »From race to culture: The New Right’s view of European identity«, in: Telos 98–99 (1993), S. 104.
- 38
Vgl. Groupement de Recherche et d’Etudes pour la Civilisation Européenne: Dix ans de combat culturel pour une renaissance, Paris: G.R.E.C.E. (1977), S. 61.
- 39
Vgl. Walter Schwarz, »France’s Contagious Intellectual Freemasonry of Racism«, The Guardian (23.06.1978), S. 13.
- 40
Vgl. Groupement de Recherche et d’Etudes pour la Civilisation Européenne: Dix ans de combat culturel pour une renaissance, Paris: G.R.E.C.E. (1977), S. 61.
- 41
Vgl. Fanz Greß, Hans-Gernd Jaschke, Klaus Schönekäs: Neue Rechte und Rechtsextremismus in Europa: Bundesrepublik, Frankreich, Großbritannien, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften (1990), S. 52; ebenso die ausführlichen Listen im Anhang von Anne-Marie Duranton-Crabols Untersuchung Visages de la Nouvelle Droite (Vgl. Anne-Marie Duranton-Crabol: VISAGES de la NOUVELLE DROITE. Le G.R.E.C.E. et son HISTOIRE, Paris: Presses de la Fondation Nationale des Sciences Politiques (1988), S. 247–258.)
- 42
Vgl. Groupement de Recherche et d’Etudes pour la Civilisation Européenne: Dix ans de combat culturel pour une renaissance, Paris: G.R.E.C.E. (1977), S. 50–54.
- 43
Vgl. Klaus Taschwer, Benedikt Föger: Konrad Lorenz: Biographie, Wien: Paul Zsolnay (2003), S. 254.
- 44
Vgl. ebd., S. 253.
- 45
Vgl. Nouvelle École 25–26 (1975). Generell sind in der Nouvelle École viele Ausgaben zu biologischen Themen erschienen: 1969 eine Sondernummer zur Biologie, 1971 eine Ausgabe über Eugenik, 1972 eine über Evolution und 1982 eine über Darwinismus und Gesellschaft.
- 46
Vgl. Klaus Taschwer, Benedikt Föger: Konrad Lorenz: Biographie, Wien: Paul Zsolnay (2003), S. 254.
- 47
Helmut Gipper, Professor für Sprachwissenschaft und kurz zuvor noch selbst Mitglied des Komitees, empfahl Lorenz beispielsweise den Austritt. Letzterer erwiderte, er hätte alle Ausgaben der Nouvelle Droite durchgesehen und sähe keinen Grund, sich so direkt von de Benoist abzugrenzen. Dieser neige zwar dazu, aus kulturellen Unterschieden Werturteile abzuleiten und zu einem Romantizismus, den auch Hitler mochte, mehr könne man ihm aber nicht vorwerfen. (Vgl. Klaus Taschwer, Benedikt Föger: Konrad Lorenz: Biographie, Wien: Paul Zsolnay (2003), S. 254f.)
- 48
Vgl. Klaus Taschwer, Benedikt Föger: Konrad Lorenz: Biographie, Wien: Paul Zsolnay (2003), S. 255.
- 49
»Konrad Lorenz an Alain de Benoist am 14. August 1980«, zitiert nach: Klaus Taschwer, Benedikt Föger: Konrad Lorenz: Biographie, Wien: Paul Zsolnay (2003), S. 253.
- 50
Vgl. Groupement de Recherche et d’Etudes pour la Civilisation Européenne: Dix ans de combat culturel pour une renaissance, Paris: G.R.E.C.E. (1977), S. 64f.
- 51
Vgl. ebd., S. 63.
- 52
Vgl. Franz Greß, Hans-Gerd Jaschke, Klaus Schönekäs: Neue Rechte und Rechtsextremismus in Europa: Bundesrepublik, Frankreich, Großbritannien, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften (1990), S. 51.
- 53
Vgl. Nouvelle École 32 (1979), S. 10.
- 54
Vgl. Franz Greß, Hans-Gerd Jaschke, Klaus Schönekäs: Neue Rechte und Rechtsextremismus in Europa: Bundesrepublik, Frankreich, Großbritannien, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften (1990), S. 48.
- 55
Vgl. Jacob Collins: The Anthropological Turn: French Political Thought After 1968, Philadelphia: Pennsylvania University Press (2020), S. 6.
- 56
Vgl. Thierry Pfister, »La Nouvelle Droite s’installe«, Le Monde (22.06.1979).
- 57
Siehe die Sammlung von Zeitungsartikel von Julien Brunn: La nouvelle droite: le dossier du »procès«, Paris: Nouvelles Éditions Oswald (1979) (»Faut-il brûler?«).
- 58
Vgl. Alain de Benoist: Les Idées à l’endroit, Paris: Hallier (1979), S. 20.
- 59
Vgl. Guy Hocquenghem, »Contre, tout contre la Nouvelle Droite«, Libération (13.07.1979).
- 60
Vgl. Titelblatt von Le Nouvel Observateur 764 (02.07.1979).
- 61
Vgl Jonathan Kandell, »France’s New Right Bids for Influence in Government«, International Herald Tribune (09.07.1979).
- 62
Vgl. mehrere Artikel in Le Matin: Jean Bothorel, »Les territoires des nouveaux idéologues« (25.07.1979); Laurent Dispot, »Argument scientifique et argument d’autorité«, (27.07.1979); Alain Touraine, »Petites querelles doctrinales et grandes menaces politiques« (31.07.1979); Gerard Leclerc, »Au-delà de la ›blaguologie‹ scientifique« (07.08.1979).
- 63
Vgl. o.A., »France: A New Right Raises Its Voice«, Time Magazine 114/7 (13.08.1979).
- 64
Vgl. o.A., »Den alten Volksgeist erwecken. Alain de Benoist über die ›Verwurzelungs‹-Ideologie der französischen Neuen Rechten«, Der Spiegel 34 (20.08.1979).
- 65
Vgl. Lorenzo Bocchi, »Ma la ‚Nuova destra‘ è vecchia?«, Corriere della sera (13.07.1979).
- 66
Vgl. Alain de Benoist: Les Idées à l’endroit, Paris: Hallier (1979), S. 13.
- 67
Vgl. François Bondy, »Die beiden ›Neo‹«, Die Weltwoche (12.12.1979).
- 68
Vgl. Julien Brunn: La nouvelle droite: le dossier du »procès«, Paris: Nouvelles Éditions Oswald (1979) (»Faut-il brûler?«).
- 69
Vgl. Beiblatt zu Julien Brunn: La nouvelle droite: le dossier du »procès«, Paris: Nouvelles Éditions Oswald (1979) (»Faut-il brûler?«).
- 70
Alain de Benoist: Les Idées à l’endroit, Paris: Hallier (1979), S. 20.
- 71
Vgl. »L’interview de Playboy: Alain de Benoist. Réflexions étonnantes du chef de file de la ›nouvelle droite‹«, in: Playboy. Edition Française 72 (31.10.1979), S. 41–46 u. 160, hier 41.
- 72
Vgl. Alain de Benoist: Les Idées à l’endroit, Paris: Hallier (1979), S. 26. Für weitere Angaben hierzu vgl. Franz Greß, Hans-Gerd Jaschke, Klaus Schönekäs: Neue Rechte und Rechtsextremismus in Europa: Bundesrepublik, Frankreich, Großbritannien, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften (1990), S. 73-79.
- 73
Vgl. Rainer Benthin: »Angriffe aus der Nische: Die Bedeutung von ›1968‹ für den Kulturkampf der Neuen Rechten in Deutschland«, in: Damir Skenderovic, Christina Späti: 1968 – Revolution und Gegenrevolution: Neue Linke und Neue Rechte in Frankreich, der BRD und der Schweiz, Basel: Schwabe (2008), S. 91f.
- 74
Vgl. Franz Greß, Hans-Gerd Jaschke, Klaus Schönekäs: Neue Rechte und Rechtsextremismus in Europa: Bundesrepublik, Frankreich, Großbritannien, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften (1990), S. 78.
- 75
Vgl. »Quelle nouvelle droite?«, Produktion: Antenne 2, Sendung: Apostrophes, 28.07.1979, 74 Minuten, hier ab Minute 01:00.
- 76
Ebd., ab Minute 13:00.
- 77
Ebd., ab Minute 44:25.
- 78
Vgl. Éléments pour une civilisation européenne 32 (1979), S. 15.
- 79
»Les nouveaux philosophes sont-ils de droite ou de gauche?«, Produktion: Antenne 2, Sendung: Apostrophes, 27.5.1977, 76 Minuten.
- 80
Perry Anderson: In the Tracks of Historical Materialism, London: Verso (1983), S. 32.
- 81
Zur Verwendung des Totalitarismus-Begriffs bei de Benoist vgl. Alain de Benoist: Les Idées à l’endroit, Paris: Hallier (1979), S. 39, 97, 102 und 108f.
- 82
Vgl. o.A., France: A New Right Raises Its Voice, Time Magazine 114/7 (13.08.1979).
- 83
Vgl. »L’interview de Playboy: Alain de Benoist. Réflexions étonnantes du chef de file de la ›nouvelle droite‹«, in: Playboy. Edition Française 72 (31.10.1979), S. 41-46 u. 160, hier S. 41.
- 84
Vgl. David W. Park: »Public Intellectuals and the Media: Integrating Media Theory into a Stalled Debate«, in: International Journal of Media and Cultural Politics 2/2 (2006), S. 120. Vgl. zum sozialen Feld von öffentlichen Intellektuellen aber auch David Drake: Intellectuals and Politics in Post-War France, Basingstoke: Palgrave (2002) (French Politics, Society, and Culture Series), Kapitel 5. Zu Intellektuellen der Neuen Rechten in Frankreich vgl. ebd., S. 154-156. Drake weist insbesondere darauf hin, dass de Benoists Nouvelle Droite anstrebte, ihre politischen Debatten »so öffentlich wie möglich« auszuführen. Für theoretische und analytische Hinweise zum veränderten sozialen Feld der Intellektuellen in Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg sei auch auf Kp. 7 von Patrick Baerts Monographie The Existentialist Moment verwiesen (Vgl. Patrick Baert: The Existentialist Moment: The Rise of Sartre as a Public Intellectual, Cambridge: Polity Press (2015), insb. S. 184–189.)