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Was ist Universität? Zwölf Antworten aus Basel
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Rea Grünenfelder

Spielfeld eröffnet

Das Basler Kollegiengebäude ist ein Ort, der universitätsübergreifend genutzt wird. Ein studentisches Spiel zeigt auf, wie aus Architektur und Raumgestaltung eine institutionelle Geschichte spricht, die ihre Nutzer*innen lenkt und beeinflusst.

»Ein wahrhaft historischer Tag! Die Vögel auf den Bäumen singen fröhlich ein Liedchen, die Blätter an den Bäumen rauschen fröhlich im Winde […] heute wirst Du dich an der Uni immatrikulieren und zu studieren beginnen!«1 1990, der erste Studientag an der Universität Basel: Mit den Augen der Redaktion des studentischen Magazins Metropolitan2 blicken wir durch die Brille der studentischen Neuankömmlinge. Als Figuren eines von Studierenden konzipierten Spiels beginnt für sie (und uns) ein Spaziergang zwischen universitären Räumen und Formularen, den Stationen des Spiels [Abb. 1].3 Im Zentrum dieses Tages steht das Kollegienhaus, der gemeinsame Nenner aller Basler Fakultäten und bis vor einigen Jahren das administrative Herz der Universität Basel. Spieler*innen starten bei der Nummer 1 und rücken auf dem papiernen Spielfeld entlang der 64 nummerierten Stationen im Universitätsgebäude vor. Jede Station bietet zwei Optionen der Fortsetzung des Rundgangs durch das Gebäude an, wobei es sich für eine zu entscheiden gilt. Wer den Weg bis zum letzten Feld findet, hat sich erfolgreich immatrikuliert. Dieses Spiel kann als ein methodischer Zugang zur Wahrnehmung von Spezifika dieser Räumlichkeiten und deren Nutzungsmodi gelesen werden. Von Feld zu Feld werden Räume erfahrbar gemacht, die Ausdruck einer Alltagskultur der Universität sind und gleichzeitig den Rahmen dieser Institution visualisieren.

Roland Barthes beschreibt in Semiotik und Urbanismus (1967)4 die Erfassung von Raum und Stadt als Gedicht, das erst geprägt von unterschiedlichen Lesarten erfassbar wird. Die Universität ist analog dazu ein hoch frequentierter Raum, der klare Strukturen aufweist. Verschiedene Quartiere (Fakultätskomplexe) sowie eine Zentrum-Peripherie-Dichotomie gehören zu ihrem Repertoire. Das Kollegiengebäude ist das Zentrum dieses Raumes und kann, mit Barthes gedacht, nur aus einem Bewusstsein für die verschiedenen Lesarten der Nutzer*innen verständlich werden. Dieser Text ist ein Versuch, den Weg einer Nutzer*innengruppe abzuschreiten und ihn mit der architektonischen Rahmung zu verbinden und zu kontextualisieren. Wo werden Studierende und ihre Nutzung der universitären Räume sichtbar, wo rückt die Institution in den Vordergrund?

Die Perle der Wissenschaft

Feld 1: »Du betrittst das Kollegiengebäude (KGB)«.

Im Sinne der ersten Station des Spielfelds steigen wir also die drei Stufen vor dem nordöstlichen Eingang des 1939 von Roland Rohn erbauten Kollegiengebäudes hinauf [Abb. 2]. Von der Strasse herkommend, steuern wir nicht frontal auf das Gebäude zu, sondern blicken seitlich auf eine Einkerbung, die durch den Säulengang produziert wird. Hohe Fenster, in kurzen Abständen aufeinander folgend, durchziehen die nördliche Fassade oberhalb des Säulengangs. Die Architektur orientiert sich spürbar an Idealen des Neuen Bauens. Dieser Stil in seiner spezifisch Schweizerischen Ausprägung der modernen Architekturströmungen Europas ist einerseits geprägt durch Persönlichkeiten wie den Architekten Karl Moser, aber auch den in den europäischen Avantgardebewegungen gut vernetzten Kunsthistoriker Sigfried Giedion. Als Sekretär der Congrès Internationaux d’Architecture Moderne (CIAM) hat er die Schweizerische Architekturlandschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts entscheidend mitgeprägt. Nach dem Ersten Weltkrieg läutete die Bewegung des Neuen Bauens eine neue funktionalistische Ära ein, die sich in der Typisierung von Formen sowie der Normierung von Bauteilen niederschlug und so nach einer standardisierten Form der modernen Wohn- und Lebensbedürfnisse suchte.5

Abb. 1: Kollegiengebäude Spiel im Studierendenmagazin Metropolitan, November 1990.

Ein zweiter Blick auf das Kollegiengebäude offenbart jedoch ambivalente Züge des modernen Baustils. Ausladende Fensterfronten und eine nahezu schmucklose Fassade treffen auf Merkmale klassizistischer Architektur, wie einen in die Fassade übergehenden Portikus, eine helle Steinfassade oder eine klassisch antike Dreiteilung des Aufrisses mit Sockel, Hauptgeschoss und Dachzone. »Auch die Schweizer Architekturgeschichte ist eine Geschichte der ideologischen ›Neutralisierung‹ der Moderne«,6 schreibt der Kunsthistoriker und Architekturtheoretiker Stanislaus von Moos in der Festschrift zum 50. Jubiläum des Kollegienhauses und kontextualisiert damit diesen ambivalenten Eindruck. Wie der Architekt Otto Rudolf Salvisberg, von dem er stark beeinflusst war, handelte sich Rohn immer wieder den Vorwurf ein, ein konservativer Vertreter der Moderne zu sein.7 Die Salvisberg’sche Moderne wird in dieser Argumentation nicht mehr als Initialzündung, als eine Avantgarde verstanden, sondern zeigt sich in einer bereits institutionalisierten Form.8

Während der Besteigung der Treppenstufen finden sich linkerhand, seltsam verbannt in die seitliche Peripherie des Bauwerks, gewichtige Worte von Papst Pius II. (1405–1464), der mit der Gründung der Universität Basel als ihr Stifter verbunden ist:

»EX DONO DEI MORTALIS HOMO PER ASSIDUUM STUDIUM ADIPISCI VALET SCIENTIAE MARGARITAM, QUAE EUM AD MUNDI ARCANA COGNOSCENDA DILUCIDE INTRO DUCIT ET IN INFIMO LOCO NATOS EVEHIT IN SUBLIMES«.9

Abb. 2: Robert Spreng, Kollegiengebäude der Universität Basel, 1941.

Die Skulptur Lehrer und Schüler [Abb. 3] wacht über das Geschriebene, wobei sich der steinerne Schüler gleichsam darauf zu verpflichten scheint. Obgleich sie in puncto Materialisierung mit der Fassade identisch ist, muss betont werden, dass der Basler Künstler Alexander Zschokke die Figur erst sechs Jahre nach Eröffnung des Gebäudes geschaffen hat. Ein Aufsatz des Architekten in der Eröffnungsschrift macht aber deutlich, dass eine künstlerische Intervention zum Zwecke der Dekoration und Vervollständigung der architektonischen Wirkung der Fassade schon früh mitgedacht wurde.10

»Die äussere Gestaltung des Gebäudes soll den Zweck, für den es bestimmt ist, erkennen lassen«11, formulierte das Baudepartement des Kantons Basel-Stadt 1931 in der ersten öffentlichen Ausschreibung für das neue Kollegienhaus. Weitere Hinweise auf die erwünschte Gestaltung gibt die Quellenlage nicht her, dennoch liess die Baukommission diesen Aspekt nicht unerwähnt. Es herrschte folglich ein Konsens darüber, wie universitäre Gebäude auszusehen haben. Rohn ging aus der engeren Wettbewerbsrunde von 1933 als Sieger hervor. Entspricht sein Entwurf also der (zumindest äusserlichen) Vorstellung eines universitären Gebäudes in den 1930er Jahren?

Wenn wir uns zur Beantwortung dieser Frage in der Schweiz der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts umsehen, dann bilden das 1914 fertiggestellt Hauptgebäude der Universität Zürich, erbaut von Karl Moser, das 1941 eröffnete Miséricorde von Denis Honegger an der Universität Fribourg wie auch das von Salvisberg und Otto Brechbühl entworfene Institutsgebäude an der Universität Bern (1928–1931)12 drei unmittelbare Referenzpunkte. Alle Bauwerke werden der Moderne zugerechnet, visualisieren im direkten Vergleich jedoch die Breite dieses Stilbegriffs.

Während Mosers Zürcher Universitätsgebäude durch seine Monumentalität und Elemente wie den Lichthof klassizistische Bezüge herstellt, steht Honeggers Bau auch in der Tradition der Avantgarde Le Corbusiers oder der Moderne eines Auguste Perrets. Auch wenn auf den ersten Blick die asymmetrische Anordnung des Miséricorde [Abb. 4] und die Materialisierung mit Sichtbeton auffallen und Assoziationen mit der avantgardistischen Moderne wecken, stechen doch neoklassizistische Elemente dominant hervor. Perrets Notre-Dame du Raincy klingt ebenso an wie das Prinzip der offenen Raumstrukturen von Le Corbusier.13

Abb. 3: Lehrer und Schüler von Alfred Zschokke und Inschrift Pius II. am Eingang des Kollegiengebäudes.

Im Zusammenhang mit Überlegungen des Architekten Honegger zum Miséricorde tritt aber auch ein Topos in den Vordergrund, der Gegenstand der Wettbewerbsunterlagen des Kollegienbäudes ist: die Übereinstimmung von Zweck und Gestaltung von Architekturen. In einer Kritik an den Avantgarden spricht sich Honegger gegen die typischerweise vertretene Negierung von Ornamentik aus, die vor allem bei der inneren Ausgestaltung des Universitätsgebäudes in Fribourg unübersehbar ist. Ornamentik wird folglich nicht als zweckfrei angesehen, sondern erfüllt eine bestimmte Funktion am Gebäude: Sie soll Emotionen wecken. Im gleichen Atemzug bezieht sich Honegger auf Vitruv und dessen Prinzip der Angemessenheit von Architektur – mit anderen Worten: ob ein Gebäude auch so aussieht, wie es tatsächlich genutzt wird.14 Angemessenheit in der Architektur ist dann gegeben, wenn die Institution aus der Gestaltung des Gebäudes spricht.

Im Anschluss an diese Überlegungen lohnt sich ein weiterer Vergleich mit dem Hauptgebäude der Universität Zürich [Abb. 5]. Mit Karl Moser tritt hier eine weitere ambivalente Persönlichkeit auf den Plan. Moser hat in der Schweizer Architekturgeschichte die Rolle eines Vaters der modernen Architektur inne, verbleibt in der Rezeption aber auch oft in dieser Übergangszeit.15 Wenn also sein Universitätsgebäude nach der Fertigstellung 1914 als neues Wahrzeichen der Stadt Zürich gefeiert wurde, hat dies sicherlich auch mit dem Umstand zu tun, dass nicht von einer avantgardistischen Gestaltung gesprochen werden kann – ganz im Gegenteil: Moser liess sich an einigen Stellen von der lokalen bürgerlichen Bautradition16 inspirieren. Gleichwohl hat er sich für die Bestückung des Gebäudes mit junger, moderner Kunst eingesetzt und betonte in der Festschrift zur Einweihung: Ein Universitätsgebäude sei »kein Kleidergerüst fleissig erworbener Wissenschaft, sondern ein gewachsener Organismus, ein aus der Gegenwart geborener und in die Gegenwart lebender beseelter Körper.«17

Ein Bekenntnis der Sympathie zum Konzept der Verleugnung von historischen Bezügen der Architektur, wie sie die Avantgardist*innen so vehement propagiert haben?18 Unabhängig von dieser Aussage reiht sich dieses Gebäude in die monumentale Architektur von Universitätsgebäuden ein, mit dem Ziel auszudrücken, was darin betrieben wird: erhabene Wissenschaft. Traditionskonforme Gestaltung ist gerade in der Gegenüberstellung zu anderen Bauten des Architekten (etwa der St. Antoniuskirche in Basel) überproportional vorhanden. Die Aura der Wissensproduktion soll gewissermassen auf die äusseren Strukturen des Baus übertragen werden. Ist es folglich, in Anbetracht der besprochenen Gebäude, nicht bereits die Institution Universität, die nach einer bestimmten architektonischen Aura verlangt und damit eine Mässigung jedweder zeitgenössischen Architekturtendenzen einfordert?

Abb. 4: Université Miséricorde, Fribourg.

Vorbei an den wandfüllenden Mosaiken Walter Eglins19 treten wir in die Eingangshalle des Kollegiengebäudes ein. Kurz umringt uns eine Gruppe Student*innen, eine Professorin drückt sich an uns vorbei und steigt gemächlich die Wendeltreppe in den 1. Stock hinauf. Wir lassen unseren Blick nach rechts schweifen: Der einladende Eingangsbereich verengt sich sogleich zugunsten diverser administrativer Räumlichkeiten sowie einer Bücherausgabe mit angegliedertem studentischem Lesesaal. Am Ende des Ganges, vorbei am offenen Erfrischungsraum und einer Treppe, die zu den Hörsälen im 1. Stock führt, befindet sich die Aula [Abb. 6].

Feld 13: »Du befindest dich in der Aula, wo gerade die Immatrikulationsfeier stattfindet. Was tust Du? Du verlässt den Saal […]« oder »Du bleibst.«

Endlich wieder Mensch geworden

Wettbewerbsausschreibung 1931, I. Allgemeine Bestimmungen, 34: »Die Aula, auch als öffentlicher Vortragssaal benützbar. Sie soll im Saalparkett 500 bis 520 Sitzplätze und auf einer Empore 50 bis 60 Sitzplätze enthalten. […] Der Zugang zur Aula ist möglichst unabhängig von den übrigen Raumgruppen anzuordnen«.20

Die im Westflügel des Kollegiengebäudes gelegene Aula verfügt über einen separaten Seiteneingang, der einen direkteren Zugang von aussen ermöglicht. Die grosszügige Bestuhlung und eine dekorative Decke aus Tannenholz unterstreichen die festliche und repräsentative Funktion dieser Räumlichkeiten. Tageslicht strömt durch die fast ebenerdigen Fenster, und eine Empore mit stattlichen drei Sitzreihen weckt Erinnerungen an Kirchenarchitektur und Theatersäle.

Die Grenze zur Stadt Basel verschwimmt hier, die Öffnung bleibt aber eine scheinbare. Wenn auch »unabhängig von den übrigen Raumgruppen«, ist die Aula doch in institutionellen Räumen der Universität angesiedelt, liegt hinter der travertinverkleideten Fassade. Diese Abgrenzung wird nicht nur durch die physischen Mauern geschaffen, sondern auch durch subtile Momente wie das Zitat Papst Pius II., das sich räumlich gedacht an der Schwelle vom Aussen zum Inneren des Kollegiengebäudes befindet. Denn auch hier wird auf textueller Ebene eine Grenze zwischen »Erfahrenen« und »Unerfahrenen« gezogen, die der Besitz der sogenannten »Perle der Wissenschaft« erst sichtbar macht. Die Beziehung zwischen Universität und Stadtgesellschaft manifestiert sich in der Aula, indem sowohl die Gestaltung des Raumes selbst als auch dessen abgesonderte Lage innerhalb des Gesamtentwurfes auf einen ambivalenten Austauschprozess hindeuten. In der Beziehung der Parallelwelten Stadtraum und Wissensinstitution zeigt sich ein weiteres Element, das den universitären Raum konstituiert und dessen architektonische Umsetzung bedingt: Identitätspolitik.

Abb. 5: Hauptgebäude der Universität Zürich.

»So weit Basel Ansehen geniesst, hat die Universität ihren redlichen Anteil daran«,21 postulierte der Alumnus Jacob Wackernagel in einem Referat, das er 1930 anlässlich einer Untersuchung der Beziehung zwischen den Bürger*innen Basels und der städtischen Universität gehalten hat. Wackernagel illustrierte damit den Konsens, dass die Universität nicht nur die grösste Bildungsinstitution Basels ist, sondern auch zentraler Bestandteil der städtischen Identität. Universitäre Gebäude sind nicht mehr rein repräsentative Einheiten, oder drastischer: Hüllen, die zum Renommee einer Stadt beitragen, jedoch nur von einer verschwindend kleinen Gruppe genutzt werden – sie sollen vielmehr tatsächlich Teil des städtischen Raumes werden.

Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zu einer sukzessiven Erweiterung der Räumlichkeiten der Universität Basel und damit auch einer Etablierung des neuen Universitätsbezirks, zu dem der spätere Standort des Kollegienhauses gezählt werden kann. Die universitären Gebäude hatten sich bis dahin – seit der Gründung 1460 – allein auf den Münsterbezirk beschränkt. Bereits die Gründung lässt ambitionierte Bestrebungen der Stadt Basel und ihrer Bevölkerung erkennen, die eine Ausbildungsstätte für ihre Söhne wünschten und sich wirtschaftlichen Erfolg von einer solchen Institution erhofften.22 Aber auch Erweiterungsprozesse im 19. Jahrhundert machen die Verbindung der Stadtidentität mit ihrer Universität überdeutlich. Dies zeigt sich 1846 exemplarisch am Bau eines Universitätsmuseums durch Melchior Berri.23 Im kollektiven Bewusstsein der Basler Stadtbevölkerung brannte sich der Neubau schnell als Wahrzeichen ein und wurde als Gegenpol zum Bahnhof wahrgenommen.24

Abb. 6: Robert Spreng, Aula des Kollegiengebäudes, 1941.

Diese Zusammenhänge hallen im Kollegienhaus, dem Zentralbau der Universität Basel, ebenfalls nach. Obwohl bereits 1906 erkannt wurde, dass der akute Mangel an Räumlichkeiten der Universität Handlungsbedarf erforderte, konnten die Bauarbeiten für das Kollegiengebäude erst 1937 beginnen.25 Diese Debatte ist nicht nur Abbild eines klassischen Prozesses von grösseren Überbauungen mit öffentlicher Funktion, sondern beschreibt die identitätsstiftende Wirkung der Universität auf exemplarische Weise. Deutlich zeigt sich dies bei einer Analyse der in die Diskussion involvierten Gruppen: besorgte Bürger*innen, das Kantonsparlament, Angehörige der Universität bis hin zu Alumni. Alle fühlten sich persönlich involviert im Diskurs um das Stadtbild und die Räume, in der die Universität ansässig ist, und darüber, welche Bedingungen für die zukünftigen Generationen geschaffen werden müssen. So musste das Projekt erst die Hürde einer Verlegung weg vom traditionellen Standort im Münsterbezirk passieren, 1936 dann eine Volksabstimmung, die darüber entschied, ob das alte Zeughaus dem Neubau am Petersplatz weichen sollte.26 Die Fronten waren auch auf den Abstimmungsplakaten klar gezogen zwischen Anhänger*innen der Erhaltung traditionsbewusster Stadtplanung und -sanierung auf der einen Seite und den Stimmen des Fortschritts auf der anderen [Abb. 7].

»Der Jugend ein Neubau mit Sonne und Licht – Arbeitsbeschaffung ist unsere Pflicht«, skandieren etwa die Befürworter*innen, während bei den Gegner*innen »Wir wollen Arbeitsbeschaffung aber keine Zerstörung« zu lesen ist. Die Stimmenauszählung ergab schliesslich eine Zweidrittelmehrheit für einen Neubau auf dem Petersplatz.27 Sonne und Licht wurden in der Debatte gezielt als Metaphern für eine besser ausgestattete Universität und eine attraktivere Stadt mit einer gebildeten Jugend eingesetzt. Ein Bild, das die moderne Architektur bestens bedient und sich im Kollegiengebäude in der fast ebenerdigen Fensterfront der Aula oder an der Nordfassade in veräusserter Form bemerkbar macht. So eröffnete dann auch der Rektor Prof. Ernst Staehlin 1939 das neue Hauptgebäude der Universität Basel mit den Worten: »Es ist ein Haus, in das Licht und Sonne von allen Seiten hineinströmen kann. Möge auch Licht und Sonne von allen Seiten herausströmen.«28

Bereits im 2. CIAM-Kongress »Die Wohnung für das Existenzminimum« (1929), der als wegweisend für die architektonische Moderne gilt, wurde Licht zum zentralen Bestandteil des neuen Wohnens erkoren. Programmatische Zeilen dazu stammen etwa aus dem Referat von Walter Gropius anlässlich des Kongresses in Frankfurt:

»Die Frage nach dem Wohnungsminimum ist die nach dem elementaren Minimum an Luft, Licht, Raum, die der Mensch braucht, um bei der Vollentwicklung seiner Lebensfunktionen durch die Behausung keine Hemmungen zu erfahren. Vom biologischen Standpunkt aus benötigt der gesunde Mensch für seine Wohnung ein Maximum an Luft und Tageslicht, dagegen nur eine geringe Menge an Raum. Also ist es unrichtig, das Heil in einer Vergrösserung der Räume zu erblicken, vielmehr lautet das Gebot: vergrössert die Fenster, spart an Wohnraum.«29

Licht wird nicht nur als ästhetisches Mittel verstanden, sondern vielmehr als biologische Notwendigkeit für den gesunden, modernen Menschen. Oder wie Le Corbusier und Pierre Jeanneret im Anschluss an Gropius’ Beitrag nochmals auf den Punkt bringen: »L’habitation est un phénomène biologique.«30 Ausgehend vom Wohnungsbau wird wohlüberlegte Architektur zu einem Parameter körperlicher und seelischer Gesundheit erhoben.31 Dieses Paradigma des Wohnungsbaus dehnt sich schliesslich zu einem biopolitischen Argument und einer Entwurfspraxis der architektonischen Moderne aus. Wenn auch Äusserungen vonseiten der Studierendenschaft aus dieser Zeit ein rares Gut darstellen, ist interessanterweise gerade in diesem Zusammenhang eine Quelle bekannt. Ein Student schrieb kurz nach Eröffnung des Kollegiengebäudes am 16. Juni 1939 an seinen Vater:

»Der Student ist endlich wieder Mensch geworden. In den Pausen kann er sich im grossen Wandelgang ergehen und bald die schönen exotischen Gewächse und bald die hübschen Aquarelle geniessen […] oder er stellt sich sinnend an einen der Ahornbäume und denkt intensiv über die Zukunft der Menschheit nach. […] Das gibt eine ganz eigene berauschende Atmosphäre. Unnahbare Möglichkeiten schlummern in den neuen Räumen. […] Und was das Schönste ist, es gibt keine Tradition da. Die ist Gott sei Dank am Rheinsprung geblieben. Das neue Haus gehört der Jugend und der kommenden Zeit!«32

Auch dieser Student begreift die neuen Räumlichkeiten mit ihren modernen Vorzügen als Beitrag zur Verbesserung seines biologischen und geistigen Zustandes als Mensch und damit als architektonische Repräsentation einer neuen Zeit. Dies zeigt einerseits ein neues Verständnis von Architektur und andererseits eine ideologische Aufladung des Architekt*innen-Handwerks und des Produkts ihrer Arbeit. Nicht zuletzt wird Licht auch als eine Metapher für die Aufklärung (Siècle des Lumières), das Wissen und wissenschaftliche Erkenntnis verwendet.33 Angewandt auf das Kollegiengebäude und die Umstände seiner Entstehung wird in der Verwendung dieser programmatischen Worte sichtbar, wo Politik, Architektur, Wissensgeschichte und Gesellschaft ineinandergreifen.

Vor diesem identitätsstiftenden Hintergrund universitärer Architektur ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass alle hier besprochenen Gebäude von Schweizer Architekturbüros geplant und ausgeführt wurden. Ein Blick in die Wettbewerbsunterlagen für das Basler Kollegiengebäude offenbart gar eine detaillierte Regelung: »Zu diesem Wettbewerb werden zugelassen: die in der Schweiz heimatberechtigten Architekten, ohne Rücksicht auf ihren Wohnsitz; die seit mindestens 2 Jahren in der Schweiz niedergelassenen Architekten, auch wenn sie in der Schweiz nicht heimatberechtigt sind.«34

Wie in den zaghaft eingesetzten modernen Elementen der Architektur, zeigen sich auch hinsichtlich dieser Politik die komplexen Umstände der 1930er Jahre: Abschottung und Traditionalismus prallen auf Modernisierungstendenzen und werden in der Institution Universität gebündelt. Dasselbe darf wohl auch für die Tendenzen faschistischer Ästhetik des Kollegiengebäudes geltend gemacht werden, namentlich die bekannte Mischung aus Monumentalarchitektur, Travertin-Fassade und neoklassizistischen Elementen. Wie Stephan Trüby in der umfassenden ARCH+-Ausgabe Rechte Räume aufzeigt, sind die Übergänge zwischen den modernen und faschistischen Architekturströmungen Europas fliessend und nicht genau datierbar.35 Dies führt letztendlich zu einer allgemeinen Tendenz auch innerhalb der modernen, europäischen Architektur, wo die Grenze zwischen normativer Formgebung, Traditionalismus und Faschismus nicht mehr klar zu ziehen ist. Zunehmend verschwimmende Grenzen, die sich auch in der Besetzung der Jury für den Entwurf des neuen Kollegiengebäudes widerspiegeln: Der renommierte Architekt Paul Bonatz, Mitglied der konservativen deutschen Architektenvereinigung Der Block gehört zu den Beurteilern. Eine Vereinigung, deren Gestaltungsvorstellungen und Politik stark durch die Person Paul Schultze-Naumburg geprägt waren, der später unter dem Naziregime einer der wichtigsten Architektur- und Kunsttheoretiker werden sollte.

Abb. 7: JA und NEIN Abstimmungsplakate zum Bau des Kollegiengebäudes, 1936.

Noch immer auf Feld 13 des Studierenden-Spiels verweilend, stellen uns die Spielemacher*innen vor eine Entscheidung: entweder die Aula zu verlassen und mit entsprechendem Regelverstoss für das Verlassen der Immatrikulationsfeier konfrontiert zu sein oder lange Reden zur Tradition der Universität und ihrer Fakultäten über uns ergehen zu lassen. Wir entscheiden uns für das Sitzenbleiben und damit auch für die Erzählungen »wie schön doch Basel und wie schön die Universität – ›unsere‹ Universität – ist«. Später treten wir ein weiteres Mal auf den mit Studierenden gefüllten Gang und komplettieren in den für die administrativen Abläufe vorgesehenen, gleich neben der Aula platzierten Räumlichkeiten die letzten bürokratischen Anforderungen für das Studium. Die kleingehaltenen Büros bieten Platz für Empfangstresen und Schreibtisch, vor ihren Türen verstopfen lange Schlangen von Studierenden die engen Gänge.

Von Lehrenden und Lernenden

Feld 51: »Belegt hast du nun, aber wo sind eigentlich die Hörsäle? Du gehst den Gang entlang zurück, an den Büros vorbei und gelangst zu einer Treppe, die auf- und abwärts führt. Du gehst abwärts. > 11 Du gehst aufwärts. > 52«.

Eine geschwungene Steintreppe führt in den ersten Stock. Durch ihre zentrale Ausrichtung in der nordöstlichen Ecke des Gebäudes stellt sie ein trennendes wie auch ein verbindendes Element dar. Einerseits suggeriert ihre ausladende Breite in Relation zur schmalen, geraden Treppe, die im nordwestlichen Flügel in den ersten Stock führt, erneut eine Trennung von Haupttrakt und Annex mit der Aula. Andererseits verbindet sie im gleichen Zuge die Aufenthaltsräume und den administrativen Bereich mit den Hörsälen [Abb. 8].

Der Student ist endlich wieder Mensch geworden.

Feld 52: »Im ersten Stock angekommen siehst Du sie: Hörsäle, so weit das Auge reicht. Du betrittst einen davon und legst dem Professor, dessen Vorlesung soeben zu Ende ist, Dein Testatbuch hin. […] Du hast es geschafft! Nun darfst Du dich Studentin schimpfen. > 64«.

Der Hörsaal, wo Lehrende und Lernende aufeinandertreffen und die Idee der Universität als Ort der Einheit von Forschung und Lehre in die Tat umgesetzt wird, bildet gewissermassen das Herzstück der Institution. Wenn universitäre Architektur durchdrungen ist von institutioneller Prägung, können Raum, Architektur, Gesellschaft, Politik, Lehre und Forschung nicht getrennt voneinander gedacht werden. Das architektonische Modell des klassischen, europäischen Hörsaals bildet diese Dynamiken exemplarisch ab.

Nach dem humanistischen Bildungsreformer Wilhelm von Humboldt muss sich das Verhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden als Gleichheit vor der Wissensaufnahme und -produktion äussern.36 Dass dieses Ideal bis heute im Widerspruch zu den stark hierarchisch aufgebauten Strukturen der Universität steht, bedarf keiner langen Abhandlung. Dass die Gleichheit ein abstraktes Ideal bleibt, zeigt sich im mangelnden institutionellen Bewusstsein der diversen Zusammensetzung einer akademischen Gemeinschaft sowie der Tatsache, dass sich die hohen Hürden für nicht-weisse, körperlich beeinträchtigte, einkommensschwache Personen, für Frauen und für Menschen mit unsicherem Asylstatus seit 1930 nicht signifikant abgebaut haben. Bildhaft wird dies bereits an Zschokkes Skulptur Lehrer und Schüler am Eingang des Kollegiengebäudes [Abb. 2]. Der Lehrer wird als bärtiger Weiser inszeniert, der den Schüler gleich einem Schatten flankiert und in seiner Positur überragt. Wie eingangs erwähnt, erfüllte die Skulptur noch vor ihrer Fertigstellung eine klare Funktion für den Architekten: eine dekorative Erweiterung der architektonischen Repräsentation Universität. Doch die Suche nach einer tatsächlichen Repräsentation bleibt vergeblich, weil darin alleine die Normen der Institution zutage treten. Dieses Bild setzt sich auch im Inneren, in der räumlichen Strukturierung des Hörsaals fort: Dozierende treten als Vermittler*innen und Studierende als Empfänger*innen des Wissens auf, wobei ihre hierarchisierte Interaktion architektonisch untermauert wird.

Interessant erscheint in diesem Kontext eine Bemerkung zu den herrschenden Baustandards um die Wende zum 20. Jahrhundert. Das enzyklopädisch aufgebaute Handbuch der Architektur (1880–1943), ein wichtiges Planungsbuch für Architekturbüros, gibt die genauen Masse für einen Sitzplatz im Hörsaal an und konstruiert damit eine Normgrösse. Ein Durchschnittswert von 70 Zentimetern in der Breite und 85 Zentimetern in der Tiefe wird ermittelt und durch kleinere Abweichungen je nach Studienfach und damals (1905) verwendeten Lehrmitteln ergänzt.37 In den Vorgaben der Wettbewerbsausschreibung für das Kollegiengebäude findet sich dann auch eine Platzbemessung von mindestens 65 Zentimetern Breite und mindesten 85 Zentimetern Tiefe für die neuen Hörsäle.38 Aus der Perspektive der Nutzer*innen dieses Raumes unsichtbar, aber damit nicht minder markant, beeinflusst also die architektonische Normierung die Situation Vorlesung. Aber nicht nur, dass für die einzelnen Zuhörer*innen in Hörsälen jeweils eine genau geplante Anzahl von Zentimetern vorgesehen ist, wirkt sich strukturierend aus – auch die Ausrichtung der Sitze verfolgt einen bestimmten Zweck. Bestmögliche Akustik und Sichtbarkeit der Dozierenden soll durch die abgestuften Sitzreihen ermöglicht werden. Was aber ebenso passiert in dieser Raumgliederung, ist eine konzentrierte Exponierung der Lehrenden, die Momente der Abgrenzung und Autorität schafft. Das Verhältnis von Lehrenden und Lernenden in den traditionellen universitären Strukturen doppelt sich folglich auch in der Architektur der Räume der Wissensvermittlung, dem identitätsstiftenden Kern der Universität. Akademische Praktiken und Rollenverhältnisse werden raumsoziologisch gesprochen im Hörsaal durch ständige Wiederholung der Abläufe immer wieder neu gefestigt.39

Treppauf, treppab

Um den universitären Raum folglich bestmöglich zu greifen – oder kleinräumiger, aber stellvertretend dafür: das Kollegienhaus der Universität Basel –, reicht weder eine architektonische Analyse noch eine historische Aufarbeitung aus. Denn er ist geprägt durch die Personen, die ihn frequentieren und damit immer wieder aufs Neue formen. Mit Barthes gedacht, sollte zumindest versucht werden, die diversen Perspektiven der Leser*innenschaft dieses Raumes in eine solche Analyse einzubeziehen. Wenn er also einen komplexen Ort wie die Stadt mit den Methoden der Semiotik zu beschreiben versucht und von ihr wie von einem Gedicht spricht, das spielerisch mit seinen Signifikaten umgeht, bezieht er sich damit auf die Notwendigkeit einer Perspektive aller Nutzer*innen dieses Raumes.40 Doch wo finden sich diese Perspektiven in der Rezeption und Planung dieser Räume? Das Archivmaterial zum Spiel aus dem Studierendenmagazin Metropolitan bietet hier zumindest eine Ebene des Verständnisses an. Es zeigt uns, dass die grösste Nutzer*innengruppe der Universität diese Räume auf eine bestimmte Weise wahrnimmt und in ihrem Alltag darin von Planungsentscheidungen geleitet wird, die grösstenteils von Personen getroffen wurden, die diese Räume nicht frequentieren. Das Kollegienhaus kann aus dieser Perspektive nur als Konstrukt einer Vorstellung davon, was Universität ist (oder sein soll), beschrieben werden. Es wurde von ihren Nutzer*innen weder konzipiert noch verändert und verschliesst sich in seiner Form deren Diversität.

Abb. 8: Robert Spreng, Hörsaal im Kollegiengebäude, 1941.

Das Spielfeld Kollegienhaus illustriert das Hauptgebäude als Stellvertretung des Mikrokosmos Universität – bildhaft tritt darin die Architektur als Raster des universitären Alltags auf. Eine vermeintliche Öffnung von Wissensräumen in der Stadt kollidiert mit der institutionellen architektonischen Beschaffenheit der Universität. Das Kollegienhaus zeigt sich darin sowohl als ein geschlossener Raum gegen die Stadt als auch als ein abgeschlossenes Gebilde gegenüber der Diversität ihrer Nutzer*innen: Einige Gruppen bleiben unsichtbar, andere sind nur in einer ihnen institutionell zugeschriebenen Rolle sichtbar. Das Spiel stellt einen Versuch von Studierenden dar, sich diese Räume anzueignen. Dies muss aber immer wieder scheitern, weil alle Wege darin stark gerichtet verlaufen und die Institution und nicht ihre Nutzer*innen aus allen gestalteten Elementen sprechen. Bei allem Humor, der in das Spiel hineingearbeitet wurde und sicherlich auch einen wichtigen Bestandteil bildet, ist es dennoch mehr als die Imagination eines Narrativs innerhalb der Mauern des Kollegiengebäudes. Ein- und Ausschlussverfahren sind bereits am ersten Tag an der Universität präsent: Wer wird zu einem Studium zugelassen, wer darf welche Räume betreten, sind dabei nur zwei exemplarische Mechanismen, die greifen. Es manifestiert sich ferner ein Gedankenspiel zur Nutzung der universitären Räume durch die Gruppe der Studierenden, die sich durch die starke Gerichtetheit immer nur zwischen einer Verweigerung der vorgegebenen Nutzung und einem ergebenen Einhergehen damit abspielen kann.

Feld 64: »ENDE.«

Rea Grünenfelder studiert Critical Urbanisms an der Universität Basel.

Eine vermeintliche Öffnung von Wissensräumen in der Stadt kollidiert mit der institutionellen architektonischen Beschaffenheit der Universität.

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Kollegiengebäude Spiel im Studierendenmagazin Metropolitan (1990–1992), Ausgabe vom November 1990, Staatsarchiv Basel-Stadt, UA AA 13.10.

Abb. 2: Robert Spreng, Kollegiengebäude der Universität Basel, 1941 © Erbgemeinschaft Robert Spreng.

Abb. 3: Lehrer und Schüler von Alfred Zschokke und Inschrift Pius II. am Eingang des Kollegiengebäudes, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lehrer_und_Schüler_von_Alexander_Zschokke_(1894–1981).jpg.

Abb. 4: Miséricorde, Universität Fribourg, Denis Honegger, Aufnahme der Autorin.

Abb. 5: Karl Moser, Hauptgebäude der Universität Zürich, gta Archiv / ETH Zürich, Karl Moser.

Abb. 6: Robert Spreng, Aula der Universität Basel, 1941 © Erbgemeinschaft Robert Spreng.

Abb. 7: Abstimmungsplakat JA zum Bau des Kollegiengebäudes, 1936, Staatsarchiv Basel-Stadt, PLA 63, 1-9-1. Pierre Gauchat, 1936, »Wir wollen Arbeitsbeschaffung keine Zerstörung«, Lithographie, 128 × 90.5 cm, Plakatsammlung der SfG Basel, CH-000957-X 36855.

Abb. 8: Robert Spreng, Hörsaal an der Universität Basel, 1941 © Erbgemeinschaft Robert Spreng.

Literatur
  1. 1

    Metropolitan Magazin, »In den Gängen des KGB«, Studierendenmagazin, November 1990 (1. Jahrgang, Nr. 4), Staatsarchiv Basel-Stadt, UA AA 13.10.

  2. 2

    Die offizielle Student*innen-Zeitung wurde in den 1990er Jahren regelmässig publiziert. Student*innen äusserten sich darin zu diversen hochschulbezogenen Themen.

  3. 3

    Das Spiel, das die Grundstruktur dieses Artikels inspirierte, liest sich als Parcours durch das Kollegiengebäude in dessen architektonischem Zustand der 1990er Jahre. Die ersten Sanierungsarbeiten nach der Erbauung in den 1930er Jahren führten 2001 zu einer leichten Veränderung der Raumnutzung, weshalb der ursprüngliche Zustand im Metropolitan-Spiel performativ nachempfunden werden kann.

  4. 4

    Roland Barthes: »Semiotik und Urbanismus (1967)«, in: Christa Kamleithner, Roland Meyer, Susanne Hauser (Hg.): Architekturwissen: Grundlagentexte aus den Kulturwissenschaften, Bielefeld: Transcript (2012), S. 287–294.

  5. 5

    Dorothee Huber: »Neues Bauen«, in: Historisches Lexikon der Schweiz HLS, https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011188/2010-09-07/ (7. September 2010).

  6. 6

    Stanislaus von Moos: »Die Entschärfung der modernen Architektur: Das Kollegienhaus der Universität Basel im Wandel der Zeit«, in: Dorothee Huber (Hg.): 50 Jahre Kollegienhaus der Universität Basel: Vorträge gehalten am 10. Juni 1989, Basel: Helbing und Lichtenhahn (1991), S. 27–54, hier S. 34.

  7. 7

    Sigfried Giedion äusserte sich in der NZZ vom 16. Dezember 1928 folgendermassen über Salvisberg: »Er befreite sich langsam vom dörflichen und kunstgewerblichen Charakter seiner frühen Bauten und ging kürzlich zum flachen Dach über.« Stanislaus von Moos hob in diesem Zusammenhang hervor, inwiefern avantgardistische Kreise Salvisberg nicht als einen der ihren akzeptierte. Die so späte Einführung des Flachdachs kam in ihren Augen einer nicht ernsthaften modernen Haltung gleich. Vgl. Stanislaus von Moos: »Die Entschärfung der modernen Architektur: Das Kollegienhaus der Universität Basel im Wandel der Zeit«, in: Dorothee Huber (Hg.): 50 Jahre Kollegienhaus der Universität Basel: Vorträge gehalten am 10. Juni 1989, Basel: Helbing und Lichtenhahn (1991), S. 27–54, hier S. 29.

  8. 8

    Otto R. Salvisberg sass auch im Preisgericht, das den Prozess begleitete und über die siegreichen Entwürfe entschied. Weitere Jury-Mitglieder waren, laut Protokoll der Verhandlungen nach der ersten Wettbewerbsrunde und dem abschliessenden Gutachten von Rohns Entwurf, folgende Personen: Dr. August Brenner (Regierungsrat), Prof. Paul Bonatz (Architekt), Theodor Hünerwadel (Kantonsbaumeister), Prof. Dr. Robert Doerr (Professor für Medizin), Dr. Ernst Thalmann (Ständerat), Prof. Dr. Adolf Abel (deutscher Architekt), Max Müller (Stadtbaumeister), Prof. Dr. Erwin Ruck (Professor für Rechtswissenschaften). In der ersten Wettbewerbsrunde gingen 201 Entwürfe ein. Acht Architekturbüros wurden schliesslich ausgewählt, um in einer finalen Runde einen angepassten Entwurf zu präsentieren.

  9. 9

    Übersetzung: »Unter den verschiedenen Glückseligkeiten, welche der sterbliche Mensch in diesem hinfälligen Leben durch Gottes Gabe erlangen kann, verdient nicht unter die letzten gezählt zu werden, dass er durch beharrliches Studium die Perle der Wissenschaft zu erringen vermag, welche den Weg zu gutem und glücklichem Leben weist und durch ihre Vortrefflichkeit bewirkt, dass der Erfahrene weit über den Unerfahrenen hervorragt.« Georg Kreis: Orte des Wissens: Die Entwicklung der Universität Basel entlang ihrer Bauten, Basel: Christoph Merian Verlag (2010), S. 100.

  10. 10

    Roland Rohn: »Das neue Kollegienhaus«, in: Alfred Labhardt (Hg.): Geschichte der Kollegiengebäude der Universität Basel – 14601936: Festschrift der Universität Basel zur Einweihung des neuen Kollegienhauses am 10. Juni 1939, Basel: Verlag Braus-Riggenbach (1939), S. 93–99, hier S. 97.

  11. 11

    »Wettbewerb zur Erlangung von Plänen für den Neubau des Kollegienhauses der Universität Basel«, Wettbewerbsausschreibung für den Neubau des Kollegienhauses in Basel, 16. November 1931, Staatsarchiv Basel-Stadt, BD-REG 12c 1 (1) 4.

  12. 12

    Da es sich bei Salvisbergs Institutsgebäude nicht um ein universitäres Hauptgebäude handelt, wird es im Folgenden nicht weiter einbezogen. Ein Hauptgebäude muss insofern anderen Ansprüchen gerecht werden, als es verschiedenen Fakultäten gleichzeitig dient. Dennoch ist das Vorhandensein dieses modernistisch geprägten Institutsgebäudes bedeutsam für die Entwicklung der Schweizerischen Universitätsarchitektur.

  13. 13

    Christoph Allenspach: »Universität Miséricorde: Zwischen Klassik und Moderne«, in: Forum d’Architecture Fribourg, Cyrill Haymoz (Hg.): Université Miséricorde Fribourg: classicisme structurel et modernité, Sulgen: Niggli (2014), S. 208–253, hier S. 241.

  14. 14

    Vgl. Christoph Allenspach: »Universität Miséricorde: Zwischen Klassik und Moderne«, in: Forum d’Architecture Fribourg, Cyrill Haymoz (Hg.): Université Miséricorde Fribourg: classicisme structurel et modernité, Sulgen: Niggli (2014), S. 208–253, hier 215ff.

  15. 15

    Sonja Hildebrandt, Stanislaus von Moos: »Kunst. Bau. Zeit. Einleitung«, in: dies. (Hg.): Kunst – Bau – Zeit 1914–2014: Das Zürcher Universitätsgebäude von Karl Moser, Zürich: Scheidegger & Spiess (2014), S. 10–19, hier S. 13.

  16. 16

    Sonja Hildebrandt: »Merkorte und Denkräume: Karl Moser, Architektur und Wissenskultur um 1910«, in: Sonja Hildebrandt, Stanislaus von Moos (Hg.): Kunst – Bau – Zeit 1914–2014: Das Zürcher Universitätsgebäude von Karl Moser, Zürich: Scheidegger & Spiess (2014), S. 196–23, hier S. 213.

  17. 17

    Karl Moser: »Das neue Universitätsgebäude«, in: Universität Zürich: Festschrift des Regierungsrates zur Einweihung der Neubauten, 18. April 1914, Zürich: Orell Füssli (1914), S. 105.

  18. 18

    Zu dieser Interpretation gelangt etwa Stanislaus von Moos: »Rendez-vous im Lichthof«, in: Sonja Hildebrandt, Stanislaus von Moos (Hg.): Kunst – Bau – Zeit 1914–2014: Das Zürcher Universitätsgebäude von Karl Moser, Zürich: Scheidegger & Spiess (2014), S. 232–267, hier S. 236ff.

  19. 19

    Walter Eglin, Sendung, Wandmosaik, 1942–1946.

  20. 20

    »Wettbewerb zur Erlangung von Plänen für den Neubau des Kollegienhauses der Universität Basel«, Wettbewerbsausschreibung für den Neubau des Kollegienhauses in Basel, 16. November 1931, Staatsarchiv Basel-Stadt, BD-REG 12c 1 (1) 4.

  21. 21

    Jacob Wackernagel sen.: Stadt und Universität Basel: Vortrag gehalten am 21. Januar 1930 in der »Vereinigung der Freunde der Universität«, Basel: Helbing und Lichtenhahn (1930), S. 29.

  22. 22

    Georg Kreis: Orte des Wissens: Die Entwicklung der Universität Basel entlang ihrer Bauten, Basel: Christoph Merian Verlag (2010), S. 16.

  23. 23

    Zur Bedeutung des Berri-Baus für die Universität Basel siehe den Text von Simeon Jankovic in diesem Heft.

  24. 24

    Georg Kreis: Orte des Wissens: Die Entwicklung der Universität Basel entlang ihrer Bauten, Basel: Christoph Merian Verlag (2010), S. 56.

  25. 25

    »Das Kollegienhaus«, in: Universität Basel: 550 Jahre Universität Basel, https://unigeschichte.unibas.ch/behausungen-und-orte/universitaetsgebaeude-der-moderne/kollegienhaus/das-kollegienhaus (2010).

  26. 26

    »Das Kollegienhaus«, in: Universität Basel: 550 Jahre Universität Basel, https://unigeschichte.unibas.ch/behausungen-und-orte/universitaetsgebaeude-der-moderne/kollegienhaus/das-kollegienhaus (2010).

  27. 27

    Genaueres dazu bei: Georg Kreis: Orte des Wissens: Die Entwicklung der Universität Basel entlang ihrer Bauten, Basel: Christoph Merian Verlag (2010), S. 96.

  28. 28

    »Das Kollegienhaus«, in: Universität Basel: 550 Jahre Universität Basel, https://unigeschichte.unibas.ch/behausungen-und-orte/universitaetsgebaeude-der-moderne/kollegienhaus/das-kollegienhaus (2010).

  29. 29

    Walter Gropius: »Die soziologischen Grundlagen der Minimalwohnung«, in: Martin Steinmann (Hg.): CIAM: Internationale Kongresse für Neues Bauen: Congrès internationaux d’architecture moderne: Dokumente 1928–1939, Basel, Stuttgart: Birkhäuser (1979), S. 49.

  30. 30

    Le Corbusier, Pierre Jeanneret: »Analyse des éléments fondamenteaux du problème de la maison minimum«, in: Martin Steinmann (Hg.): CIAM: Internationale Kongresse für Neues Bauen: Congrès internationaux d’architecture moderne: Dokumente 1928–1939, Basel, Stuttgart: Birkhäuser (1979), S. 60–64, hier S. 60.

  31. 31

    Siehe dazu auch Franz Hauner: Licht, Luft, Sonne, Hygiene: Architektur und Moderne in Bayern zur Zeit der Weimarer Republik, Oldenburg: De Gruyter (2020), S. 58: »Probleme, welche die Industrialisierung mit am deutlichsten in der Wohnungsmisere heraufbeschworen hatte, sollten mit Licht, Luft und Sonne und vor allen Dingen durch Hygiene gelöst werden.«

  32. 32

    Zit. in Carl Rudolf Pfaltz: »50 Jahre Kollegienhaus der Universität Basel«, in: Dorothee Huber (Hg.): 50 Jahre Kollegienhaus der Universität Basel: Vorträge gehalten am 10. Juni 1989, Basel: Helbing und Lichtenhahn (1991), S. 9.

  33. 33

    Martin Schieder: »Aufklärung«, in: Uwe Fleckner, Martin Warnke, Hendrik Ziegler (Hg.): Handbuch der politischen Ikonographie, München: C.H. Beck (2011), S. 96.

  34. 34

    Wettbewerbsausschreibung für den Neubau des Kollegienhauses in Basel, 16. November 1931, Staatsarchiv Basel-Stadt, BD-REG 12c 1 (1) 4.

  35. 35

    Vgl. Stephan Trüby: »Eine neue Rechte gibt es nicht: Zur Architekturhistoriografie und -theorie der Rechten in Deutschland einst und heute«, in: ARCH+ 52 (Mai 2019), S. 12–23.

  36. 36

    Andreas Flitner, Klaus Giel (Hg.): Wilhelm von Humboldt: Werke in fünf Bänden. Band IV: Schriften zur Politik und zum Bildungswesen, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft (1982 [1960]), S. 169f.: »Darum ist auch der Universitätslehrer nicht mehr Lehrer, der Studirende nicht mehr Lernender, sondern dieser forscht selbst und der Professor leitet seine Forschung und unterstützt ihn darin.«

  37. 37

    Hermann Eggert, Carl Junk, Carl Körner, Eduard Schmitt: »Hochschulen, zugehörige und verwandte wissenschaftliche Institute«, in: Handbuch der Architektur [Teil 4, 6. Halbband, Heft 2a], Stuttgart: Alfred Kröner Verlag (1905). S. 5.

  38. 38

    Wettbewerbsausschreibung für den Neubau des Kollegienhauses in Basel, 16. November 1931, Staatsarchiv Basel-Stadt, BD-REG 12c 1 (1) 4.

  39. 39

    Vgl. Martina Löw: Raumsoziologie, Frankfurt am Main: Reclam (2001), S. 263: »Über die repetitiven Handlungen werden räumliche Strukturen rekursiv reproduziert.«

  40. 40

    Vgl. Roland Barthes: »Semiotik und Urbanismus (1967)«, in: Christa Kamleithner, Roland Meyer, Susanne Hauser (Hg.): Architekturwissen: Grundlagentexte aus den Kulturwissenschaften, Bielefeld: Transcript (2012), S. 287–294, hier S. 294.